Science Fiction Almanach 1981
Name?
6. Die folgenden Namen sind die von SF-Autoren. Welche davon sind Frauen?
a) Leigh Brackett
b) C.L. Moore
c) Kit Reed
d) Wilmar Shiras
e) Chelsea Quinn Yarbro
Die Antworten auf das Quiz ein wenig später; ich hoffe, Sie haben schon gemerkt, worum es geht. Über die „Rolle der Frauen in der Science-fiction“ ist kaum eine Diskussion möglich, weil es – trotz Jirel of Joiry, Susan Wood und M a ry Shelley – bis vor ganz kurzer Zeit so war, daß Frauen in der Science-fiction fast keine Rolle gespielt haben. 1 Es könnte jedoch aufschlußreich sein, diese Tatsa che zu d e monstrieren und die verschiedenen Mechanismen aufzuze i gen, die zusammen dem weiblichen Geschlecht in der SF die Rolle der unsichtbaren Frau zuweisen. Ich möchte drei The sen zu der Nicht-Rolle der Frauen in der SF näher ausführen:
Frauen waren nicht wichtig als handelnde Personen in der SF.
Frauen waren nicht wichtig als Fans in der SF.
Frauen waren nicht wichtig als Autoren in der SF.
Frauen als Nicht-Charaktere in der SF
Sogar Freunde, die behaupten, das Gebiet wirklich gut zu kennen, waren nicht in der Lage, auch nur fünf Romane zu nennen, die von dem Standpunkt einer weiblichen Heldin aus erzählt sind. Die Protagonistinnen, die am meisten g e nannt werden, sind Arkady Darell aus Second Foundation, Podkayne vom Mars, Rydra Wong in Babel-17 und Mia Havero in Rite of Passage . 2 Es gibt noch mehr, aber nicht viel mehr. In dieser Hinsicht ist Science-fiction auch nicht besser als der Rest der Welt und sogar wahrscheinlich ein wenig schlimmer. Joanna Russ drückt das so aus:
Der Gedanke ist sehr beunruhigend, daß die Frauen nur ein Zehntel der Gesellschaft ausmachen, aber es ist wahr. Zum Beispiel:
Mein Arzt ist ein Mann.
Mein Rechtsanwalt ist ein Mann.
Mein Steuerberater ist ein Mann.
Der Ladenbesitzer (an der Ecke) ist ein Mann.
Der Hausmeister in meinem Apartment-Haus ist ein Mann.
Die Armee besteht aus Männern.
Die Marine besteht aus Männern.
Die Regierung besteht (größtenteils) aus Männern.
Ich glaube, die meisten Menschen in der Welt sind Män ner. 3 Auf jeden Fall waren die meisten Menschen in den SF-Welten Männer.
Als der Fan George Fergus aus Chicago eine Bibliogr a phie von SF-Romanen zusammenstellte, die aus der Pe r spektive einer Frau erzählt werden, ergab das eine Liste von ungefähr sechzig. 4 Manche Fans riefen erstaunt aus: „So viele! Wie beeindruckend!“ Wenn man nun aber b e rücksichtigt, daß es buchstäblich Tausende von Romanen auf dem Markt gibt, und dazu die Tatsache, daß weniger als zehn Bücher in dieser Bibliographie vor 1960 erschi e nen sind, dann ist die Liste tatsächlich ein beeindruckender Beweis – nicht dafür, wie viele, sondern dafür, wie wenige es sind.
Eine solche Statistik ist auch nicht das einzige Indiz für die Vernachlässigung der Frauen in dem Genre. Es ist schwierig, eine kompetente und bewunderungswürdige weibliche Figur zu finden. Ist die Robotpsychologin Susan Calvin eine schlaue Karrieristin oder ein elender Bla u strumpf? Respektieren wir die Kaiserin Innelda von Isher als eine mächtige und brilliante Herrscherin, oder erkennen wir in ihr nur eine weitere böse Hexe aus den Märchen unserer Kindheit? Die Darstellungen in der Fantasy jedoch beleid i gen die Feministinnen am meisten – und bringen die meisten Stereotypen von sowohl Frauen als auch Männern. Ein b e rühmtes scheußliches Beispiel kommt von Edgar Rice Bu r roughs:
Jane – die schlanke, jugendliche Gestalt gegen den Stamm eines großen Baums gepreßt, die Hände gegen ihren sich hebenden und senkenden Busen gedrückt, die Augen in einer Mischung von Schre c ken, Faszination, Angst und Bewund e rung aufgerissen – sah zu, wie der urtümliche Affe mit dem urwüchsigen Mann um den Besitz einer Frau kämpfte – um sie …
Und Tarzan?
Er tat das, was man keinem Mann mit einem roten Blut s tropfen in den Adern beizubringen braucht. Er nahm seine Frau in die Arme und erstickte ihren zu ihm hochgewandten geöffneten Mund mit Küssen …
Wieder legte er seine Hand auf ihren Arm. Wieder wies sie ihn ab. Und dann machte Tarzan, der Affenmensch, g e nau das, was sein erster Vorfahre gemacht hätte.
Er nahm seine Frau in die Arme und trug sie in den U r wald !
Manche von meinen Studenten können darüber herzhaft l a chen. Manche geben ihrer Wut Ausdruck, indem sie „Cha u vi!“ an den Rand schreiben. Viele erklären, daß dieses Buch altmodisch sei und daß wir
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