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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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nicht mit seiner Hilfe auch ich? – –?“ „Nein, geben Sie sich keine Mühe, Ihr Stoff erfüllt von tausend Bedingungen nur eine, die tatsächlich das Resultat Ihrer Forschung ist. Es bleibt Ihnen nichts übrig, als über die anderen Bedingungen nachzudenken, dann kommen Sie vielleicht in Millionen Jahren zum Ziel. Übrigens zeigen Sie mir die Tinktur einmal.“
    Von der Fülle der Eindrücke völlig verwirrt, ging der Forscher zu einem Wandschrank, dem er eine Flasche entnahm.
    Der Zukunftsmensch entfernte den Pfropfen und meinte: „Die Elemente erkenne ich, die Mischung aber ist mir fremd, sie riecht wie das Wesen der Unkultur in flüssiger Form.“ Mit diesen Worten kostete er ein paar Tropfen, verdrehte die Augen und tat dann einen gewaltigen Zug. „Hm, die Unkultur hat auch ihre Vorzüge –“
    Jetzt erst bemerkte Berthold seinen Irrtum.
    „Um ’s Himmels willen, das ist ja die Kognakflasche. Ich habe mich in der Aufregung vergriffen: hier, dieses ist das Anthropologin.“
    Doch der andere winkte ab und trank abermals. Seine Stimme stieß bereits merklich an, als er, augenzwinkernd, fragte:
    „Sagen Sie mal, wissen Sie hier in der Nähe nicht ein vernünftiges Nachtcafe, wo es ein bißchen lustig hergeht?“ Imag stand wie angedonnert. Wenn das Zimmer mit allem Inhalt sich vom Hause abgelöst hätte und auf den Mond zugeflogen wäre, so würde ihm das natürlicher vorgekommen sein, als die eben gehörten Worte. „Was wollen Sie?“ tönte es da weiter. „Jugend will austoben, und Sie müssen bedenken, d-d-daß ich eine Million Jahre jünger b-b-bin als Sie. Und überhaupt, ich h-h-habe jetzt genug von den langweiligen Selbstverständlichkeiten, ich w-w-will mein Leben genießen.“
    Hiermit wandte sich der Zukunftsmensch ab, hob sich auf die Fensterbank und, ein frivoles Lied summend, schwebte er hinaus und davon.
    Doktor Berthold Imag aber sank auf seinen Stuhl zurück, schloß die Augen und murmelte resigniert gedankenvoll mit Goethe:
    „Uns bleibt ein Erdenrest zu tragen peinlich,
    Und war er von Asbest, er ist nicht reinlich“,
    wobei er den Ton auf „bleibt“ legte.
    Am nächsten Tage fand der Naturforscher seine Kleider vollzählig im Schrank und auch der Inhalt seiner Flasche Hennessy Monopol hatte augenscheinlich seit 24 Stunden keine Verminderung erlitten.
    Dies neue Wunder verwirrte Berthold derart, daß er sofort seine Sachen packte und in ein Sanatorium fuhr.

 
Kurd Laßwitz
  Die gefangene Wolke
     
    Nachdem die Tunnelfrage in befriedigender Weise gelöst und der Fortgang der Arbeiten gesichert war, hatte Sohm sich in Schmalbrück im Hotel Leberecht eingemietet. Hier hoffte er, die sehnlichst erwartete Nachricht von Wera baldigst zu erhalten. Die größere Nähe des Ortes am Gletscher war ihm der Versuche wegen erwünscht, die er mit seinem neuen Apparat anstellte. Dieser hatte sich vortrefflich bewährt. Zwar war das Wetter fortwährend ungünstig, kalt und windig; doch gestattete es immerhin das Herumsteigen auf den Bergen.
    Heute hatte er bestimmt auf eine Botschaft von Wera gerechnet, aber wieder war er enttäuscht worden. Er begann, sich zu beunruhigen, doch er tröstete sich mit Weras Telegramm: „Ängstige Dich nicht um mich.“ Er nahm an, daß sie sich in einen jener einsamen Orte, vielleicht auf eine der Klubhütten, zurückgezogen hätte, von denen die Verbindung mit der Außenwelt nur durch Boten möglich ist. Aber jedesmal, wenn der Sturm einhersauste, der jetzt mehrfach Schneefälle mit sich brachte, erwachte in ihm der Gedanke, daß Wera ein Unglück zustoßen könne. So heute abend, als nach leidlichem Tage plötzlich ein Unwetter über Schmalbrück herniedergebraust war, das die Fremden, deren Zahl sich schon gelichtet hatte, in Ärger und Schrecken versetzte.
    Von der Hotelgesellschaft hatte sich Sohm ganz ferngehalten. Auch jetzt, ermüdet von seinem Umhersteigen auf dem Gletscher, war er zeitig auf sein Zimmer gegangen, um die Ruhe zu suchen.
    Der Sturm hatte sich gelegt. Dennoch fand Sohm keinen erquickenden Schlaf. Er dachte an Wera und fuhr mitunter erschrocken empor, wenn er im Halbschlummer ihr Bild vor sich sah, als riefe sie ihn – Wo mochte sie sein? War er ungerecht gegen sie gewesen? Doch nein, jetzt nicht grübeln! Schlafen, schlafen!
    Um seine Gedanken abzulenken, richtete er sie auf den Erfolg seiner heutigen Tätigkeit. Er konnte zufrieden sein. Eine stattliche Anzahl Flaschen, sorgfältig etikettiert und in Watte verpackt, lagen in den

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