Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Ra­dio­röh­ren und Meß­in­stru­men­ten, die sich al­le in zwei Zen­tren ver­ei­nig­ten.
    Das ei­ne be­fand sich auf ei­nem klei­ne­ren Holz­tisch in ei­ner Ecke und wies ei­ne im­pro­vi­sier­te Schalt­ta­fel mit Rheo­stat­knöp­fen, Kipp­schal­tern und Druck­knöp­fen auf. Das an­de­re hing am Stän­der ei­ner ehe­ma­li­gen Steh­lam­pe und bil­de­te ei­ne ku­gel­för­mi­ge An­ord­nung, die an ih­rem Un­ter­teil ei­ne run­de Öff­nung auf­wies. Bei­de Vor­rich­tun­gen wa­ren durch einen Strang ver­schie­den­far­bi­ger Dräh­te und di­cker Gum­mi­ka­bel ver­bun­den, die in un­or­dent­li­chen Win­dun­gen auf dem rau­hen Ze­ment­bo­den ent­lan­glie­fen.
    Bed­ford wand­te sich an den Pro­fes­sor, der schwei­gend ne­ben ihm stand und die Ap­pa­ra­tur mit schmerz­lich ver­zo­ge­nem Ge­sicht be­trach­te­te.
    „Wo ist Ru­gel­man, Ihr As­sis­tent?“
    Der Pro­fes­sor blick­te auf die Uhr und zuck­te un­si­cher die Ach­seln.
    „Er … er wird bald kom­men. Wir woll­ten …“ Er ver­stumm­te.
    „Sie woll­ten ein Ex­pe­ri­ment mit Ih­rer Zeit­ma­schi­ne ma­chen? Nicht wahr?“ Bed­ford blick­te den al­ten Wis­sen­schaft­ler fins­ter an. „Ist es das ers­te?“
    „Nein“, mur­mel­te Roß und ließ den Kopf sin­ken. „Wir ha­ben schon ei­ni­ge Ver­su­che mit Tie­ren ge­macht. Rat­ten.“
    „Und die Zeit­ma­schi­ne funk­tio­niert?“
    Roß nick­te. „Heu­te woll­ten wir sie auf die mensch­li­che Psy­che, auf das mensch­li­che Be­wußt­sein an­wen­den. Ru­gel­man hat sich als Ver­suchs­per­son zur Ver­fü­gung ge­stellt …“
    „Nun, dann sind wir ja noch zur rech­ten Zeit ein­ge­schrit­ten. Sie wis­sen na­tür­lich, Pro­fes­sor, daß auf Ex­pe­ri­men­tie­ren mit Zeit­ma­schi­nen die To­dess­tra­fe steht?“
    Roß brei­te­te die Ar­me aus. „Aber es ist doch kei­ne Zeit­ma­schi­ne!“
    Bed­ford grins­te spöt­tisch. „Ach, sieh mal an! Ist wohl ’n In­fra­grill, was?“
    „Ei­ne Zeit­ma­schi­ne ist es nicht“, wie­der­hol­te der Pro­fes­sor stand­haft. Sein Ge­sicht ver­riet Bed­ford, daß er die Wahr­heit sag­te, aber, wenn es kei­ne Zeit­ma­schi­ne war, was dann? Und hat­te er nicht eben noch von Ex­pe­ri­men­ten mit Rat­ten und mit sei­nem As­sis­ten­ten ge­spro­chen? Die Sa­che ver­sprach, in­ter­essant zu wer­den. End­lich mal ei­ne Ent­wick­lung, die sich von den üb­ri­gen Rou­ti­ne­auf­trä­gen un­ter­schied. Viel­leicht war er hier ei­ner ganz großen Sa­che auf der Spur, und wenn sich dies be­wahr­hei­te­te, dann hat­te sich Lo­gan ganz nett in die Nes­seln ge­setzt.
    Der Pro­fes­sor sank auf ei­nem der Stüh­le nie­der und nahm sei­ne alt­mo­di­sche rand­lo­se Bril­le ab. Wäh­rend er sie um­ständ­lich mit ei­nem Zip­fel sei­nes blau­en Ar­beits­kit­tels zu put­zen be­gann, mein­te er mit dem Ei­fer des Er­fin­ders:
    „Sie wer­den selbst ein­se­hen, daß es kei­ne Zeit­ma­schi­ne im her­kömm­li­chen Sinn ist, wenn ich Ih­nen ei­ni­ge Er­klä­run­gen ge­ben darf …“
    Bed­ford nick­te un­ge­dul­dig, und Roß fuhr fort: „Wie Sie wis­sen, re­sul­tiert das Prin­zip der bis­he­ri­gen Zeit­ma­schin­en­theo­rie dar­in, daß Ma­te­rie, wor­un­ter auch der le­ben­de Or­ga­nis­mus zu ver­ste­hen ist, ent­we­der in die Zu­kunft oder in die Ver­gan­gen­heit ver­setzt wird. Es hat hier schon Ed­mund Sack, vor mehr als hun­dert Jah­ren, in sei­nen Be­rech­nun­gen ge­zeigt, daß uns der Weg in die Zu­kunft ver­schlos­sen ist, aber nicht so der Weg in die Ver­gan­gen­heit.
    Die Sack­schen Be­rech­nun­gen, und al­les, was spä­ter, selbst­ver­ständ­lich il­le­gal, auf die­sem Ge­biet er­ar­bei­tet wur­de, wa­ren na­tür­lich falsch.
    Sack mach­te einen grund­le­gen­den Feh­ler, und bis heu­te al­le üb­ri­gen Wis­sen­schaft­ler mit ihm. Er ging von der Vor­aus­set­zung aus, daß sich Ma­te­rie und Zeit­li­nie par­al­lel und re­la­tiv zu­ein­an­der be­we­gen. Ob es nun die Zeit­li­nie war oder die Ma­te­rie, die sich – dies­mal ab­so­lut ge­nom­men – be­we­gen, spiel­te ja kei­ne Rol­le. Kein Wun­der al­so, daß Sack bei dem Ver­such, die Zu­kunft zu er­schlie­ßen, auf ei­ne Mau­er

Weitere Kostenlose Bücher