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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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nicht etwas Ungeheuerliches. Es gibt noch viel dünnere Wesen. Daß Sie so was Dünnes nicht sehen können, wird Ihnen wohl begreiflich sein. Nun wollen wir uns aber nicht zu lange mit der Vorrede aufhalten. Solche dünnen Wesen können überall durch. Die Materie, die Sie sehen, ist ja gar nicht so dicht. Nur wenige Stoffe, die Sie gar nicht kennen, sind für mich undurchdringlich. Und nun werden Sie es auch verständlich finden und für möglich halten, wenn ich Ihnen erkläre, daß ich zwanzigtausend deutsche Meilen in der Sekunde durchdringen kann. Der Lichtstrahl geht noch mal so schnell – so schnell kann ich nicht. Aber es ist ja wohl genug. Flügel und lenkbare Flugapparate brauche ich nicht. Ich kann meinen Körper im achten Teil einer Sekunde tausend Meter lang machen. Und dann schieß ich einfach wie ein Blitz dahin. Allerdings, der geht auch noch mal so schnell.“
    „Und“, fragte ich nun heftig, „wie verhalten Sie sich da zur Anziehungskraft?“
    Ich hatte etwas laut gesprochen.
    Und ich bekam keine Antwort.
    Ich bat in den leisesten Worten, aber ich bat vergeblich.
     
    17. Januar 1908
    Erst heute, nach qualvollen fünf Tagen, in denen ich fast ohne Unterbrechung an meinem akustischen Transmissionsapparat gesessen habe, würdigte mich der Herr vom Neptun abermals einer Antwort.
    Ich war selig.
    Ich wußte ja, daß ich unwillkürlich zu laut gesprochen hatte.
    Und ich bat nun in den leisesten Tönen flehentlich um Entschuldigung.
    „Das dürfen Sie nie wieder machen“, sagte darauf der Neptunsmann, „deshalb hat mich ja Ihr Diener vertrieben. Sie können sich doch denken, daß so zart organisierten Wesen ein lautes Wort sehr gefährlich werden kann. Sie fragten gleich anfangs, wie es käme, daß Sie leise sprechen müßten. Nun – wenn Sie laut sprechen, höre ich Sie wohl – aber ich bin dann in weiter Ferne. Will ich also in Ihrer Nähe auch zu Ihnen sprechen, so muß ich doch hierbleiben. Ich habe natürlich auch einen Fehler begangen; ich hätte Ihnen gleich etwas über Hören, Sehen und Sprechen mitteilen müssen. Das ist nicht so ganz einfach. Ich habe natürlich keinen Mund – keine Augen und keine Ohren, daran müssen Sie sich schon gewöhnen. Ich spreche zu Ihnen durch eine sehr sinnreiche Bewegung Ihres fabelhaft feinen akustischen Apparates.“
    Ich dankte dem Herrn für die schmeichelhafte Anerkennung meiner Erfindung, und er fuhr fort:
    „Wenn ich sage: ich spreche – so ist das also ein figürlicher Ausdruck. Und wenn ich sage, daß ich Sie sehe, so ist das auch nur ein figürlicher Ausdruck – denn ich mache Ihre Erscheinung nur dadurch für meinen jetzt nur drei Meter langen Körper empfindbar, daß ich bestimmte Wellen, die von Ihnen ausgehen, in mir wirken lasse – was ich auch verhindern kann. Mein Körper ist ganz anders als der Ihre. Ich höre Sie auch nur dadurch, daß ich andre Wellen, die von Ihnen beim Sprechen ausgehen, in meinem Körper wirken lasse. Ich denke mit meinem ganzen Körper – nicht nur wie Sie mit dem Kopf. Wenn Sie an mich denken und sich eine Vorstellung von mir bilden wollen, so tun Sie gut, an einen ganz feinen Lichtstrahl zu denken – Sie können diesen auch teilbar denken; denn ich vermag etwas loszulösen seitwärts – gleichsam wie Arme. Jetzt erholen Sie sich aber und schreiben Sie alles in Ihrem schattigen Garten auf. Ich gehe zum Monde, der nachts die Erde erleuchtet. Denken Sie an mich in der Mondnacht. Ich bin morgen um dieselbe Zeit wieder hier. Leben Sie wohl.“
    Ich ging in den Garten und schrieb alles auf.
     
    18. Januar 1908
    Ich bat zunächst ganz leise, mir ein paar Worte über die Anziehungskraft zu sagen, und er erwiderte darauf:
    „Die Materie ist, wie ich Ihnen schon sagte, viel komplizierter, als die Menschen anzunehmen die Gewogenheit haben. Ach ja! Als wenn die Gesetze unsres Sonnensystems von den Herren Gelehrten abhingen. Sie müssen sich doch sagen, daß die Kräfte, die einer Materie innewohnen, doch auch viel komplizierter werden müssen, wenn die Materie, die diese Kräfte besitzt, komplizierter wird. Kurzum: Jeder Körper hat eine ganz besondere Anziehungskraft – jeder Mensch auch und jeder Stern desgleichen. Mit den physikalischen Gesetzen, die sich die gelehrten Erdrindenbewohner so einfach zusammenkonstruiert haben, kommt man in unserm Sonnensystem eben einfach nicht aus. Es ist einfach – alles komplizierter. Behandeln Sie die Sterne nicht als plumpe Breiklumpen – es sind die Sterne große lebende und

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