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Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Men­ge Geld ge­kos­tet, den Sechs-Wo­chen-Ter­min zu er­hal­ten, sechs Wo­chen leb­te er nun in Furcht und Pein, von re­gel­mä­ßi­gen Schmer­zen durch­rast, die ihn jäh an­fie­len, wie der dop­pel­köp­fi­ge, feu­e­r­at­men­de Ti­ger, und die ihn zu­cken lie­ßen wie einen Karp­fen auf dem Strand.
    Er sack­te zu­sam­men und fiel auf den Ge­schmei­di­gen Tep­pich und blieb auf der Sei­te, zu­sam­men­ge­krümmt, lie­gen, wie ein Em­bryo im Mut­ter­leib, doch er lag gänz­lich oh­ne Schutz, über die Na­bel­schnur schick­te man Flam­men aus. Drei Mi­nu­ten dehn­ten sich zur Ewig­keit.
    Sie er­teil­ten ihm ei­ne Lek­ti­on.
     
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    Drei Mi­nu­ten wa­ren um. Sei­ne Mus­keln hat­ten sich be­ru­higt, er war frei von Schmerz. Er war noch völ­lig nackt. So trat er vor den sil­ber­nen Spie­gel und ver­sank in den An­blick sei­ner wun­der­vol­len Struk­tur. Er war ath­le­tisch ge­baut, über eins neun­zig groß, das Ge­sicht eben und rein, die Haut trug ein ge­sun­des Braun. Er drück­te sein Kreuz durch, ließ die Mus­keln kraft­voll spie­len und at­me­te tief und vol­ler Ge­nuß un­ter sei­ner ani­ma­li­schen, stark be­haar­ten Brust, tas­te­te über sein mäch­ti­ges Glied, nach ge­rau­mer Zeit riß er sich los.
    Schon lan­ge hat­ten sie ver­sucht, ihm einen künst­li­chen Kör­per zu ver­kau­fen, für ein Spit­zen­mo­dell zahl­te man 50 000 Mark, das Stan­dard­mo­dell be­kam man schon für 22 000 Mark, oh­ne Steu­ern. Doch Ro­bert war da­vor zu­rück­ge­schreckt. Was konn­te ihm ein syn­the­ti­scher Kör­per jetzt an Vor­tei­len brin­gen? Hat­te er nicht al­le Vor­zü­ge, die sie sich auf dem Reiß­brett aus­den­ken konn­ten? Brach­te er im Bett nicht das, was er brauch­te? Und hör­te man nicht im­mer wie­der, daß auch die künst­li­chen Kör­per der Wit­te­rung nicht stand­hiel­ten, daß sie dem Ver­schleiß un­ter­wor­fen wa­ren, wenn sie nicht gleich zu völ­li­gem Aus­tausch ka­men?
    Na­tür­lich, da war sei­ne ge­heim­nis­vol­le Krank­heit, die pe­ri­odisch wie­der­keh­ren­den Schmer­zen, die ihn durch­ras­ten. Das war schon ein Punkt, der ihm zu den­ken gab. Aber trug er denn nicht im­mer noch die Pin­kas­na­deln, den un­ge­heu­ren Fort­schritt der Me­di­zin, im Leib, als die Ärz­te und Wis­sen­schaft­ler be­gan­nen, die her­ge­brach­te Schul­me­di­zin von ih­rem Thron zu sto­ßen? Wa­ren nicht an al­len neur­al­gi­schen Punk­ten sei­nes Kör­pers, wie es die chi­ne­si­schen Ärz­te ver­stan­den, Na­del­köp­fe un­ter­ge­bracht, die jeg­li­che Ver­än­de­rung im bio­lo­gi­schen Haus­halt re­gis­trier­ten und als­bald die Heilan­wei­sun­gen in prak­ti­sche Sti­mu­la­ti­on um­setz­ten? Was war mit die­sem Sys­tem? Warum ver­sag­te es re­gel­mä­ßig drei Mi­nu­ten Ewig­keit je­den Tag?
    Viel­leicht steck­te da­hin­ter gar kein Feh­ler, viel­leicht war es Ab­sicht, um ihn weich­zu­ma­chen. Ro­bert kam da­hin, an die Plau­si­bi­li­tät auch sol­cher Ge­dan­ken zu glau­ben. In ei­ner Welt, die in ei­ner solch wahn­sin­ni­gen Na­tur be­stand und sich selbst so wahn­sin­nig ge­bär­de­te, wur­de der Un­fug zur Ver­nunft, und die Ver­nunft ver­rot­te­te auf dem Müll hin­ter dem Haus.
    Er konn­te es sich noch nicht leis­ten, einen neu­en Kör­per bar zu be­zah­len, das war Ro­berts Glück. Aber woll­te er denn über­haupt? Es war ge­fähr­lich, mit den Kon­sum­ge­set­zen in Kon­flikt zu ge­ra­ten. Sie wa­ren der Na­bel der Welt, ih­re Be­grün­dung war ein­fach und klar. Wur­de nicht kon­su­miert, so gab es kei­ne Pro­duk­ti­on, dann gab es kei­ne Ein­kom­men und kei­nen Le­bens­stan­dard von ho­hem Ni­veau, al­so war es je­des Bür­gers Pflicht, sich an der ma­xi­ma­len Kon­sum­ti­on zu be­tei­li­gen.
    Ge­wiß, heu­te lie­fer­ten sie die künst­li­chen Glie­der oder kom­pak­ten Kör­per mit ein­ge­bau­tem Über­wa­chungs­sys­tem, das sehr viel wei­ter ent­wi­ckelt war als das der Pin­kas­na­deln. Man schloß die künst­li­chen Kör­per mit­tels Na­bel­schnur dem Haus­com­pu­ter an, und Kni­fe lie­fer­te in Se­kun­den­schnel­le Dia­gno­se und The­ra­pie. Frei­lich, Kni­fe war rest­los aus­ge­las­tet, die Kos­ten

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