Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
jetzt ihre beiden Stimmen dröhnend laut schallten, waren sie still und starrten einander an.
    „Meine Herren, was ist denn nur los?“
    Egon begriff nicht, war verstört bei dem Gedanken, Wahnsinnige vor sich zu haben.
    „Wir waren draußen taub – oder stumm – oder taubstumm!“
    „Wir haben versucht, miteinander zu sprechen, wir haben geschrien, was wir vermochten, und kein Wort gehört.“
    Jetzt lächelte Egon, aber freilich konnten die beiden sein Lächeln unter dem Taucherhelm nicht sehen.
    „Wir haben etwas Wichtiges vergessen, aber wir haben gleichzeitig schon jetzt eine Entdeckung gemacht.“
    „Eine Entdeckung?“
    „Sie beide haben eben den schlagenden Beweis dafür gebracht, daß auf dem Monde wirklich durchaus keine Atmosphäre ist. Sie haben gesprochen, aber wenn keine Luft vorhanden ist, dann gibt es auch keine Wellen, die die Schwingungen der Sprache weiter tragen können, dann ist also der größte Knall nicht zu hören, und wenn selbst der ganze Mond explodieren würde, dann geschähe es vollkommen lautlos.“
    „Also darum?“
    „Meine Herren, wir müssen uns daran gewöhnen, über nichts zu erschrecken. Die erste Stunde unseres Aufenthalts auf dem Monde hat uns schon drei Gewißheiten beschert. Die Welteiskälte, das Fehlen jeder Luftschicht und darum auch die Unmöglichkeit, daß irgend ein lebendes Wesen, das nur im geringsten unseren Anschauungen vom Leben entspricht, also weder ein Mensch noch ein Tier noch auch nur eine Pflanze oder eine Urzelle auf dem Monde zu leben vermöchte. Es ist eine erhabene Tatsache, daß wir drei Erdenbewohner die einzigen Wesen auf diesem erstorbenen Weltkörper, auf dem einstigen Planeten Luna sind. Kommen Sie wieder heraus, damit wir weiteres erleben.“
    Die drei Männer dachten in keinem Augenblick daran, daß sie selbst dem Tode verfallen waren, dachten nicht einmal daran, nach irgend einer Möglichkeit eines Rettungsmittels zu suchen. Sie waren vollkommen aufgegangen in der Begeisterung ihrer unendlichen Forschung.
    Jetzt freilich trug jeder von ihnen ein kleines Elfenbeinplättchen und einen Stift zum Schreiben bei sich, und sie wurden schon wieder leichtsinnig, ließen die schwerfälligen Lederhandschuhe in der Kabine und begnügten sich mit der allerdings an den Händen auf das Doppelte verstärkten künstlichen Haut. In dem Bedürfnis, ihre Eindrücke auszutauschen, bedienten sie sich also statt der auf dem Mond unbekannten Sprache der Schrift. Ein neues Wunder. Sie sahen sich um, aber es schien ihnen, als sei ihr Gesichtskreis ein ganz anderer, viel beschränkter als auf der Erde. Korus zuckte die Achseln, schüttelte schwerfällig den unförmlichen Kopf, dann nahm er den Bergstock, gebrauchte ihn als Sprungstab und stand mit einem einzigen Satz auf einem fast haushohen Felsblock. Sofort folgte der Amerikaner, und gleich darauf auch Egon.
    Auch hier war der Umblick, der Horizont, kaum zwölf Kilometer im Durchmesser. Egon verstand die fragenden Gesten der beiden.
    „Natürlich! Der Mond ist ja so viel kleiner als die Erde, darum ist auch die Kugelform oder die annähernde Kugelform, die er besitzt, sehr viel augenfälliger und das Gesichtsfeld um so begrenzter.“
    Sie sahen sich um. Sie waren im Norden des Mondes gelandet. Die genaue Stelle vermochten sie nicht zu bestimmen, weil sie nicht im Besitz nautischer Instrumente waren und diese auch kaum zu bedienen verstanden hätten.
    Nicht weit von ihnen entfernt, vielleicht fünfundsechzig Kilometer, mußte ein sehr hoher Berg liegen. Egon konnte dies auf der Mondkarte, die er an einer Schnur umgehängt trug, erkennen. Auch bemerkten sie, daß es im Westen ihrer Stellung auf dem Eisblock wesentlich dunkler war, daß es dort tiefe Schatten gab und einen seltsam, bläulich-rötlich schimmernden Rand auf dem Eis.
    Während Egon jetzt das Fernrohr nahm, die Erde beobachtete, mit seiner Uhr verglich und darüber Stunden vergingen, bis er herausgefunden hatte, daß die ganz deutlich durch das Fernrohr erkennbaren Meere und Länder der Erde, die ganz langsam ihre Stellung durch Vorrücken veränderten, ihm gewissermaßen als eine gewaltige Uhr zu dienen vermochten, an der er die Zeit hätte bestimmen können, wenn sein Chronometer versagte, das allerdings so unglaublich sorgfältig gearbeitet war, daß es keiner Ölung bedurfte, die es durch Einfrieren des Fettes sofort zum Stillstand gebracht hätte.
    Er blickte sich um, und wieder huschte unter dem Helm ein wehmütiges Lächeln um seine Lippen.

Weitere Kostenlose Bücher