Science Fiction Almanach 1982
launisch und boshaft. Es scheint, daß sie sich einen besonderen Geruch zulegen will. Sie wird plötzlich heißer. Ein unbekannter Stoff, nur in winzigen Mengen, aber doch unbekannt, ist beigemengt. Dann verschwindet das Irrationale. Die Luft ist zu ihrer Pflicht zurückgekehrt, wird normal und hat die vorgeschriebene Temperatur. Damit verschwinden auch einige Funktionsstörungen bei verschiedenen Grauen, wie Arbeitsträgheit, Luftstarren und Einbruch von Unregelmäßigkeit in den Tiefschlaf.
Mitten in einer Arbeitsschicht aber tritt das Neue, Unplanmäßige, Ungewöhnliche ein. Die Luft wird plötzlich dunkel und dunkler. Schwüle und Schwere senken sich von oben herab. „Oben“ ist das Ende des Sehfeldes, nichts weiter. Außerhalb der Erde kann nichts sein und nichts herabkommen. Wo keine Ursache ist, ist keine Wirkung. Wo kein erster Schritt sein kann, kann kein zweiter sein. Aber es wird dunkler und dunkler. Es senkt sich etwas wie eine Wolke herab. Die Wolke tönt und scheint zu schwingen. Sie wälzt sich vom Aufgang bis zum Niedergang. Der Blick tastet sie nicht ab. Sie ist Himmel geworden und kommt immer näher. Ein dunkler Himmel fallt auf die Erde der grauen Menschheit und ihre Planwirtschaft.
Das Tönen wird lauter. Es schwirrt metallisch. Die Wolke zuckt und wogt durcheinander. Streifen gleich geschälter Haut lösen sich von ihr ab. Sie schwanken und drehen sich im Herabfallen, leuchten fahlgrün und braunviolett auf und zwirnen sich noch in der Luft in Schnüre auf. Nun sehen es die Grauen und starren auf. Es regnet Lebendiges herab.
Die große Wolke hängt fast über den gespannten Drahtnetzen. Sie wirbelt durcheinander, dröhnt von dem erzenen Flügelschlagen von Myriaden mal Myriaden Tiere, die außerordentlich sind und aus dem Unbekannten sich herabstürzen.
Einzelne der Tiere winden sich an den Netzen und fallen zerschnitten auf den flachen Boden. Sie sind spannenlang, mit vier Paar Flügeln und unzähligen Füßen, tragen witternde Antennen am Kopf, der fast dem eingedrückten Haupt eines Kindes gleicht, farbige Kugelaugen an den Seiten des gewalzten Leibes, und aus dem stark geschärften Ende starrt ein Stachel wie ein Hörn.
Die Grauen erkennen die Gefahr. Das Leben in überwundener Form will die Felder überwältigen und den Fortschritt zermahlen. Junge Tiere gleiten schon ganz durch die Drahtnetze. Da flammen die weitgespannten Maschen auf, elektrisch geladen. Auf den Feldern rollen die Raupenwagen an. Die tönende Wolke wird zerrissen. Ihr Leib wird versengt und blutet Saft in Strömen herab. Die Wagen mahlen das Durchgeschlüpfte …
Drei Tage währt die Wolkenschlacht. Während des Tiefschlafs rollen Schichten aus anderen Sektoren an. Dann ist der Einbruch des dämonischen Äthers besiegt.
Die Wolkenschlacht hat Opfer gekostet. Der Saft der Tiere hat viele Graue vorzeitig verrostet und ihre Atemstellen vergiftet. Eine ansteckende Krankheit bricht aus, die Wolkenkrankheit genannt wird, und verrostet weiter. Schonungslos werden die befallenen oder schon anorganisch gewordenen Grauen vernichtet, verschrottet, in tiefe Klüfte gestürzt, von Betongüssen zugedeckt und in den Listen gelöscht.
Die Erdplanwirtschaft ist gerettet. Es ist Platz da für neue Graue und für neuen Fortschritt. –
Es ist natürlich untersagt, von der großen Wolkenkrankheit und der schweren Heimsuchung durch die außerirdischen Tiere zu sprechen. Kein Gebell und Gerassel ist dies anbetreffend zu vernehmen. Außerirdische Geschöpfe haben auf der Erde kein Heim zu suchen. Es besteht keine Geschichte und kein Gedächtnis. Was gestern war, ist gewesen, ist nie gewesen. So spricht auch kein Grauer davon, und kein Grauer denkt daran. Nur in den Protokollen der Schreiber Hirn, Auge und Ohr und fernbezugsweise in denen der Schreiber 4 bis 6 und 7 bis 9 ist etwas wegen der zu ergreifenden Maßnahmen niedergestanzt.
Dennoch ist eine Veränderung in der Erde eingetreten. Sie ist in den betroffenen weiten Flächen fruchtbarer geworden. Das Vierfeldersystem funktioniert in jenen Sektoren mit einer fast gewaltsamen Heftigkeit, obwohl der Weg zum Eingrauen, zum Norm-grauen und seine Ölung durch rein anorganische Stoffe über das Einfeldersystem als Zwischenlandung hinweg zu beschreiten ist.
Die erzielten Felderauspressungen erzeigen sich lange Schichten hindurch als nicht recht geeignet. Sie rufen Unregelmäßigkeiten in der Motorenleistung hervor. Eine unplanmäßige Hinneigung zu aperiodischen
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