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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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verhinderte mich, rechtzeitig die Steuerung zu bedienen. Es ist ausgeschlossen, daß wir unsere Absicht, in Madagaskar zu landen, ausführen.“
    Der Amerikaner drehte sich langsam um. „Erlauben Sie mal!“
    Egon fuhr fort: „Wir haben bereits seit geraumer Zeit die Erdatmosphäre verlassen und fliegen durch den freien Weltraum.“
    „Donnerwetter.“
    Korus war von der Bank aufgesprungen, aber er stand nicht etwa auf dem Boden, sondern flog sofort mit dem Kopf gegen die gepolsterte Decke der Kabine, prallte wie ein Gummiball von dieser ab, stieß mit den Füßen auf den Boden, federte von diesem wieder empor und hätte dieses für die beiden Zuschauer höchst lächerliche Spiel noch geraume Zeit fortgesetzt, wenn ihn Egon nicht mit einer ganz leisen Bewegung wieder auf die Bank gezogen hätte. „Was war denn das?“
    „Ja, meine Herren, Sie müssen sich schon etwas an unsere veränderte Lebensbedingung gewöhnen; seit wir im freien Weltraum schwimmen, gelten die Gesetze der braven Muttererde nicht mehr für uns. Die Schwerkraft ist vollständig verändert, wir haben uns selbständig gemacht, und für uns gilt nicht mehr die Anziehungskraft der Erde, sondern lediglich die außerordentlich viel geringere, die der Schwerpunkt unserer eigenen Rakete, der darum mit Absicht unter den Fußboden dieser Kabine verlegt ist, auf uns ausübt. Sie sehen, wir brauchen durchaus nicht hilflos in unserer Kabine umherzuschweben, aber wir müssen uns vor jeder heftigen Bewegung hüten. Passen Sie auf.“
    Er nahm ein schweres Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und ließ es aus seiner Hand. Es fiel nicht etwa rasch zu Boden, sondern schwebte, ganz langsam, so etwa wie ein dünnes Baumblatt, nieder.
    All Right, der jetzt ebenso wie Korus sehr erregt, aber durchaus nicht etwa verzweifelt schien, sagte: „Dann sind wir also auf dem Wege zum Mond?“
    Egon hatte ein hartes Gesicht. „Wir haben keinen Betriebsstoff mehr. Durch Ihren Leichtsinn ist unser gesamter Vorrat an Wasserstoff und Sauerstoff bis auf einige Sauerstoffbomben, die wir für unsere Taucherhelme brauchen, vorzeitig vernichtet. Ich habe keine Ursache, Ihnen etwas zu verschweigen. Wir haben durchaus keine Möglichkeit mehr, auf die Erde zurückzukehren.“
    „Ich denke, Sie können die Rakete nach Ihrem Belieben steuern?“
    „Das kann ich. Ich kann jetzt augenblicklich umwenden, so daß wir in sehr kurzer Zeit wieder die Erde erreichen.“
    All Right nickte. „Nun also!“
    „Ich habe aber keine Möglichkeit mehr, durch entgegengesetztes Auspuffen unseres Gases die Niederfahrt zu verlangsamen. Sobald wir den Bereich der Erdanziehung wieder erreicht haben, müssen wir notwendigerweise mit einer in jeder Sekunde zunehmenden Schnelligkeit abstürzen und selbstverständlich bei dem Anprall auf die Erde in Atomteilchen zersplittern.“
    „Pfui Teufel!“
    „Ich habe mich also entschlossen, zum Monde zu fahren.“
    „Und dann zurückzukehren?“
    „Ich sagte Ihnen bereits, daß dies nicht möglich ist. Wir sind Männer, und es hat gar keinen Zweck, uns selbst zu belügen. Eine Rückkehr gibt es für uns nicht, wir können nur versuchen, die Stunden, die uns das Schicksal noch schenkt, dazu zu benutzen, unser eigenes Wissen zu bereichern.“
    Korus zuckte die Achseln. „Eigentlich nutzt mir mein eigenes Wissen sehr wenig, wenn ich meiner Zeitung nicht darüber berichten kann.“
    Egon erwiderte ernst: „Wir werden jede unserer Beobachtungen genau niederschreiben. Wir werden handeln wie ein Arzt, der weiß, daß er sterben muß, und bis zum letzten Augenblick seine Empfindungen und sein Studium am eigenen Körper niederschreibt, in der Hoffnung, der Menschheit damit zu nützen. Wir werden am Abend eines jeden Tages gemeinsam ein Protokoll aufsetzen und jedesmal in einer wasserdichten Berylliumkapsel verschließen. Sind wir auch zerschmettert, so könnte doch irgend ein Zufall einige dieser Kapseln zur Erde zurücktragen und damit der Wissenschaft nutzen.“
    Korus sprang auf, wäre fast wieder zum Gummiball geworden und preßte Egons Hand. „Ich danke Ihnen, Herr Doktor.“
    „Wofür?“
    „Ich habe geglaubt, als einfacher Reporter mein Leben zu verbringen, jetzt schenkt mir der Zufall oder vielmehr Ihre Energie eine Lebensaufgabe.“
    Der Amerikaner streckte auch seine Hand aus, hütete sich aber, seine Lage zu verändern, und sagte: „All right.“
    Egon stand auf. „Teufel, wir dürfen mit unserem elektrischen Licht nicht verschwenderisch umgehen.“ Er

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