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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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steckte in seiner Hüfte.
    Er hob seine Waffe und zielte über sie hinweg. Eine Garbe Nadeln prasselte in die Gipfel der Kardias. Sie brannte sofort. Die Thors pfiffen haßerfüllt und schössen auf ihn. Satch taumelte zurück zum Eingang der Höhle. Ein zweiter Schmerz zerfetzte seinen Rücken und stieg würgend bis zum Hals. Er stolperte, stürzte, erhob sich auf die Knie und kroch gehetzt ins Dunkel, dort ließ er sich fallen.
    Das Holz ihrer Geschosse durchspannte qualvoll seinen Körper. Er versuchte den Pfeil aus der Hüfte herauszuziehen, er brach.
    ,Weg von hier. Du darfst sie nicht töten. Der Gleiter. Du mußt ihn erreichen, dich in Sicherheit bringen. Der Raumhafen ist nicht weit.’
    Keuchend arbeitete er sich weiter. Die Stimmen seiner Verfolger waren draußen verstummt. Erschöpft hielt er von Zeit zu Zeit inne, aber hastig raffte er sich wieder auf. Er verlor viel Blut, jede Minute war kostbar. Das Atmen wurde zur Pein. Er streckte die Hand vor, dennoch stieß er immer wieder gegen Fels. Die Lampe hatte er verloren, aber er wußte den Weg. Erneut mußte er ausruhen. Sein Rücken war eine riesige brennende Wunde, aus der sich eine warme klebrige Masse über den ganzen Körper ergoß und erstarrte. Er fühlte das mechanische Stolpern der Beine, die ihm nicht mehr gehörten, spürte, wie sie sich in dünnem Wurzelwerk verhedderten, das ihn umschlang, an ihm sog und ihn in die Knie brechen ließ. Schwer fiel er vornüber. Er versuchte zu kriechen, aber eine kalte, leimige Schwäche lähmte seine Glieder.
    „Nein“, sagte er, „nein, nicht hier.“
    Der ungeheuerliche Gedanke, jetzt und hier sterben zu müssen, überfiel ihn mit würgendem Entsetzen; die Absurdität dieses lächerlichen Mißverständnisses, dessen Opfer er sein sollte.
    Er fühlte, wie das Geflecht der Wurzeln seinen Körper überzog, sich ausbreitete, ihn schwächte und niederhielt, wie spitzes Gezweig in seine Brust griff und ihm die Kraft raubte.
    Ein schamloses Kichern umstand die zuckende Helle seines Bewußtseins, das fiebernd auf Auswege sann. „Ist hier jemand?“ keuchte er.
    Schweigen. Sein rasselnder Atem stockte.
    Der Tote vorhin. Ein Mann von der Raumpatrouille. ‚ Er hatte dasselbe Fell wie du.’
    Die Uniform dunkel gefleckt von Blut, von Pfeilen getötet, das verweste Gesicht, die Fliegen.
    Da stieg ein betäubender Schaum aus den Lungen auf, warmer blutiger Schaum, der an den Rand seiner Lippen quoll, sich als Schrei entrang und aus ihm löste, im Berg widerhallte und gurgelnd erstickte in der Dunkelheit.
    ICH.
    Ich habe es gewußt. George.
    Blut. Dünnes warmes Blut. Seine Finger klebrig, sein Gesicht, Nässe am Kinn.
    ER SELBST.
    Die Transition! Sie hat sich verschoben. Das Raum-Zeit-Gefüge ist gestört. Ein Riß von sechs Monaten Zeitdifferenz senkrecht durch den Berg, durch den Planeten.
    HIER!
    Er war durch den Riß gefallen. Das fremde helle Licht über dem Land. Die Nova. Vor sechs Monaten … JETZT!
    … viele kommen und verschwinden wieder, manche bleiben verschwunden und kommen wieder, sind aber verschwunden …
    Hoffnung flackerte auf. Es war noch nichts verloren. Er würde in sechs Monaten den Berg durchqueren, sich sehen, das schreckliche Gesicht.
    Gequält addierte er die Fakten zu einem absurden Kreis. Dem Tod ein Schnippchen schlagen, eine Nachricht hinterlassen.
    Halt Satch! Nicht weiter! Finger weg!
    Hastig furchten seine Finger kaum leserliche Zeichen ins feuchte Erdreich.
    Aber jäh hielt er inne.
    Vorhin – die Botschaft im Staub. Sie schien ihm wichtig, so ungeheuer wichtig, als ahnte er, wüßte er, würde er wissen …
    Wie oft war er schon in diese Falle getreten? Ist es unabänderlich? –
    Eine schwarze Panik wirbelte herauf und überspülte sein Gehirn, und er schrie seine ungeheure, maßlose Angst vor immerwährendem, immerkehrendem Tod in das taube Gestein, das dumpf mit ihm schrie.
    Da entglitt der letzte schwankende Halt, und er stürzte senkrecht in die Nacht.
     
    Weich trugen ihn elastische Massen nach oben. Das Bewußtsein taumelte aus Verliesen verworrenen Traums ans Licht. Das Schreckbild zersprang in winzige blutige Splitter, die nicht mehr zusammenfanden.
    Dahinter stand eine dunkle, namenlose Angst vor der unkorrigierbaren Fatalität der Ereignisse eines rasch zerbröckelnden Traums. Sein Ich formierte sich aus Erinnerungen. Sie waren vertraut, bestürzend vertraut.
    Die Augen.
    Das Krankenzimmer.
    Draußen lehnte breitbeinig ein gläserner Nachmittag. Die minuziöse

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