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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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vermochte, weil er schon längst festgefroren war.
    Egon zog jetzt an dem Seil und fand es leicht, den Strick um den emporstehenden Ankerstiel zu binden.
    Immerhin ließ er noch einen halben Meter Abstand, um zu vermeiden, daß etwa auch die Rakete festfror.
    Nun kehrte er zurück, trat wieder in den Schleusenschlauch und rief laut, nachdem er die Außentüre geschlossen, in die Kabine hinein: „Kommen Sie schnell.“
    Keine Antwort.
    Er wiederholte den Ruf, aber auch jetzt rührte sich nichts.
    Wieder erschrak er. Hatte sich irgend etwas während seiner Abwesenheit ereignet?
    Er öffnete die Türe, aber die beiden Journalisten standen, dicht vor dieser und erwarteten ihn. Sie hatten seine Worte nicht gehört, und er glaubte geschrien zu haben.
    Nun waren alle drei in dem Schleusenschlauch, die Innentüre wurde sehr sorgfaltig geschlossen und gleich darauf standen sie auf dem Monde und sahen sich um.
    Der Anblick war voll grauenhafter Erhabenheit. Zu ihren Füßen war nicht weiches Moos, wie Egon im ersten Augenblick gedacht hatte, sondern Rauhreif und zierliche Eisgebilde. Tot und hart dehnte sich um sie, von Furchen zerrissen, von Spalten durchzogen, ein rauher Boden.
    Der Himmel war weder blau noch gewölbt wie auf der Erde. Er lastete flach und schwarz auf dem Monde, und überall waren in stechender Klarheit, auch jetzt, am Tage, das heißt am Mondtage, der fünfzehn Erdentagen gleichkommt, die Sternbilder, natürlich in ganz anderer Anordnung als auf der Erde, wie scharfe, harte, kalt leuchtende Punkte verschiedener Größe am Himmel.
    In ihrem Rücken stand die über alles Maß helle Sonnenscheibe, aber sie hatten keinerlei Empfindung, ob die Sonne wärmte. Selbst dicht unter ihren Strahlen war das Eis nicht geschmolzen, sondern nur eine ganz dünne Nebelschicht lag über dem Boden.
    Die Sonnenscheibe selbst war etwa von der gleichen Größe, wie sie den Bewohnern der Erde erscheint.
    Für die, menschlichen Gehirnen kaum faßbare, Entfernung von etwa hundertundfünfzig Millionen Kilometern, die Erde und Sonne trennen, waren die dreihundertsechzigtausend Kilometer, die die Mondpiloten durchmessen hatten, ja nur ein Katzensprung. Dagegen stand die Erde, jetzt ihnen als Mond erscheinend, als eine fast viermal so große Scheibe hell leuchtend zwischen den Fixsternen.
    Die Mitte dieser Scheibe, die Eisflächen der Pole, glänzte unendlich hell, und wie von der Erde aus die Mondberge gewissermaßen wie das Gesicht eines Mannes erscheinen, so vermochte sogar das bloße Auge die verschiedenen Weltteile auf der Erde zu erkennen.
    Egon riß sich von dem gewaltigen Schauspiel einen Augenblick los und warf einen Blick auf sein Thermometer. Es war ein Petrolätherinstrument, das Kältegrade bis zu zweihundert unter Null zu messen vermochte.
    Es versagte den Dienst, es war eingefroren!
    Die Welteislehre hatte recht, er brauchte kein besseres Instrument zu haben: die Weltraumkälte von zweihundertdreiundsiebzig Grad hatte sie umfangen. Er richtete sich auf, wollte den beiden Gefährten diese Kenntnis mitteilen, war voller Bewunderung für die künstliche Haut, die sie vor dieser unendlichen Kälte zu schützen vermochte, da sah er ein höchst merkwürdiges Schauspiel.
    Korus und der Amerikaner standen einander gegenüber, schienen sehr lebhaft miteinander zu sprechen, machten immer heftigere Bewegungen mit Händen und Armen, so starke Gesten, daß sie dabei vom Monde emporsprangen, schienen Verzweiflung und Entsetzen auszudrücken und begannen plötzlich in großen Sprüngen zur Rakete zu rennen.
    Das Schauspiel hätte grotesk und komisch ausgesehen, wäre es nicht hier in dieser grauenhaften Umgebung so schreckhaft gewesen.
    Die beiden Männer sprangen in ihrem ersichtlichen Drang, die Rakete zu erreichen, an ihren Stäben fast haushoch, schwebten wieder auf den Mond zurück, verstanden nicht, was mit ihnen geschah, sahen sich um und sprangen wieder zurück.
    Egon glaubte an nichts anderes, als daß die beiden plötzlich den Verstand verloren hätten. Lief ihnen nach, winkte mit den Armen und erreichte sie, als sie endlich den Ausgang des Schleusenschlauches erfaßt hatten, sich hineinschwangen und unbekümmert um jede Vorsicht die Kabinentüre aufrissen.
    Er war hinter ihnen her, schloß die innere Türe und hörte jetzt, wie die beiden Männer mit Aufbietung aller Lungenkraft gleichzeitig in brüllenden Tönen einander anschrien: „Hören Sie mich denn nicht? Um Himmels willen, hören Sie mich nicht?“
    Dann aber, als

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