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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Fächern seines Kastens verwahrt. Das gab eine interessante Analyse für Wera – –
    Wieder Wera! Schlafen, schlafen!
    Auf einmal war es ihm, als klänge es ganz leise aus seinem Kasten wie ein Seufzer. Noch einmal! Und dann glaubte er eine feine Stimme zu vernehmen – deutliche Worte:
    „Laß mich heraus! Bitte, laß mich heraus!“
    „Spricht da jemand?“ stieß Sohm hervor. „Wer denn nur? Ist jemand hier?“
    „Ich bin’s, die Wolke.“
    „Wolke? Kenn’ ich nicht. Aber wenn sich jemand hier einen schlechten Witz machen will, so ist jetzt nicht die Zeit. Wo steckt denn der Störenfried?“
    „Hier im Glas, im Kasten.“ Ganz deutlich klang es jetzt aus der Richtung, wo die Kiste stand. „Eine Wolke bin ich, König Migros Tochter.“
    „Verrückter Traum! Muß ich doch einen Moment eingenickt sein“, brummte Sohm und drehte sich auf die andere Seite.
    Aber aus dem Kasten klang es weiter, leise, doch vernehmbar:
    „Eine Wolke bin ich. Gefangen ward ich durch meine Neugier. Ganz aufgelöst zog ich oben am Firnfeld, unsichtbar ausgebreitet zum leichtesten Hauch. Da erblickt ich dich und den andern und das glitzernde Rohr. Und wissen wollt ich, was der fürwitzige Mensch anhebt in unserm Reich. Ich schwebte näher an die Dinge, die ihr aufgestellt hattet, und da ihr nicht nahe dabei standet, glitt ich mit der Luft hindurch und spähte durch die lichte Wandung. Und auf einmal war die enge Tür geschlossen, ich konnte nicht fort. Du aber packtest mich ein, und finster ist es seitdem – ich will hinaus aus dem Dunkel!“
    „Eine dunkle Sache ist das freilich“, sagte Sohm und richtete sich auf. „Aber man soll alles objektiv betrachten. Dann muß sich’s ja zeigen, daß ich bloß subjektiv träume. Also eine Wolke bist du?“
    „Ja.“
    „Du wirst mir doch nicht einreden wollen, daß eine Wolke in einem Glas von 300 Kubikzentimeter Inhalt Platz habe, bei dem mäßigen Druck, den das Glas aushält?“
    „Ich bin ja auch nicht die ganze Wolke, die du gefangen hast. Noch schweb’ ich droben um den Fuß des Blankhorns frei in der Weite, noch kann ich als Nebel durch die Ritzen des Hauses dringen, aber nicht durch das Glas. Zum Unglück war es gerade ein Teil meines Herzens, den ich in der Flasche gesammelt hatte. Und den will ich wieder haben, denn ich brauche ihn.“
    „So? Also Wolken haben Herzen. Ist mir als Meteorologe sehr interessant. Aber nun ist’s genug! Wolken sind überhaupt nur Ansammlungen von kleinen kondensierten Wassertröpfchen, ihre Gestalt ist ganz abhängig von den äußeren Wirkungen der Umgebung; sie haben keine individuelle Einheit; sie sind selbstverständlich keine organisierten Wesen, haben also auch kein Herz, noch viel weniger, wie du es zu verstehen scheinst, Leben und Seele; sie haben kein Bewußtsein, keine Freiheit, keine Könige und Prinzessinnen, und du bist weiter nichts als ein Spiel meiner Einbildung. Und somit laß mich jetzt in Ruhe.“
    „Ich denke“, erwiderte Aspira, „man muß alles objektiv betrachten. Das ist nun zwar sonst nicht gerade Wolkensache, aber mit mir ist es etwas Besonderes. Mein Herz nämlich kann mitschwingen mit allen Regungen deines Nervensystems, und so kann ich deine Gedanken verstehen und kann in deiner Sprache mit dir reden.“
    „Unsinn!“
    „Etwas höflicher könntest du schon mit einer Wolkenprinzessin reden.“
    Ein gewaltiger Windstoß erschütterte das Fenster. Sohm fuhr auf.
    „Laßt es gut sein draußen!“ ertönte Aspiras Stimme. „Mit Gewalt ist nichts auszurichten, das Haus ist zu fest. Ich muß mit dem Menschen gütlich verhandeln.“
    Sogleich schwieg der Sturm. Sohm lauschte eine Weile, und da sich nichts regte, streckte er sich wieder hin und dachte: „Das kommt nun davon, du böse, geliebte Wera, von deiner Geistertheorie! Nun träume ich auch schon von Wolkenseelen!“
    „Willst du mich nicht herauslassen?“ klang es wieder aus dem Kasten.
    „Ich denke gar nicht dran. Aber wenn ich einmal den Traum nicht los werden kann, so rede meinetwegen weiter. Ich schlafe ja.“
    „Wenn ich dir aber beweise, daß ich eine Wolke bin?“
    „Beweise muß man achten. Immer zu!“
    „Du behauptest, Wolken seien nur Anhäufungen von Tröpfchen und keine lebenden Wesen? Was bist du denn? Eine Anhäufung von Teilchen derselben Elemente, nur ein bißchen mühsamer zusammengesucht. Da müssen sich erst die komplizierten Eiweißklümpchen balancieren und Zellen bilden und sich teilen und differenzieren – bei uns ist das

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