Science Fiction Almanach 1983
lebt. Das Bewußtsein besitzt nur zu den Punkten der Zeit-Materie-Linie Zugang, die diesen Körper enthalten. Deswegen ist es unmöglich, seinen Geist, sein Bewußtsein in eine Zeit zu schicken, die vor der Geburt oder nach dem Tode des Körpers liegt.“
„Und was passiert mit dem zurückbleibenden Körper dieses Zeitreisenden?“
„Tot.“
„Hm.“ Bedford schluckte. Er saß eine Zeitlang schweigend auf dem Stuhl und verarbeitete das Gehörte in Gedanken. Die Tatsache, daß der Körper des „Zeitreisenden“ leblos zurückblieb, gab seinem Plan natürlich eine etwas andere Richtung. Aber nein, wenn man es genauer betrachtete, so gewann er dadurch nur an Vollkommenheit, erhielt sozusagen seinen letzten Schliff. Bedford richtete sich in seiner sitzenden Stellung auf und straffte die Schultern. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen, es sei denn, daß …
Und da war noch eine andere Sache. Er räusperte sich und betrachtete forschend die komplizierte Apparatur.
„Ich glaube, Professor, Sie haben da eine ganz große Entdeckung gemacht. Durch Ihre Feststellung, daß es die Zeitparadoxie überhaupt nicht gibt, werden nicht nur die Anti-Zeitreise-Gesetze ihrer Berechtigung enthoben, sondern auch die unzähligen inhaftierten Wissenschaftler, die auf ihre Todesstunde warten, gerettet und rehabilitiert.“ Bedford machte eine Pause und folgte den dicken Kabelsträngen aufmerksam mit den Augen. „Aber … was den Bau und die Bedienung weiterer Apparate dieses Typs betrifft, so glaube ich, daß man wegen der Kompliziertheit der Anlage …“
„Aber sie ist nicht kompliziert!“ warf Roß rasch ein und trat an den langen Holztisch, an dessen Ende der Ständer mit der kugelförmigen Apparatur stand. Unter seinen Fingern lag ein kleiner weißer Druckknopf, der zur Hälfte in die Tischplatte eingelassen war. „Alles, was Sie zu tun haben, besteht darin, auf jener Skala dort am Schaltpult die gewünschte Jahreszahl einzustellen. Alles andere verläuft völlig automatisch. Sie brauchen sich nur noch auf den Tisch zu legen, diese Kugelapparatur auf sich herunterzuziehen, so daß Ihr Kopf in der runden Aussparung an ihrem Unterteil liegt, und dann den weißen Knopf hier zu drücken. Das ist alles!“
„Ja, das ist alles“, wiederholte Bedford mechanisch. Und mit diesen Worten wurde nicht nur die Ausführung seines Angriffsplans gegen Paul Logan beschlossen, sondern auch ein Lebensschicksal erfüllt.
Er machte mit der Hand eine Bewegung, die schneller war als das Auge und schoß aus der Hüfte.
Die tödliche Energie traf den Professor voll in die Brust, bevor er noch einen Schrei auszustoßen vermochte.
Als der Gelehrte leblos zusammengesunken war, verstellte Bedford mit raschem Griff den elektromagnetischen Projektor auf Streuung, richtete ihn wieder auf den Professor und ließ den Fächerstrahl fünf Minuten lang über ihn hinweg spielen.
Als auch die letzten Spuren des Leichnams verschwunden waren und nur noch der beißende Geruch verbrannten Fleisches im Kellerraum lag, nahm er seinen Finger vom Abzug und schob die Pistole ins Halfter.
Eilig erhob er sich und trat zu der Schalttafel, von der Roß gesprochen hatte. Er mußte sich beeilen. Der Assistent konnte jeden Augenblick kommen, um sich – wie hatte der Professor gesagt? – als Versuchsperson zur Verfügung zu stellen..
Bedford betrachtete nachdenklich die große Skala, die in Jahren geeicht war. Ihr Bereich verlief von + 100 bis – 100, wobei das „+ „ohne Zweifel die Zukunft, und das „– „die Vergangenheit bedeutete. Für ihn kam nur die Vergangenheit in Frage, zweifellos, denn darauf basierte sein ganzer Plan.
Aber welches Jahr? Im Jahr 2142
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