Science Fiction Almanach 1982
begann der neue Stern zu verblassen, leergebrannt, umgeben von einer geborstenen Hülse aus Rauch und Asche, von Schleiern aus wogendem Gas. Kim siegte im Wettstreit, bestimmte wieder Tag und Nacht, Klima und Jahreszeit. Es wurde Frühling, wie es sich gehörte. Die alte Ordnung kehrte zurück.
Die Karchas brachen auf und blühten, und duftende Wolken roten, süßen Blütenstaubs trieben über die Felder. Die Giltschis krochen die Talwände entlang und legten blaue Blumenketten ans Gestein. Es war der herrliche Frühling von Thor, doch dann steckten die ersten Schmeißfliegen ihre Köpfe aus den Brutkästen, putzten flink ihre Flügel und schössen ins Morgengrün. Die Eingeborenen jagten die ersten fetten Sommerspinnen, und auf den Kadavern ließen sich summende, schillernde Wolken nieder.
Da kam auch Satch wieder. Er trug eine dicke Sonnenbrille und blinzelte verschmitzt. Er habe es in der Klinik nicht mehr ausgehalten, es habe ihn verrückt gemacht. Er war seltsam nervös, als er es sagte.
Wir begannen den Stationsgarten herzurichten, und der elektrische Pflüger quälte sich den ganzen Tag durch die feuchte Erde.
Von der PERSEPHONE hörten wir nichts mehr. Weiß der Himmel, wohin sie gesprungen war. Aber die Nauten vom Flugmeßdienst waren zuversichtlich, sie hatten die Bahn nachgerechnet und auf den Karten abgesteckt, schlimmstenfalls zwei Monate Verspätung, sagten sie. Dann kamen einige regnerische Tage, und da geschah es.
Ich stand wieder am Fenster und schaute ins Tal.
Düster rauschten die Karchas an den Hängen. Der Regen hing vom Himmel herab wie ein graues, flatterndes Tuch, das an den Bergen zerfaserte. Das Wasser toste an den Fels und wusch ihn schwarz und rissig, hüllte das Land in ein monotones, schläfrig nasses Tamtam.
Satch rumorte in der Küche.
Wieder prasselte ein Schauer gegen die Scheiben. Tropfen zuckten emsig das Glas herab und hinterließen nasse Bahnen. Da sah ich sie. Es waren sieben.
„Satch, wir kriegen Besuch“, rief ich in die Küche.
„Was? Höre ich recht? Besuch?“
„Ja“, sagte ich, „du wirst staunen. Eingeborene.“
„Ach du meine Güte! Die können mir gestohlen bleiben.“
Ich lachte. Ich kannte seine Abneigung. Ich war auch nicht begeistert.
Auf ihren spindeldürren Beinen stelzten sie die Zufahrtsstraße herauf und hatten sich große Blätter zum Schutz gegen den Regen auf die flachen Schädel gelegt. Sie näherten sich im Gänsemarsch, gravitätisch wie Hähne im hohen Gras, bewegten ihre platten, zusammengefalteten Körper ruckartig vorwärts, wie eine Prozession gefalzter Löschblätter auf beängstigend dünnen Gliedmaßen. Ihre Arme hatten sie wie Schals um die weit vorgereckten Hälse gerollt. Sie troffen von Nässe.
Satch knurrte: „Zum Teufel mit diesen Stinkern. Laß sie, um Andromeda willen, nicht ins Haus. Ich kann diese Skunks nicht riechen.“
Er schnitt angeekelt eine Grimasse und schüttelte sich. Sein Abscheu war gerechtfertigt. Sie sind uns fremd geblieben bis heute, obwohl ihre Rasse nicht ohne Intelligenz ist. Die Thors verbreiten nämlich einen widerlichen Aasgestank. Das kommt von der besonderen Art ihrer Ernährung. Sie halten sich Tausende von Fliegen, die den ganzen Tag unterwegs sind, um in den Leichen der geschossenen Spinnen herumzustöbern. Sind sie ganz mit Unrat bedeckt und vollgesaugt mit Säften, dann machen sie sich auf den Weg, um die Frucht ihrer Arbeit ihren Gebietern zu injizieren. Eine Art Bienenzucht also, oder besser: eine Symbiose. Ihr Parfüm ist umwerfend, zumindest für menschliche Nasen. Dies machte bisher jeden näheren Kontakt unmöglich. Aber sie scheinen auch wenig Wert darauf zu legen. Sie hüten eifersüchtig ihre kulturelle Souveränität, die ihnen bei der Besiedlung zugesichert wurde, zeigen keinerlei Interesse an menschlicher Technik und Zivilisation und sind zu rein gar nichts zu gebrauchen.
Die Thors hatten es sich vor dem Gebäude bequem gemacht. Sie kauerten geduldig und teilnahmslos in den Pfützen und warteten auf die „Hüter des donnernden Feuers“, wie sie uns nannten.
Wir gingen hinaus. Der Regen hatte nachgelassen. Ich fröstelte. Wir näherten uns der Gruppe. Da bemerkte ich, wie sie Satch erschreckt anstarrten; einer schien die Flucht ergreifen zu wollen. Das machte mich stutzig, aber Satch schien nichts bemerkt zu haben, und so vergaß ich es.
Wir kauerten uns zu ihnen. Satch übernahm das Palaver, er sprach besser als ich. Den Anfang machten die Begrüßungs- und
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