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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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öffnen, fuhr der Pfropfen mit einer ganz außerordentlichen Wucht gegen die Decke und der Sekt schoß fontänenartig in die Höhe.
    „Natürlich, auch die Kohlensäure wirkt jetzt sehr viel stärker.“
    Korus hob sein Glas: „Es lebe die erste Fahrt zum Monde!“
    Der Amerikaner trank aus und schenkte wieder ein: „Die drei ersten Mondreisenden sollen leben.“
    Wieder antwortete Korus: „Der glückliche Zufall, der uns zusammengebracht hat, sei gepriesen.“
    Egon hatte das erste Glas auch schnell geleert, jetzt aber nippte er nur langsam. Er sah diese beiden jungen Menschen an. Sie mußten erst wenig über zwanzig Jahre zählen. Unbesorgte Jugend schaute aus ihren Augen. Begeisterung und knabenhafter Leichtsinn, der sie ganz hatte vergessen lassen, daß sie dem Tode geweiht waren. Junge Menschen, wie er sie der Gefahr unbewußt und nur dem Gefühl des Ehrgeizes gehorchend während des furchtbaren Weltkrieges singend und lachend hatte der Todeskugel entgegeneilen sehen. Er vermochte nicht zu ihnen zu sprechen, ihre frohe Stimmung schnitt ihm ins Herz, und doch hätte er es nicht über sich gebracht, ihre Laune zu stören. Er kroch in den engen Raum, hinten in der Rakete, um die Apparate zu untersuchen, festzustellen, was durch den Abflug zerstört worden und was noch zu gebrauchen war.
     
    Es war wieder eine lange Zeit vergangen. Egon ertappte sich dabei, daß er lang ausgestreckt in dem engen Raum lag, in dem die Wasserstoffpumpen aufgestellt waren. Er hatte nachgedacht. Er hatte im Geiste darüber nachgegrübelt, was wohl geschehen war, als die Rakete so ganz plötzlich aus ihren Stützen gerissen und in das Weltall emporgeschleudert wurde. Die Baracke mit den Chinesen war natürlich zerstört. Nicht schade um die dem Opium verfallenen Tiere!
    Die Insel war wahrscheinlich geborsten – sein Herz zuckte zusammen: Dicht am Ufer ankerte die Jacht Joe Allisters.
    Die Explosion mußte eine ganz gewaltige Flutwelle emporgeschleudert haben, sicher war die kleine Jacht von Trümmern überschüttet untergegangen.
    Allister war tot – Irene war tot!
    Ein Schmerz war in seiner Seele, und doch wieder ein Gefühl der Ruhe. Er selbst hatte niemanden auf der Welt. Das Waisenkind betrauerten weder eine Mutter noch Geschwister. Mit Stipendien und durch Privatstunden hatte er sich mühsam sein Studium erkämpft. Niemanden gab es, an dem sein Herz hing, als Irene Allister, und die war tot. Es gab außer ihm keinen Menschen auf der Welt, der so berufen war, der Wissenschaft sein Leben zu opfern.
    Er kam wieder in die Kabine zurück. Es war Nacht geworden. Späte Nacht. Genau zwölf Uhr dreißig Minuten. Die ersten vierundzwanzig Stunden der Fahrt waren vorüber. Der Meßapparat zeigte an, daß sie fünfundsiebzigtausend Kilometer gefahren waren. Korus und der Amerikaner saßen an der herausgezogenen Tischplatte und schrieben eifrig.
    „Was machen Sie denn da?“
    „Wir schreiben die Berichte für unsere Zeitungen.“
    Egon lächelte wehmütig und dachte für sich: „Berichte, die niemals gelesen werden.“ Er setzte sich nieder und schrieb seinerseits mit kurzen Worten die Beobachtungen des Tages auf. Dann nahm er aus einem der Schränke eine verschließbare Berylliumhülse.
    Diese Hülsen hatten eigentlich dazu dienen sollen, kleine Wasserstoffmengen aufzunehmen. „Sind Sie fertig, meine Herren?“
    Die beiden reichten ihm die Schriftstücke hin, sie hatten sie sorgfaltig, jeder sein Manuskript, in einen Umschlag verschlossen, an ihre Zeitung andressiert.
    Wieder lächelte Egon, dann legte er seine Aufzeichnungen dazu, verschloß die Hülse und verwahrte sie im Schrank.
    „Jetzt wollen wir schlafen.“
    Sie streckten sich alle drei nebeneinander auf den gepolsterten Boden, das Licht war gelöscht und sehr bald hörte Egon seine beiden leichtfertigen jungen Gefährten im ruhigen Schlaf gleichmäßig atmen. Er selbst lag mit offenen Augen, und in immer gleichbleibender Geschwindigkeit schoß die Rakete durch das nachtschwarze Weltall unter den harten, scharfblinkenden Sternen dem Mond entgegen.
     
     
    Wieder anderthalb Tage der Fahrt. In den letzten vierundzwanzig Stunden war Egon kaum von den Steuerhebeln gekommen. Die drei Männer waren in höchster Erregung, denn die gelbe, immer heller leuchtende Scheibe des Mondes wurde größer und größer.
    Am Abend des vierten Tages, das heißt am irdischen Abend, war der Mond plötzlich ganz anders, verlor den gelblichen Schein, sah riesengroß und weiß leuchtend aus, wie ein

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