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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Die Nase war klein und eingedrückt, der Mund groß, die Lippen wulstig aufgeworfen, das Kinn kurz, wie abgehackt, und der Unterkiefer dick und massig. Um die Hüften trug er die Haut eines Tieres, sonst war er völlig nackt.
    Der Affenmensch schien Pierre nicht zu bemerken, und dieser glaubte die richtige Taktik für dieses Zusammentreffen befolgt zu haben, – – als plötzlich der Anblick der Höhle das seltsame Wesen Halt machen ließ. Offenbar erregte der dunkle Felseneingang seine Aufmerksamkeit.
    Mit einem behenden Satz, bei dem er sich auf alle viere niederließ, schwang er sich dicht in Pierres Nähe.
    Und jetzt erhob sich Pierre – in dem Augenblick, als sich der Affenmensch anschickte, in die Höhle hineinzukriechen –
    In der Höhle stand die Maschine, und Pierre fürchtete die Neugier des Urmenschen.
    Mit einem Aufschrei, der in seinem Klang völlig noch an ein wildes Tier erinnerte, taumelte das erschreckte Geschöpf zurück – –aber nur einen Augenblick; im nächsten hob der muskulöse, dichtbehaarte Arm die Waffe! Pierre bückte sich rasch und warf ihm eine Handvoll Sand ins Gesicht – – Wütend um sich schlagend, drang der Halbgeblendete auf ihn ein; aber Pierre war schneller und erreichte vor ihm den Höhleneingang. Wohl hörte er hinter sich seinen schnaubenden Verfolger – aber da saß er auch schon auf der rettenden Maschine und faßte nach dem Hebel – –
    Aber der Hebel bewegte sich nicht; irgend etwas mußte in Unordnung geraten sein, als Pierre vorhin, auf seiner ersten Flucht, ihn in voller Hast gedreht hatte.
    Mit voller Wucht riß Pierre noch einmal an der metallenen Stange – – Sie brach ab!
    Und da war der Feind – – jetzt in seiner Wut nur noch ein Tier, ein Tier mit Riesenkräften!
    Zum Glück war die Stelle der Höhle, wo die Maschine stand, sehr eng, und der Affenmensch vermochte von seiner Waffe keinen rechten Gebrauch zu machen. Dafür hatte er Pierre rücklings um den Leib gepackt und suchte ihn herunterzureißen – –
    Pierre hatte einige Jahre in England gelebt und verstand die Kunst des Boxens. Ein wohlgezielter Stoß in die Magengegend ließ den plumpen Vorfahren auf den Rücken stürzen.
    Aber ebensoschnell erhob er sich wieder – –
    Mit furchtbarem Gebrüll faßte er, sich aufrichtend, in das Getriebe der Maschine – –
    Pierre glaubte sich verloren. Er sah das Antlitz des Pithecanthropus vor sich in seiner ganzen tierischen Wildheit: blutrot glühten die kleinen, funkelnden Augen in ihrer Höhlung; heiß brach sein Atem aus dem weitgeöffneten Mund, in dem die Eckzähne, jetzt von den in der Wut herabgezogenen Lippen entblößt, gleich Hauern heraustraten – –
    – Da zerfloß mit einem dumpfen Schlag vor Pierre die Erscheinung des furchtbaren Gegners – – wie in einem Nebel sah er noch einige Bruchteile einer Sekunde hindurch sein wutverzerrtes Gesicht – – dann umfing ihn wieder das eintönige Grau; – das atemraubende Gefühl des rastlosen Fallens überkam ihn wieder, und unter sich fühlte er das Schlingern und Stampfen der dahinsausenden Maschine –
    Er war gerettet!
    Aber auf welche Weise! Der Griff des Hebels war ja abgebrochen! Ob die herkulische Kraft des Affenmenschen vermocht hatte, trotzdem die Maschine in Bewegung zu setzen? Ob er mit seiner täppisch-plumpen Faust zufällig den wunderbaren, geheimnisvollen Mechanismus ausgelöst hatte?
    Die Tatsache blieb bestehen; aber Pierre mußte suchen, ihr auf den Grund zu kommen. Er tastete nach seinen Zündhölzchen; zum Glück hatten die Wilden, welche ihn überfielen, das kleine Hartgummibüchschen nicht entdeckt. Er machte Licht und untersuchte, sich mit den Knien festklammernd, die stampfende Maschine.
    Er fand die Stelle, wo der Hebel abgebrochen war, dicht über der Verschraubung; hier vermochte seine Hand nichts mehr zu reparieren. – Er suchte weiter, ein Streichhölzchen nach dem andern entzündend, und fand endlich, dicht am Sitz, eine kleine Stange, die ähnlich der abgebrochenen, in entgegengesetzter Form und Richtung angeschraubt war.
    Vorsichtig versuchte er sie zu drehen – –
    Heiß und kalt überlief es ihn, und seine Hand zitterte – –
    Aber es geschah nichts Besonderes.
    Er drehte weiter – –
    Der rasende Gang der Maschine wurde ruhiger. Der Druck und das Schwindelgefühl im Kopf ließen nach.
    Nun gewann er Mut; langsam und gleichmäßig führte er den Hebel in derselben Richtung zurück, so weit es ging – –
    Die Maschine stand!
    Pierre stieg ab.

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