Science Fiction Almanach 1983
fand seine Socken und kam wieder unter dem Bett hervor. „Wir leben in einer unruhigen Zeit“, versuchte er sich zu rechtfertigen, „und jeder Tag kann der letzte sein. Diese ausländischen Raketenstellungen auf unserem Boden sind die größte Bedrohung seit der Sintflut.“
„Stellungen?“ echote Erika interessiert.
„Es gibt Hunderte davon“, verriet Alf.
Erika machte: „Wow!“
„Und ich werde etwas dagegen unternehmen.“ Alf knöpfte sein halbtransparentes, deodoriertes Sporthemd zu.
Das erschien Erika nur schwer nachvollziehbar. „Aber warum denn, um Himmels Willen?“
„Weil mir nichts an einer strahlenden Zukunft liegt.“ Ein äußerst spitzzüngiges Bonmot, sagte sich Alf, kaum, daß er den Satz ausgesprochen hatte. Mit geübten Bewegungen befestigte er die Plakette mit dem DATEN ? – VON MIR NICHT ! an dem Hemdkragen und verstaute das Thai-Stick in dem Geheimfach unter der Gürtelschnalle seiner Jeans, die, dem modischen Trend folgend, mit dem Aufdruck des Sternenbanners versehen war. * * * In Alabama kam es deswegen zu Zusammenrottungen der WASP-Spießer und zum präventiven Einsatz der Nationalgarde. Der Hersteller, ein gewisser Mr. Green-Jeans, mußte bei Nacht und Nebel das Land verlassen und fristet derzeit auf einer karibischen Insel ein Schattendasein als heimatvertriebener Millionär. ‚Wenn die Bomben endlich fallen’, so drohte letztlich der US-Verteidigungsminister, ein ehemaliger Rodeoreiter und prominentes Mitglied der Einzig Wahren Kirche Unseres Herrn Jesu, ‚wird Mr. Green-Jeans als einer der ersten eine Hauptrolle im nuklearen Holocaust spielen.’ * * *
Erst jetzt kam Erika zu Bewußtsein, daß sich Alf ausgehfertig machte. Alarmiert richtete sie sich auf. „Wo, zum Teufel, willst du hin ?“
„Das weiß ich noch nicht genau“, gab Alf ein wenig zögernd zu und drehte sich nervös eine Half zware -Zigarette, „aber daß ich gehe steht fest.“
„Also verläßt du mich? Für immer? Was bist du doch für ein kaltschnäuziges Subjekt.“ Erika griff nach ihrem gerüschten Morgenmantel. „Dann hau doch endlich ab, du gottverdammter Scheißkerl!“
„Mit diesen Argumenten wirst du mich kaum zum Bleiben überreden“, stellte Alf würdevoll fest. „Außerdem ist mir gerade etwas Gewichtiges eingefallen. Es dreht sich um diese modernen Bunker in der Ei fei.“
„Bunker? In der Eifel?“ wiederholte Erika verstört. „Was hat dieser Mist mit unseren ganz und gar privaten Problemen zu tun?“
Alf seufzte. „Verstehst du denn nicht? Diese Bunker sollen atombombensicher sein, und natürlich sind sie den Bonner Bonzen vorbehalten. Deshalb ist die Lage auch so vertrackt. Wie kann denn jemand ernsthaft und voller Kraft an der Bewahrung des Friedens arbeiten, wenn er gleichzeitig überzeugt ist, im Ernstfall seinen teuren Arsch in Sicherheit bringen zu können? Rein psychologisch betrachtet ergeben sich daraus schwere Interessenkonflikte. Schließlich hat jeder so seine Feinde. Und der Gedanke, alle Neider auf einen Schlag – respektive Atomschlag – loszuwerden, dürfte charakterschwachen Personen durchaus verlockend erscheinen. Ich meine, das ist doch denkbar, oder?“
„Jetzt weiß ich endlich, was mit dir los ist,“ sagte Erika betroffen. „Du bist durchgedreht. Ja, du hast endgültig dein bißchen Verstand verloren. Kein Mädchen kann so was auf Dauer ertragen. Es ist schrecklich, es ist unmenschlich, aber ich muß unsere Verbindung sofort lösen. Oder ich bin bald selbst reif für die Klapse.“
* * * Onnedecker war in diesem Fall besser dran. Er besaß keine feste Freundin. Um es genau zu sagen: auch keine lose. Aus diesem Grund trieb er sich auch in Bernie’s Big Pub
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