Science Fiction Almanach 1981
Karriere der Marion Zimmer Bradley bald enden. Während der Schulzeit war sie auf die Bücher des amerikanischen Phantasten Robert W. Chambers gestoßen, der als Verfasser historischer Romane einen au s gezeichneten Ruf besaß. Seine Sammlung übernatürlich-phantastischer Kurzgeschichten THE KING IN YELLOW (1895), die man ihr aufgrund dieser Tatsache zu lesen e r laubte, entpuppte sich jedoch unvermutet als Fantasy rei n sten Wassers und nahm sie sofort gefangen. Die SF-Magazine zu lesen, die in den USA der dreißiger und vierz i ger Jahre mit dem gleichen negativen Image behaftet waren wie hierzulande die sogenannten Groschenhefte, erlaubte man ihr jedoch nicht. Erst als MZB sechzehn Jahre alt war und an einem Ferienlager teilgenommen hatte, änderte sich das Verhalten des bis dahin wohlbehüteten, „braven“ Mä d chens. Der Leiter des Ferienlagers, dem aufgefallen war, daß das junge Mädchen sich mit Gleichaltrigen schwertat, schenkte ihr, als sie nach Hause zurückfuhr, einen Leitfaden mit dem bezeichnenden Titel Wie man Freunde gewinnt und Menschen für sich einnimmt. Trotz ihrer jungen Jahre zog MZB noch während der Eisenbahnfahrt den richtigen Schluß: „Man hätte diese Broschüre Die Kunst, Leute zu verarschen, damit sie dich für etwas halten, das du gar nicht bist nennen sollen.“ An der nächsten Zughaltestelle nahm sie sich ein Herz und kaufte sich eine Ausgabe des SF-Magazins Startling Stories. Als sie die Leserbriefspalte en t deckte, wurde ihr klar, daß es Tausende von Menschen gab, die eine Vorliebe für abenteuerliche Phantastik besaßen. Und kurz darauf gehörte sie dazu, schrieb Leserbriefe an die Magazine, tauschte mit Dutzenden von SF-Fans Meinungen aus, gab ein Fanzine heraus, schrieb Kurzgeschichten und verwendete ihr gesamtes Taschengeld für Briefmarken und Lesestoff. Sie wurde schließlich langsam erwachsen, brach das College ab, heiratete mit neunzehn Jahren den dreißig Jahre älteren Eisenbahnangestellten Robert A. Bradley und zog mit ihm nach Texas, wo sie – in einer von der Sonne verdorrten Einöde lebend – ihrer Verzweiflung, mit den a n deren Eisenbahnerfrauen nicht zurechtzukommen, dadurch zu entgehen versuchte, daß sie ihr Hobby noch verstärkter betrieb.
Robert A. Bradley schenkte der SF-Besessenheit seiner jungen Frau zunächst wenig Beachtung: Er selbst intere s sierte sich für Unbekannte Fliegende Objekte und Astrol o gie. Erst einige Jahre später (1950 wurde den Bradleys der Sohn David geboren), als sie ernsthaft versuchte, in die Ri e ge der Professionellen einzubrechen, und der heimische Briefkasten von Ablehnungsbescheiden überquoll, zeigte er Anzeichen sanfter Ungehaltenheit. Sie wurden noch stärker, als es seiner Frau gelungen war, ein paar Erzählungen an (meist kurzlebige) SF-Magazine zu verkaufen.
Der Status der professionellen Schriftstellerin, den Mar i on Zimmer Bradley nun innehatte, verlangte plötzlich einen veränderten Lebensrhythmus, der vom Einhalten bestimmter Regeln diktiert wurde: Korrespondenzen mußten geführt und Redaktionstermine eingehalten werden. Bis zum Ende des Jahres 1960 hatte sie einundzwanzig Texte veröffen t licht, darunter die Kurzromane BIRD OF PREY ( Venture, May 1957) und SEVEN FROM THE STARS {Amazing, March 1960). Des weiteren hatte sie mit Hilfe eines literar i schen Agenten mehrere unter Pseudonym erschienene got i sche Schauerromane an den Verlag gebracht. BIRD OF PREY war inzwischen sogar in einer deutschen Buchausg a be erschienen; in den USA stand der gleiche Roman (unter dem Titel THE DOOR THROUGH SPACE) neben SEVEN FROM THE STARS auf dem Publikationsprogramm des New Yorker Verlagshauses Ace Books.
Der Name Marion Zimmer Bradley bekam allmählich e i nen guten Klang, und das war der Augenblick, in dem R o bert A. Bradley sich querlegte und seiner Frau empfahl, aufs College zurückzukehren, einen Abschluß zu machen und ein Studium aufzunehmen. Sie gehorchte ihm, tat wie ihr gehe i ßen, entdeckte aber plötzlich, daß die Welt der SF, der ihr Ehemann sie zu entfremden versucht, ihr berufliche Mö g lichkeiten bot, von denen sie nie geträumt hatte. Nach drei Studienjahren scheiterte ihre Ehe. Im gleichen Zeitraum e r scheinen zahlreiche weitere SF-Kurzgeschichten (darunter mit Black and White eine erste wirklich herausragende) und die Romane THE SWORD OF ALDONES (1962), THE PLANET SAVERS (1962) und THE COLORS OF SPACE (1963).
Im Jahre 1964 macht sie ihren Bachelor of Arts an der t e xanischen
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