Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
neigte er sich tief aus dem Sattel vornüber und tastete nach dem Hebel.
    Er faßte ihn und versuchte ihn zurückzuführen – langsam; denn er fürchtete, daß eine plötzliche Hemmung der Maschinerie gefährlich sein könnte; das Beharrungsgesetz, das sich bei jedem plötzlich gebremsten Wagen jedem Insassen sehr unangenehm bemerkbar macht, würde bei dieser unheimlich dahinsausenden Maschine gewiß verderbliche Wirkungen zeitigen.
    Langsam, langsam zog er den Hebel zurück!
    Und er hatte richtig kalkuliert: die Maschine verlangsamte ihre Bewegung, alle Begleiterscheinungen wurden schwächer. –
    Und mit einem Male fiel ein Lichtschein in das öde Grau der Umgebung – von rückwärts her, vom Eingange der Höhle!
    Unwillkürlich wandte er den Kopf. Das sah ja aus – wie Morgensonnenschein!
    Aber das war ganz unmöglich! Als ihn Jeanne vorhin aufgesucht hatte, war es fast Mittagszeit gewesen.
    Er sah nach der Uhr. – Sie zeigte auf sieben!
    Vor Überraschung hätte er fast wieder den Griff des Hebels fahren lassen; aber er haschte ihn doch wieder. – –
    Einen Moment erlosch der Lichtschein von draußen wieder – aber dann wurde es wieder hell.
    Und abermals sah er nach der Uhr. –
    Jetzt zeigte sie plötzlich auf fünf Uhr!
    Aber das war ja unmöglich! Lief denn seine Uhr plötzlich rückwärts?
    Wieder huschten die Schatten durch den Raum und verdunkelten ihn einen Augenblick – und wieder kam das Licht.
    Jetzt stand der Zeiger seiner Uhr fast auf Drei !
    Was war das? Das war ja ein Wunder! Das war ja, als ob seine Maschine und die Tageszeit im Zusammenhang stünde!
    Und immer mehr näherte Pierre den Hebel der Nullstellung. –
    Da fiel sein Blick auf die vier kleinen Zifferblätter am Rahmen der Maschine: drei der Zeiger standen still und nur der vierte umkreiste noch sein Zifferblatt, langsam und immer langsamer, je weiter er den Hebel zurückführte. –
    Und jetzt schlug der Hebel an die Sicherung an. –
    Da stand der letzte Zeiger still – und auch die Maschine stand.
    Vorsichtig und langsam stieg Pierre ab. –
    Es war ihm zumute wie einem Seekranken. Noch als er wieder den festen Boden unter den Füßen hatte, spürte er das atemraubende Gefühl des haltlosen Schwebens. –
    Endlich wurde er ruhiger und sah sich um.
    Von der alten Schmiede war keine Spur mehr zu entdecken!
    Überall starrte ihm die kahle Felswand entgegen.
    Kopfschüttelnd schritt er dem Eingange zu, von woher der Lichtschein schimmerte.
    Wo war er?
    Er faßte sich an die Stirn – aber er war völlig wach und Herr seiner Sinne.
    Nun hatte er den Eingang erreicht und trat ins Freie.
    Wie geblendet schlug er die Augen nieder. Das Licht der Sonne strahlte von einem riesigen Reflektor wider, der die Hälfte des ganzen Horizontes einnahm.
    Und dieser Reflektor war – ein ungeheurer Gletscher, der von den Höhen jenseits ins Tal herabhing!
    Wo war er? – Wo waren all die freundlichen Bilder der Heimat geblieben? Mit einer Sehnsucht, die einem körperlichen Schmerz gleichkam, suchte er das Haus seiner Mutter. –
    Aber der wohlbekannte Hügel am Eingang des Tales war leer – düstere Tannen krochen an seinen Hängen hinauf.
    Keine Spur seines alten Heimatortes mehr! Nur dort drüben die Dordogne floß in ihren alten, ihm so vertrauten Krümmungen wie sonst durchs Land –
    Wo war er – und was war mit ihm geschehen?
    Unschlüssig, aus allen seinen gewohnten Verhältnissen herausgerissen, wußte er nicht, was er tun sollte. Lange stand er sinnend, die Hand über den Augen, um das gleißende Licht der Geltscher abzuhalten. Dann begann ihn zu frösteln, und er merkte jetzt erst, wie kühl die Temperatur war. Instinktiv kehrte er um und ging in die Kalksteinhöhle zurück.
    Da stand die rätselhafte Maschine, die ihn hierhergetragen in rasender Eile. Wieder fiel sein Auge auf die kleinen weißen Zifferblätter. Er sah, daß die vier Zeiger auf verschiedenen Ziffern standen; diese hießen, von links nach rechts gelesen: 0, 7, 295, 225. Einen Sinn konnte er damit bis jetzt nicht verbinden.
    Er untersuchte die Maschine, so gut es das Dämmerlicht in der Höhle gestattete; sie schien noch in demselben Zustande, wie er sie seiner Jeanne gezeigt. Wenn er nur etwas mehr Licht gehabt hätte! Er versuchte sie aus der Höhle heraus an das Tageslicht zu schleppen. Merkwürdigerweise aber erwies sich der ganze vordere Teil der Höhle, der früher die Schmiede gebildet hatte, bedeutend verengert, als hätten sich die Wände genähert. So mußte er

Weitere Kostenlose Bücher