Science Fiction Almanach 1983
war er geboren, das lag nun 54 Jahre zurück. Zu weit. Aber wie stand es mit 2152? Nein, damals war er zehn Jahre alt und stand unter der strengen Hand seines Vaters, der zwei Jahre später starb. Also 2154? Hm … Besser zur Sicherheit noch zwei Jährchen hinzulegen! Das ergäbe das Jahr 2156, er wäre genau 14 Jahre alt, und das Ganze läge 40 Jahre zurück. Ja, so konnte es gehen.
Er stellte den langen Zeiger der Skala auf „– 40“ ein und trat einen Schritt zurück, um die Apparatur prüfend zu überblicken.
Grüne und weiße Lämpchen leuchteten an vereinzelten Stellen auf der Schalttafel und zeigten zusammen mit dem dumpfen Summen, das von irgendwoher durch den Raum vibrierte, daß die Maschine betriebsbereit war. Ob sie so funktionieren würde, wie der Professor erklärt hatte, wußte er jedoch nicht. Aber er würde es schon merken, dachte er etwas unsicher. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder funktionierte sie, oder nicht. Im ersteren Falle stünde seinem Plan nichts mehr im Weg, und im letzteren … Er zuckte die Achseln. Die eine Möglichkeit: Die Maschine beeinflußte ihn nicht, und er blieb, wo er war, im Jahre 2196. Die andere Möglichkeit: Das Ende.
Bedford wandte sich entschlossen von der Schalttafel ab, trat an den Tisch und legte sich mit dem Rücken nach unten darauf. Der weiße Druckknopf lag unter seiner rechten Hand. Mit der linken langte er hinauf, ergriff die kugelförmige Apparatur an einem dafür vorgesehenen Hebel und zog sie auf sich herunter, bis sie sich mit der Höhlung in ihrem unteren Teil um seine Stirn und Schläfen legte.
Bedford wußte, daß sich in diesem Augenblick alles in ihm gegen die Durchführung seines Planes sträubte, ein Vorhaben, bei dem es um Leben und Tod ging. Sein Verstand sagte ihm zwar, daß dies die einzige Möglichkeit war, ein neues Leben zu beginnen und ein altes Leben zu beschließen, in dem er immer Agent 28 720 bleiben würde, einer von Paul Logans Untergebenen, dazu ausersehen, einfache Routineaufträge auszuführen. Und trotzdem …
Bedford fühlte, daß er nicht länger warten durfte. Noch einige Augenblicke, und das Gefühl in ihm, das sich gegen den bevorstehenden Selbstmord wehrte, würde überhandnehmen und alles zunichte machen. Er mußte sofort handeln, oder es wäre für alle Zeiten zu spät.
Er konzentrierte sich für einen Augenblick darauf, alle Gedanken in seinem Gehirn auszuschalten. Eine halbe Sekunde lang erfüllte ihn eine gähnende Leere, in die im nächsten Moment ein mächtiger Gedankenbefehl hineinplatzte. Seine Armmuskeln zuckten unter den Stromstößen zusammen, die sie über die Nerven erreichten, und seine Hand preßte sich krampfartig auf den kleinen weißen Knopf.
Einen Sekundenbruchteil später verstärkte sich das dumpfe Summen aus der Apparatur zu einem wütenden Brummen, dessen Vibrationen den Kellerraum und alles, was sich in ihm befand, ergriffen. Ein blauer Funke schlug knisternd am Schaltbrett über, und eine Anzahl farbiger Lämpchen glühten auf.
Bedford krampfte seinen Körper in Erwartung des Bevorstehenden zusammen und schloß die Augen. Die Schwingungen schienen sich jetzt auf die Kopfapparatur zu konzentrieren, die seine Stirn und Schläfen eng umschloß. Ein unerträgliches Kribbeln ging von ihr aus, das sich zunächst in seiner Kopfhaut festsetzte, nach und nach jedoch tiefer drang und schließlich seine Gehirnrinde erfaßte. Er ballte die Hände zu Fäusten. Die Fingernägel gruben sich in seine Handflächen, aber er merkte es nicht. Sein ganzer Körper bebte unter der Anstrengung, die aber Millionen von feinen Nadelstichen an seinem Gehirn stilliegend zu ertragen. Und das Kribbeln drang tiefer.
Bedford
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