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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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denkende Wesen – ja selbst die Sternschnuppe ist ein denkendes Wesen – daran müssen Sie sich schon gewöhnen. Sie wissen doch schon, daß Kometen mitten durch die Protuberanzenwälder der Sonne durchschießen mit einer Geschwindigkeit von fünfhundert Kilometern in der Sekunde. Das haben Sie schon entdeckt. Wenn die Sonne alle Körper so einfach anziehen würde, wie Sie sich das denken, so müßte der Komet in den Protuberanzenwäldern hängenbleiben. Das tut er aber nicht. Auch die berühmte Zentrifugalkraft, die Sie so einfach erfunden haben, erklärt die Fahrt des Kometen durch die Protuberanzenwälder der Sonne keineswegs. Die Sache ist einfach – komplizierter.“
     
    19. Januar 1908
    „Jedes Lebewesen“, sagte der Herr vom Neptun, „hat auch eine besondere Abstoßungskraft. Die Gelehrten Herren der Erdrinde dürfen doch nicht Erdrindenverhältnisse so ohne weiteres auf den ganzen Kosmos übertragen. Glauben denn die Herrschaften, daß unser Sonnensystem nur Wiederholungen aufweist? Weil der fallende Apfel von der Erde angezogen wird – deswegen werden doch die Planeten noch nicht von der Sonne angezogen. Glauben die Herrschaften vielleicht, daß der ganze unendliche Raum von ein paar Gesetzen total beherrscht wird? Sie dürfen doch nicht unser Sonnensystem wie einen größeren menschlichen Verfassungsstaat behandeln. Aber die physikalischen Theorien – auch die über die Erhaltung der Kraft – entstanden in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts ihrer Zeitrechnung. Und da ist es ihnen nicht übelzunehmen, daß ihnen damals die Verfassungsstaaten so zu Kopfe stiegen, daß sie auch gleich das Sonnensystem zum Verfassungsstaat stempelten. Es ist nur ein Wunder, daß sie nicht auch ein kosmisches Parlament in unserm großen Sonnensystem entdeckten. Sie warfen die Menschengesetze und die Weltengesetze in einen Topf. Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen jetzt ein künstliches Gelächter vormache – das bekomme ich jetzt auch schon fertig.“
    Und ich hörte ein helles lautes Menschengelächter im Schallrohr. Und ich fragte ganz leise, ob ich jetzt auch lachen dürfte. Er gab mir die Erlaubnis – das heißt: er besuchte den Stern Venus – und ich habe sehr laut und sehr lange gelacht. Dann ging ich in meinen schattigen Garten.
     
    23. Januar 1908
    „Zwischen den Planeten“, sagte der Herr vom Neptun, „ist viel mehr, als Sie denken.“
    Ich beschloß jetzt, nur noch zuzuhören und nichts mehr zu erwidern. Und ich wollte auch nichts weiter fragen; mir wurde etwas verwirrt zumute.
    Nachdem wir noch mehreres über die Planeten gesprochen hatten – ich erfuhr u. a., daß der Neptun tatsächlich ein Wasserstern genannt werden könnte, wenn auch der flüssige Stoff, aus dem dieser Planet zusammengesetzt ist, erheblich komplizierter als Wasser irdischer Formation genannt werden muß – danach erklärte mir der Herr vom Neptun, daß er versuchen wolle, sich mir sichtbar zu machen.
    Und hiermit hebt ein neuer Abschnitt in meinem Abenteuer an.
     
    24. Februar 1908
    Es ist mir unmöglich, meine Tagebuchblätter ordnungsgemäß weiterzuführen.
    Der Neptunsherr hat mich gebeten, sehr viele komplizierte konvexe und konkave Spiegel herstellen zu lassen.
    Ich soll den Neptunsherrn in den Spiegeln photographieren – bei Magnesiumlicht.
     
    13. März 1908
    Die Spiegel sind hergestellt, die besten photographischen Apparate sind auch angeschafft.
    Heute haben wir die ersten Aufnahmen gemacht.
    Resultat: auf den photographischen Platten ist auch nicht eine Spur zu sehen – auch nicht mit den besten Mikroskopen.
    Der Herr vom Neptun ist eben zu fein.
     
    14. April 1908
    Heute wird die siebzehnte Verbesserung der Spiegel ins Laboratorium gebracht.
    Viele Leute halten mich schon für verrückt, da sie sich gar nicht vorstellen können, was ich mit den vielen Spiegeln anfangen will.
    Man wundert sich sehr, daß ich keine neuen „akustischen“ Instrumente herstellen lasse.
     
    17. Mai 1908
    Jetzt kosten mich meine geheimnisvollen Experimente im Laboratorium bereits dreihundertsiebzehntausend Dollars. Wenn das so weitergeht, bin ich in Kürze ein armer Mann.
    Ich habe das dem Neptunsherrn gesagt; er war sehr traurig – und ich war auch sehr traurig.
     
    17. Juni 1908
    Heute haben wir die Experimente aufgegeben.
    Der Neptunsherr ist schlechterdings zu fein; er läßt sich für irdische Augen nicht sichtbar machen – es geht einfach nicht.
    Ich bedaure lebhaft, daß wir unsre ganze Zeit mit diesen sehr, sehr

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