Science Fiction Almanach 1981
schwach und verneinend. „Ich habe gesagt …“ Sie band ihm den Hypospray ganz am Handg e lenk fest, beugte sich herab und küßte ihn, um die Worte aus seinem Mund aufzuhalten.
„Du Idiot ! “ sagte sie wild und zärtlich. „Du herrlicher, genialer Idiot! Glaubst du vielleicht, ich hätte nur im g e ringsten darauf geachtet, was du gesagt hast?“ 10
Gordon Dickson (so frage ich wild und zärtlich), was erfa h ren wir daraus über die Beziehung zwischen Männern und Frauen außer dem Höhlenmenschenausspruch „Nein soll man als Antwort nie akzeptieren“? Und (ich rolle meinen Kopf schwach und verneinend) mir wird klar, daß die Han d lung von Dorsai! ein großartiges genetisches Schema en t hält: „Du wirst doch sicherlich einsehen, daß es der älteste und stärkste der weiblichen Instinkte ist, die Stärke des stärksten Mannes, den sie finden kann, zu erhalten. Und die letzte Erhaltung is t es, seine Kinder zu gebären.“ Sicherlich. Männer kämpfen. Frauen gebären. Anatomie ist Schicksal.
Der Aufschwung, den Geschichten über erste Begegnu n gen in der jüngsten Zeit erlebt haben, hat nicht nur die Han d lungen, sondern auch die Einstellungen der fünfziger Jahre aufleben lassen. Larry Niven und Jerry Pournelle ve r zeichnen einundzwanzig Namen in dem „Dramatis Pers o nae“ von The Mote in God’s Eye. 1 2 Zwanzig Männer, eine Frau. Wir könnten genausogut wieder auf dem Forbidden Planet sein und dabei zusehen, wie eine Raumschiffladung voller geiler junger Männer die einzige schöne – und jun g fräuliche – Frau im Umkreis von Lichtjahren anstieren. Trotzdem ergeht es unserer Frau nur deshalb besser als a n deren Minderheiten, weil sie diese Rolle bekommt. Die A u ßerirdischen sitzen immer noch hinten im Bus, denn einige haben in der Geschichte ein großes Gewicht, ohne auf der Liste auch nur erwähnt zu werden. (Kommt es daher, daß sie nur „Moties“ und nicht „Personen“ sind und es somit für die „Dramatis Personae“ nicht reicht?)
Was noch schlimmer ist – das gesamte Buch dreht sich um ein übles chauvinistisches Thema. Was ist das schreckl i che Geheimnis der Moties? Daß sie weiblich sind (!). Ihre Fruchtbarkeit ist der Grund für den periodischen Zusa m menbruch ihrer Kultur und bedroht nun die Menschheit. In den gesamten mehr als zweihundert Welten des menschl i chen Reichs drohen die Moties mit Kopulation und Popul a tion. In den letzten Kapiteln dieser Fabel vom Uterusneid sind die Ziele des Zweiten Reichs der Menschen (männl i chen Geschlechts besonders) zum einen, die Moties festz u nageln, damit sie ihr System nicht verlassen (hier wäre vie l leicht der Untertitel „Man muß sie dort halten, wo sie hing e hören“ angebracht), und zum anderen einen Weg zu finden, die Moties in Neutren oder Männer zu verwandeln (das könnten wir zu der Melodie von „Why Can’t A Woman Be More Like A Man?“ singen). 13
Und welche Ebene reifer weiblicher Sexualität stellt sich dem Leser Lady Sandra Bright Fowler, zweiundzwanzig Jahre alt, Doktorandin in Anthropologie, dar? „Sie war die einzige Frau unter fast tausend Männern – und das in einer männlich orientierten Gesellschaft. All das hatte sie gewußt, bevor sie gekommen war, aber sie vermißte das, was sie Frauengespräche nannte. Heirat und Kinder und Haushalt und Klatsch: sie gehörten zum zivilisierten Leben … “
In ihrer Verzweiflung hatte sie sich schon manchmal als dürftigen Ersatz mit dem Koch der MacArthur über Kochr e zepte unterhalten. Sie erklärt ihrer Motie, was mit unehelich geborenen Kindern passiert: „,Es gibt da wohltätige Einric h tungen’, sagte Sally grimmig. Es war ihr unmöglich, ihren Abscheu zu verbergen. ‚ Aber eine richtige Frau geht da nicht hin. ’ ‚ Zur Geburtenkontrolle: Natürlich gibt es Pillen, die eine Frau nehmen kann, wenn sie Männer mag, aber die Konsequenzen nicht tragen will.’ … ‚Aber eine richtige Frau nimmt sie nicht’, warf Sallys Motie ein. ‚Nein.’“ 14 Sie haben die Möglichkeit, sich auf das literarische Erbe von Shakespeare oder Shaw, Henry Miller oder Erica Jong zu beziehen, aber Niven und Pournelle scheinen bemüht, auf der Ebene von Carolyn Keene zu bleiben und sich von The Scarlett Letter noch ein wenig Unterstützung zu holen.
Im Ganzen ist die Darstellung von Frauen in der Science Fiction also kläglich. Unsere fehlende Darstellung ist der erste und grundsätzlichste Vorwurf. Darüber hinaus sind die wenigen weiblichen Figuren,
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