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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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– wie mit ganz vernünftigen Wesen.
    Und die Bilder sprachen auch eine ganz eigene Sprache zu den Ceresianern und verrieten diesen so manche feine Geheimnisse des Lebens; es gehörte allerdings eine große Geduld dazu, der Sprache dieser lebenden Bilder zu lauschen. Aber die Geduld wurde stets gut belohnt.
    Mit ihren beweglichen Nasen und mit ihren beweglichen Kautschukzähnen saßen da die Bewohner der fliegenden Inseln vor ihren magischen Spiegelbildern und unterhielten sich über den Sinn der sich entwickelnden Bildpartien. Wie Vogelgezwitscher hörte sich die sehr modulationsfähige Sprache der Ceresianer an, und die tausend Falten des Gesichtes erhielten zu jeder Meinungsäußerung immer wieder eine neue Farbenzusammenstellung, so daß oft schon aus der Farbenzusammenstellung des Gesichtes die Gedanken des Ceresianers hervorblitzten – und es der Worte nicht immer bedurfte.
    Drei kleine, oft elektrisch glühende Spitzen hatte die Zunge der Ceresleute.
     
    Zack und Sidi schliefen in dieser köstlichen Ceresnacht nicht eine einzige Viertelstunde. Sie sahen sich auch nicht ein einziges der vielen auf Insel YG zu sehenden Hohlspiegelbilder an.
    Sidi sagte langsam:
    „Es gibt Wünsche, die uns über den Kopf wachsen und uns dann zwingen.“
    Zack erwiderte:
    „So ist es. Und so geht es mir. Es genügt mir augenblicklich nicht mehr, die Sehnsucht nach dem großen Unbekannten malerisch lebendig zu machen. Ich möchte ihn mit meinen Augen sehen – so wie ich dich, lieber Sidi, hier vor mir sehe.“
    „Nun“, erwiderte lächelnd der Sidi, „so simpel wie ich wird er doch nicht aussehen. Er wird doch keinen Kopf haben.“
    „Das nehmen wir“, versetzte der Zack, „als selbstverständlich immer an. Ich sprach auch wie gewöhnlich nur figürlich. Doch – fassen wir uns kurz: Ich möchte meine Malerei unterbrechen und in die Tiefe unsres Sterns – ich möchte das graue Geheimnis dort unten näher kennen lernen.“
    „Wie“, fragte Sidi, „willst du das machen?“
    „Du weißt“, fuhr der Zack fort, „gelegentlich fällt mal ein Stück Metall von unsern Inseln in die Tiefe. Wir nennen es, wie du weißt, Karisom.“
    „Davon gibt’s sehr wenig!“ sagte der Sidi rasch.
    „Hm!“ meinte der Zack, „wir müssen es zusammensuchen. Teilen wir allen durch unsre elektrischen Apparate mit, was wir vorhaben – dann werden wir vielleicht so viel zusammenbekommen, daß wir mit Karisom beschwert in die Tiefe gelangen könnten.“
    „Wenn das nur einer von uns könnte“, meinte der Sidi, „dann wär’s schon genug. Tun wir, wie du sagtest.“
    Als sie dieses in der stillen Ceresnacht gesprochen hatten, wurde es hell am Horizont – und beide verspürten ein Bedürfnis, zum Frühstück zu fahren; sie bliesen ihren Gummischuhleib auf und schwebten wie Luftballons empor. Dann aber wurden ihre Fußspitzen von einer unsichtbaren Macht umgebogen – und sie fuhren durch die Luft zur unteren Seite des fliegenden Eilandes; das magnetische Zentrum befand sich an diesem Morgen auf Insel YG unten, so daß sie der grauen Tiefe näher als sonst frühstücken konnten; ihr Kopf hing aber dabei nicht nach unten.
    Als sie beide um das Zentrum unten mit rasender Geschwindigkeit herumsausten, rief der Zack plötzlich sehr laut:
    „Diese Lage des Zentrums ist eine gute Vorbedeutung – ich glaube, daß ich bald unten bin.“
    Und wie der Zack gesagt hatte, so geschah es auch: Nach einigen Wochen war so viel Karisom zusammengebracht, daß er sich tatsächlich hinunterlassen konnte.
    Er schwebte ganz langsam der Tiefe zu, und viele Ceresianer blickten ihm neugierig nach.
    Wer nun aber glaubt, daß die Ceresianer Zacks Fahrt wegen ihre Malerei liegen ließen, der irrt sich sehr. So leicht waren die Ceresianer nicht von ihrem Malen abzubringen.
    Ein Freund des anfangs schon erwähnten Porkas konnte sich ganz und gar nicht mit der Karisom-Fahrt des guten Zack befreunden; er malte grade die Überwindung der graden Linie und führte alle Weltgeschichten auf diese Überwindung zurück.
    „Daher“, sagte er zum Porkas, „fahren die Planeten und die Kometen und all die vielen Sonnen in so komplizierten, fein geschweiften Kurven durch den Raum – weil diese größeren Weltwesen, mit denen wir uns noch lange lange nicht vergleichen dürfen, die grade Linie eben überwunden haben. Es kommt immer in unserm Leben auf eine Loslösung an; wir sollen nicht in der starren Richtung bleiben, wir sollen immer wieder raus – und deswegen sind

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