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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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abgeordnet, auch der, der nicht vom Meer begrenzt und in seinem Umfang beeinträchtigt ist.
    Proben vom abgeschliffenen Gesteinsstaub aus den besiegten Teilen des Sektors B sind den Spezialtechnikern zugeworfen und werden auf ihre Zusammensetzung und etwa zu erreichende Ölungseignung oder Eignung zur Fortleitung der Grauen untersucht.
    Der gesamte übrige Ertrag aber aus den Berg- und Hügelenteignungen ist in riesigen Untererdlagern aufgespeichert und wird jetzt aufgerufen.
    Es geziemt sich, daß gefallene Überhebung, der Hochmut der Berge, der Hügel, der Wälder, der Schlammabsonderungen oder gar der Überschwemmungsmutwillen von irregulären Flußkrümmungen, die nicht der Abgrenzung und notwendigsten Befruchtung dienen, nicht nur gebrochen, sondern darüber hinaus zweckmäßig verwandt wird.
    Unabsehbare Züge von Schleppwagen gleiten auf den Übererdlinien an den Hochschienen bis an die Küsten und kippen sich aus. Es ist, als ob jeder der Wagen aus Leichtmetall rasselnd lache und grinse, wenn er sich dreht und ein Maul aufreißt, um geborstenes, zerbrochenes, gemahlenes Gestein, zerkrümelte Erde und getrockneten Schlamm auszuspeien. Auch größere Feldbrocken sind zuweilen aufbewahrt und werden aus besonderen, an Luftschienen gleitenden Wagen wie von einem Sprungtuch hochgeschleudert und im Abdrehen herabgeworfen. Dröhnend klatschen sie ins Meer.
    Zuerst aber werden die Dünen und Dämme eben gemacht und ins Meer geschoben. Sie sind jetzt unnötig, denn sie haben nicht mehr die Aufgabe, die Felderwirtschaft vor dem Wogenrollen und den Unregelmäßigkeiten der Meerlebensführung zu bewahren. Ebbe und Flut sind bei der Abflachung der äußeren Erdform ohnehin sehr in ihrem Ausmaß zurückgegangen und wesentlich bescheidener geworden. –
    Das Meer träumt und spielt. Es hat erst vor kurzem in den dröhnenden Gelächtern einer seltenen Sturmnacht mit seinen weißen Zähnen ein Stück aus dem Sektor G herausgebissen. Nun ist es satt, träumt und spielt.
    Die Meerspinnen, die Quallen, die Seeanemonen, die Tintenfische, die Haie, die Rochen, die platten Tiefseegebilde, die Seeteufel: das tausendfache Blitzen und Glitzern, das Gewimmel aus jagenden, haschenden, steigenden, sinkenden Schatten und Lichtern, aus Geschmeidigkeit und Raubgier, aus sehnsüchtigem Betasten und zusammengeduckter Furcht ist in den schweren, gläsernen Wellen mächtig.
    Fische senden Strahlen aus und suchen sich im liebeatmenden Aneinandergleiten ihrer kühlen Schuppen. Phosphoreszierende Tupfen an den Kämmen der Unterseetiere, Leuchtfeuer zum Fang oder Flammen der Wegbereitschaft, aufbrennende Kraterreihen der Gier, der Angst, zucken und züngeln im glühenden Farbenschillern. Leben und Tod beißen und zeugen ineinander. Das wellenschlagende, unsinnige Leben tobt lautlos im Meer. Aber das Meer träumt und spielt im Traum. Weiße Wellen kräuseln sich, Schaumblüten des Wassers, die in einem Augenblick aufbrechen, leuchten und zerstieben.
    Nun kommen die Grauen und eröffnen den Kampf. Auf ein einziges, langes Sirenenheulen hin, das an allen Punkten der bewohnten Erde zugleich ertönt, beginnt der Hauptangriff. Er erfolgt mit verschiedenen Mitteln zu einem Zweck von sämtlichen Küsten des bedrohten Lebens Meer.
    Die Kurzwellenanordnungen toben abgehackt, durch Lautflächer über weite Strecken hingeworfen. Die Techniker des Planes geben leisere, knackende Befehle, sehen fern, hören fern. In den drei unterirdischen Beratungswürfeln hocken die drei mal drei gewaltigen Schreiber, unbeweglich, hören fern, sehen fern, und hören auch die Plangedanken der Techniker. Auge und Hirn sehen auch die Plangedanken. Die Technik der Grauen ist weiter fortgeschritten. Ergeben die Plangedanken den Unfarbeneindruck grau, sind sie schrittgemäß und richtig. Weichen sie ab, entarten sie ins Farbige, so sind sie falsch und müssen durch Protokollanordnungen berichtigt werden.
    Das Meer horcht auf. Es fühlt Schläge und Verwundungen. Die Grauen haben Stollen hinabgetrieben, Sprengladungen vorgebracht und blasen die Unterwellengebirge auseinander. Mit furchtbarem Brüllen zerbersten sie und krachen empor. Der grünsilberne eitle Spiegel des Meeres zerreißt. Gedrehte Wirbel von Schlamm, Steinen, Tieren und Wasser stoßen sich, kochend von Reibung, stürmen in die Luft und prasseln in verbreiteter Ohnmacht durch das gequirlte Wasser wieder herab. Das Meer wird trüber, schlammgespeist. Die Untermeertäler und Untermeerschluchten beginnen sich auszufüllen.

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