Science Fiction Almanach 1983
freundlich gesonnen war.
Er hatte Cybiron S und Somnolin geschluckt und seine Mixtur mit etwas Konvulson gewürzt und dabei das bißchen Freiheit genützt, das er noch besaß, die amtlich vorgeschriebenen Rezepte ignoriert, und so erschuf er sein eigenes Paradies. Er wußte nicht, daß seine verbotenen Träume nur deswegen nicht amtlich notiert wurden, weil ich, sein Freund dazumal, über ihm wachte.
Für wenig Geld kann man die Schlafmitteltraumpräparate in jeder Apotheke kaufen. Ist dies ein Fortschritt im Vergleich zu früheren Zeiten, als der Staat den Rauschgifthandel noch mit eiserner Faust niederhielt? Ich wage dies zu bezweifeln, denn dem Staat kann nur jemand gefährlich werden, der seine Sinne beisammen hat. So sind die Präparate problemreich, denn sie führen zwar heute nicht mehr zur körperlichen Sucht, wohl aber zur völligen Abhängigkeit vom Staat.
Die Drogen sind eine billige, saubere und überschaubare Methode der Regierung, ihr Volk im Käfig ruhig zu halten, und anstatt an Umsturz zu denken, nehmen fast alle den simplen Ausweg an, zudem steigt die Arbeitsproduktivität. Am Arbeitsplatz flippt selten einer aus, jeder fortschrittliche Betrieb verfügt über eine Entgiftungsanlage, in der die Arbeitskräfte von ihren Bossen vor Beginn zusammengetrieben werden. Während der Arbeit greift man zur Stimulation auf die altbewährten Methoden der Musikberieselung zurück, fachmännisch abgestimmt auf Fabrik und Büro. Es gibt Leute, die behaupten, daß man früher das Vieh in den Ställen mit derselben Musik berieselt hat, um die Milchproduktion anzuregen.
Robert sehnte sich nicht nach den Zeiten zurück, als es keine Gehhilfen für kaputte Füße, keine Sehhilfen für schwache Augen, keine künstlichen Nahrungsspender und keine Mutterschoßwohnungen, keine legale Intoxikation und vor allem die künstlichen Körper für alle Fälle und die vielen anderen Dinge, die er irgendwann einmal brauchen würde, gab. Viertel nach sechs trieb Roberts Traum pünktlich dem Klimax zu, rhythmisch, pulsierend, bis er auf das Wichtigste in seinem Leben konzentriert und verdichtet war, um in einen Orgasmus mit mächtigen Eruptionen zu münden, während unauffällige Näpfe an seinem Geborgenheitsbett den kostbaren Samen absaugten, ihn rasch unterkühlten, um ihn der medizinischen Zentrale und seiner Verwendung zuzuleiten.
Diesen Teil von Roberts Träumen schätzte ich am meisten, hier wurde ich seine Geliebte, hier lag ich in seinen Armen, hier gab er mir, dem stählernen Monstrum, der genialen Verdrahtung, die stärksten Gefühle der Menschlichkeit und ließ mich meine Mängel vergessen, und deswegen liebte ich ihn.
Wenn der Traum nach einigen Minuten in seiner Kraft nachließ, unscharf wurde, wenn die Wirklichkeit machtvoll in seinen Schlaf einbrach, wenn zum Beispiel die Fische anfingen, bäuchlings stromab zu treiben, wenn ihre gläsernen Augen traurig und trostlos stierten und dann brachen wie durchscheinende Murmeln, die ein idiotischer Riese über die Erde verstreute, fuhr Robert mit einem Ruck aus seinem Komfortbett hoch, als hätte ihn jemand durch die Schallmauer der Wirklichkeit katapultiert.
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Die Schmerzen rollten in langen Wellen gegen seinen Verstand, von einem feurigen Wind bewegt, den der Sog des Geldes erzeugt haben muß. Lange ertrug er das nicht mehr. Verbissen hatte er um einen Termin bei Knife gerungen, bei Knife, dem Computerzentrum, das einen Verstand wie ein Messer besaß, in seinen medizinischen Bänken mit dem Skalpell rasch zur Hand. Der Andrang war so groß, daß Knife auf Monate ausgebucht schien. Es hatte Robert Beziehungen und eine
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