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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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her schimmerte nun ein bläuliches Licht.
    Pierre stieg ab und schritt dem Ausgang zu. Er warf sich auf den Boden, ehe er aus der Höhle heraustrat, und spähte umher – –
    Nirgends zeigte sich eine Spur eines lebenden Wesens.
    Das bläuliche Licht aber, das er gesehen, war der Mond, der im vollen Glänze am nächtlichen Himmel stand.
    Eine Sternennacht in der Urzeit!
    Mit tiefer Ergriffenheit schaute Pierre zum gestirnten Himmel auf. – Da blickten sie hernieder auf das verlassene Menschenkind, die treuen, ewigen Augen der Nacht! Er kam sich nicht mehr so einsam vor, seit er sie sah – –
    Und doch – – immer mehr weiteten sich seine Blicke vor grenzenlosem Erstaunen – – das war gar nicht der Himmel, den er schon mit den frommen Augen seiner Kinderjahre geschaut! Er suchte die alten, ihm vertrauten Sternbilder, zuerst den Himmelswagen, dessen Spur er so oft in stiller Nacht seiner Jeanne am heimatlichen Himmel gewiesen – –
    Aber er fand ihn nicht – oder nicht mehr in der alten, vertrauten Gestalt, zu welcher sich in unserer Zeit seine sieben Sterne gruppiert haben. Daß er es sein mußte, vermutete Pierre nur aus der Anhäufung einer gleichen Anzahl hellglänzender Sterne und aus ihrer Lage zu einem einsamen hellglänzenden Stern, den er für den ihm bekannten Polarstern hielt, wenngleich er dafür viel zu tief am Horizont lag. Und an diesem Horizont schimmerte noch ein anderes Sternbild, das sein Auge am Heimathimmel noch nie erblickt, das südliche Kreuz!
    Er erinnerte sich einer Sternkarte, die er als Schüler des Polytechnikums einst studiert, welche die Sterne des Himmelswagens so geordnet zeigte, wie sie nach der Berechnung der Astronomen vor ca. 50 000 Jahren erschienen – – und wenn ihre Berechnungen Wahrheit waren, so lag die Zeit, in der Pierre auf seiner zweiten Zeitfahrt nun gelandet, mehr als fünfzig Jahrtausende hinter seiner Gegenwart zurück! … .
    Fremd und kalt und leer in all seiner glänzenden Fülle war nach diesen Entdeckungen das schimmernde Firmament für Pierre geworden. Traurig, mit einem namenlosen Gefühl des Verlorenseins im grenzenlosen All, saß er am Eingang zur Höhle und erwartete den Morgen – –
    Zu schlafen wagte er nicht.
    Und der Morgen kam.
    Golden hob sich die Sonne aus den Tiefen des Horizontes empor – und ihr segnendes Licht umfing ihn traulich und lind und warm – wie Mutterliebe. – – Und alles war verändert!
    Verschwunden waren die blendenden Gletscher – – höher und steiler hoben sich aus dem Tal die Hänge der Berge empor – – eine reiche, fast tropische Vegetation deckte die Ebene am Fluß.
    Es war ein Paradies, in das ihn die wunderbare Maschine getragen!
    Und dieses Paradies regte sich, gleich dem der Bibel, von allerlei Tieren:
    Grellfarbige Papageien schaukelten sich auf den Zweigen der seltsamen Bäume. Durch die hohen, schlanken Baumstämme schimmerte es bunt wie das gefleckte Fell einer Giraffe. Und unten im Schilf des Flusses, der sich zu einer sumpfigen Niederung erweitert hatte, lag ein sonderbares, riesiges Geschöpf, mit zwei langen Hauern im Unterkiefer, die nach unten gebogen, wie krumme Säbel herabhingen.
    Nur der Mensch schien zu fehlen. Aber sein Halbbruder, der Affe, war vertreten; denn eben schwang sich ein langarmiger, dichtbehaarter Repräsentant dieser Gattung von einer am Ufer stehenden breitblättrigen Platane herab und näherte sich, schwerfällig mit einander zugekehrten eingeknickten Knien, aufrecht gehend, mit den langen Armen hin- und herschlenkernd, dem Ort, wo Pierre auf seinem Beobachtungsposten im Schatten der Bergwand saß.
    Pierre überlegte, was er tun sollte. Die Affen der Jetztzeit greifen den Menschen selten an und suchen am liebsten das Heil in der Flucht. Er beschloß, sich unbeweglich zu verhalten und die Dinge abzuwarten.
    Der Vierhänder kam näher und jetzt – –jetzt sah Pierre in seiner Hand eine Waffe – –
    Einen Baumast, an den ein roh zugehauener Feuerstein gebunden war! Diese primitive Waffe hatte ein höherer Intellekt ersonnen: das war kein Affe – –
    Das war ein Mensch!
    Aber – – was für ein Mensch!
    Auf dem plumpen, aber gewaltigen Körper saß ein riesiger, dicker Kopf. Die flache, fliehende Stirn war unter dem dichten Haarwuchs des Gesichts kaum zu entdecken. Dicke Knochenwülste hingen über den Augen; die Schläfen zeigten eigentümliche Vertiefungen, wodurch die Partie der Augen wie abgeschnürt erschien und diese selbst wie kurze Teleskope hervorstanden.

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