Science Fiction Almanach 1983
Radioröhren und Meßinstrumenten, die sich alle in zwei Zentren vereinigten.
Das eine befand sich auf einem kleineren Holztisch in einer Ecke und wies eine improvisierte Schalttafel mit Rheostatknöpfen, Kippschaltern und Druckknöpfen auf. Das andere hing am Ständer einer ehemaligen Stehlampe und bildete eine kugelförmige Anordnung, die an ihrem Unterteil eine runde Öffnung aufwies. Beide Vorrichtungen waren durch einen Strang verschiedenfarbiger Drähte und dicker Gummikabel verbunden, die in unordentlichen Windungen auf dem rauhen Zementboden entlangliefen.
Bedford wandte sich an den Professor, der schweigend neben ihm stand und die Apparatur mit schmerzlich verzogenem Gesicht betrachtete.
„Wo ist Rugelman, Ihr Assistent?“
Der Professor blickte auf die Uhr und zuckte unsicher die Achseln.
„Er … er wird bald kommen. Wir wollten …“ Er verstummte.
„Sie wollten ein Experiment mit Ihrer Zeitmaschine machen? Nicht wahr?“ Bedford blickte den alten Wissenschaftler finster an. „Ist es das erste?“
„Nein“, murmelte Roß und ließ den Kopf sinken. „Wir haben schon einige Versuche mit Tieren gemacht. Ratten.“
„Und die Zeitmaschine funktioniert?“
Roß nickte. „Heute wollten wir sie auf die menschliche Psyche, auf das menschliche Bewußtsein anwenden. Rugelman hat sich als Versuchsperson zur Verfügung gestellt …“
„Nun, dann sind wir ja noch zur rechten Zeit eingeschritten. Sie wissen natürlich, Professor, daß auf Experimentieren mit Zeitmaschinen die Todesstrafe steht?“
Roß breitete die Arme aus. „Aber es ist doch keine Zeitmaschine!“
Bedford grinste spöttisch. „Ach, sieh mal an! Ist wohl ’n Infragrill, was?“
„Eine Zeitmaschine ist es nicht“, wiederholte der Professor standhaft. Sein Gesicht verriet Bedford, daß er die Wahrheit sagte, aber, wenn es keine Zeitmaschine war, was dann? Und hatte er nicht eben noch von Experimenten mit Ratten und mit seinem Assistenten gesprochen? Die Sache versprach, interessant zu werden. Endlich mal eine Entwicklung, die sich von den übrigen Routineaufträgen unterschied. Vielleicht war er hier einer ganz großen Sache auf der Spur, und wenn sich dies bewahrheitete, dann hatte sich Logan ganz nett in die Nesseln gesetzt.
Der Professor sank auf einem der Stühle nieder und nahm seine altmodische randlose Brille ab. Während er sie umständlich mit einem Zipfel seines blauen Arbeitskittels zu putzen begann, meinte er mit dem Eifer des Erfinders:
„Sie werden selbst einsehen, daß es keine Zeitmaschine im herkömmlichen Sinn ist, wenn ich Ihnen einige Erklärungen geben darf …“
Bedford nickte ungeduldig, und Roß fuhr fort: „Wie Sie wissen, resultiert das Prinzip der bisherigen Zeitmaschinentheorie darin, daß Materie, worunter auch der lebende Organismus zu verstehen ist, entweder in die Zukunft oder in die Vergangenheit versetzt wird. Es hat hier schon Edmund Sack, vor mehr als hundert Jahren, in seinen Berechnungen gezeigt, daß uns der Weg in die Zukunft verschlossen ist, aber nicht so der Weg in die Vergangenheit.
Die Sackschen Berechnungen, und alles, was später, selbstverständlich illegal, auf diesem Gebiet erarbeitet wurde, waren natürlich falsch.
Sack machte einen grundlegenden Fehler, und bis heute alle übrigen Wissenschaftler mit ihm. Er ging von der Voraussetzung aus, daß sich Materie und Zeitlinie parallel und relativ zueinander bewegen. Ob es nun die Zeitlinie war oder die Materie, die sich – diesmal absolut genommen – bewegen, spielte ja keine Rolle. Kein Wunder also, daß Sack bei dem Versuch, die Zukunft zu erschließen, auf eine Mauer
Weitere Kostenlose Bücher