Science Fiction Almanach 1983
ihren Schenkeln. Sie stöhnte leise. Einen kurzen, verrückten Augenblick lang schien es, als würde ihr Kopf das gesamte Universum erfüllen. Sie folgte feurigen Energiebahnen durch alle Ebenen des Seins, des Raumes und der Zeit, einen kurzen, verschwommenen Moment lang war sie das Universum, befand sich das Universum in ihrem Kopf, tummelten sich Milchstraßen und Sterne in den Windungen ihres Gehirns, entzündeten ihren Körper und überschwemmten sie mit einer Woge lüsterner Reizbarkeit, die ihr fast den Verstand raubte.
Dann war der Augenblick vorüber. Sie blinzelte, und ungeachtet des immer noch dampfenden Wasserstrahls fröstelte es sie plötzlich. Sie stellte den Wasserstrahl ab, trat aus der Kabine und rieb sich mit einem Handtuch trocken. Ihr Körper schien äußerlich immer noch zu brennen, doch innerlich fröstelte sie. Tief in ihrem Unterbewußtsein lauerte ein unbestimmtes Verlangen, das sie nicht definieren konnte.
Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, glitt sie auf das Pneumobett, dessen wohlige Weichheit sie angenehm umklammerte, deckte sich mit einer leichten Wolldecke zu und war ungeachtet des Aufruhrs in ihrer Gefühls- und Empfindungswelt kurz danach fest eingeschlafen.
Langsam bahnte sich ihr Verstand einen Weg durch den dunklen Strudel des Schlafes ans helle Licht des Wachseins. Stöhnend warf sie sich auf dem Pneumobett hin und her, bis sie es schließlich über sich bringen konnte, die Augen zu öffnen. Merkwürdigerweise war sie weit vor Anbruch ihrer nächsten Schicht erwacht. Sie sah sich blinzelnd um. Schließlich richtete sie sich halb auf und lauschte, auf die Ellbogen gestützt, den merkwürdigen Geräuschen, die das Schiff von sich gab. Die ganze Fabrik des Raumfahrzeugs schien zu knirschen und wie unter einem unsichtbaren Druck zu stöhnen und zu ächzen. Was war los?
Aus dem schmalen Bullauge blickend bemerkte sie, daß das Firmament dahinter nicht mehr die ansonsten vorherrschende Samtschwärze angenommen hatte, sondern seltsam leuchtend und tiefblau zu – pulsieren? – schien.
Sie sprang aus dem Bett und schlüpfte in ihren Anzug. Dann öffnete sie die Tür ihrer Kabine und eilte den Korridor entlang bis zum Lift. Es war, als würde sich die Architektur des Schiffes winden und in sich krümmen. Obwohl sie sich schon seit Monaten an Bord befand, schien ihr das kleine Raumfahrzeug mit einem Mal unvertraut und fremd, als hätte es ein Eigenleben entwickelt und versuchte, sie zu narren.
Entgegen ihren Zweifeln brachte der Lift sie sicher hoch zum Deck A, wo die Zentrale lag, im Vor über eilen krümmte und wand sich der Korridor. Mit einer unsicheren Bewegung preßte sie die Handfläche auf den Öffnungsmechanismus des Schotts.
Lafayette saß wie erstarrt im Kommandosessel. Als er das Geräusch des sich öffnenden Schotts hörte, drehte er mit ruckartigen Bewegungen den Kopf.
Ihre Blicke begegneten sich. Langsam öffnete Lafayette den Mund. „Wir sind da“, brachte er mit äußerster Mühe über die Lippen. Das … das Zentrum … der Galaxis!“
Sie näherte sich ihm zögernd, gefesselt von dem Panorama des Schirms. Was sich ihren Augen dort bot war unbeschreiblich. Direkt vor dem kleinen Schiff erblühte eine feurige Rose, Energiestrahlen zuckten ins All hinaus wie eine flammende Korona silberfarbenen, kalten Lichts. Hypnotisiert gesellte sie sich zu Lafayette. Ihre Gedanken kreisten. Ihr ganzer Körper war angespannt und brannte vor Verlangen. Sie keuchte.
Lafayette drehte den Kopf. Ihm schien es ähnlich zu gehen. Er wandte sich ihr zu. Seine Augen, weit aufgerissen, traten aus den Höhlen. Er murmelte etwas Unverständliches, streckte zögernd einen Arm aus.
Sie
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