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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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die gespenstisch-schemenhaft im Ungewissen verschwanden. Wenige karge Mauerreste und verkohlte Balken, die einsam gen Himmel ragten, unterbrachen die Eintönigkeit der grauen Staubwüste, über die die Allmacht des Schweigens ihre Herrschaft angetreten hatte.
    Es war eine sterbende Welt!
    Dumpf hallte das Rollen eines Steines, der von einer der kahlen, zerfallenen Mauern abgebröckelt war, in der unheimlichen Stille wider. Langsam verlor sich das Geräusch in der Ferne.
    Er erschrak. Unwillkürlich wandte er seinen Blick der Stelle zu, an welcher der Stein zu Boden gefallen war.
    Und dann sah er das Buch! Aufgeschlagen lag es da, und es schien, als hätte der Wind, der über diese Stätte der Einsamkeit wehte, darin geblättert, um Worte des Trostes zu finden.
     
    Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe.
     
    „Ironie“, dachte er, „bittere Ironie“, als er mit einem seiner fünf schuppigen Tentakel das Buch ergriff und es an sich nahm. Dann wandte er sich wieder dem Raumschiff zu.
     
    Es werden wohl Berge weichen und Hügel hinfallen. Königreiche werden stürzen, und Völker werden vergehen. Das Wort Gottes aber ist unvergänglich.



Paul Scheerbart
  Professor Kienbeins Abenteuer.
Eine Laboratoriums-Novellette
     
    Am 1. Juli 1908 saß ich auf der Terrasse des Metropolitan-Hotels in Milwaukee, las deutsche Zeitungen und rauchte eine lange Virginia, die ich vor sechs Wochen in Wien gekauft hatte. Da kam ein Diener mit vielen Goldtressen an meinen Tisch und überreichte mir eine Karte des Professors Kienbein.
    Der Herr Professor bat mich, ihn zu besuchen – und zwar gleich – ich möchte nur seinem Diener folgen.
    Dieser Diener mit den vielen Goldtressen brachte mich im Automobil in die Villa des Herrn Professor Kienbein. Und dieser Herr Professor, ein Mann mit breitem rotem Vollbart, führte mich gleich in sein Laboratorium und sagte mir mit leiser Stimme:
    „Sie kennen mich nicht. Ich aber kenne Sie und möchte Ihnen ein Abenteuer erzählen, von dem ich selbst leider nicht öffentlich erzählen darf, da sonst meine Stellung als Gelehrter erschüttert wäre. Sie aber können sich schon erlauben, die Geschichte bekanntzumachen. Ich habe ein Tagebuch geführt, in dem ich das, was ich erlebte, kurz notiert habe. Ich werde Ihnen das Tagebuch blattweise übergeben, und Sie können sich die Geschichte abschreiben. Wenn Sie mit einem Blatt fertig sind, dann drücken Sie gefälligst auf diesen Knopf, dann erhalten Sie durch meinen Diener das nächste Blatt und geben das abgeschriebene zurück.“
    Ich sagte gar nichts.
    Der Diener mit den Goldtressen brachte Portwein und Zigaretten, und der Herr Professor legte das erste Blatt seines Tagebuchs auf einen großen, glatten Mahagonitisch – und ließ mich allein.
    In dem Laboratorium standen viele akustische Instrumente, sehr hohe Spiegel – konkave und konvexe – und viele photographische Apparate.
    Schalldämpfende alte Teppiche lagen auf dem Fußboden, und durch das große breite Fenster des Laboratoriums sah man in einen schattigen Garten.
    Ich trank ein Glas Portwein, steckte mir eine Zigarette an und las nun die Tagebuchblätter des Professors Kienbein, der in Milwaukee lebte und im gesellschaftlichen Leben offenbar nicht viel Umstände machte.
    Die Blätter, die ich abschrieb, gebe ich hiermit in der Reihenfolge, in der sie mir vorgelegt wurden, an die Öffentlichkeit:
     
    9. Januar 1908
    Als ich heute meinen neuen Transmissionsapparat prüfte, hörte ich ein seltsames Geräusch, das ich mir nicht erklären konnte. Ich ließ meine schalldämpfenden Filzplatten vor den Fenstern und in den Wänden herunter, so daß in meinem Laboratorium eine Grabesstille herrschte. Ich legte abermals das Schallrohr ans Ohr und hörte plötzlich eine ganz zarte, leise Stimme, die in ganz klaren deutschen Worten zu mir das Folgende sagte: „Herr Professor, erschrecken Sie nicht; aber es ist jemand in Ihrer nächsten Nähe, ohne von Ihnen gesehen zu werden. Ich möchte mich Ihnen gerne sichtbar machen. Es geht aber vorläufig nicht.“
    Ich glaubte natürlich zunächst an eine Gehörshalluzination. Ich glaubte auch, daß ich träumen könnte. Ich klingelte. Der Diener erschien und mußte auch das Schallrohr ans Ohr legen. Wir horchten nun abwechselnd, hörten aber nichts mehr. Ich sagte dem Diener von dem, was ich gehört hatte nichts. Wir haben abwechselnd über eine Stunde am Schallrohr gehorcht.
     
    10.

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