Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
auf die Bir­ne. Im Vi­deo wur­de groß dar­über be­rich­tet. Weißt du das nicht mehr?“
    „Nein“, ge­stand Eri­ka und zog die Bett­de­cke über ih­re Brüs­te. „Und über­haupt, was soll die­ses zu­sam­men­hang­lo­se Ge­fa­sel? Bist du wie­der bis zum Steh­kra­gen voll mit Do­pe?“
    „Ich be­trei­be pri­va­te Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung“, sag­te Alf grim­mig. Mit zorn­ro­tem Ge­sicht sprang er aus dem Bett und stapf­te ins Ba­de­zim­mer, wo er sich den drei Ta­ge al­ten Bart ab­ra­sier­te. „Was ich da­mit sa­gen will ist: Wir al­le ste­cken die Köp­fe in den Sand. Und wenn wir so wei­ter­ma­chen, dann krie­gen wir sie nie wie­der raus. Von dem Tritt, den man uns dann ver­pas­sen wird, gar nicht zu re­den.“
    Das Sum­men des Ra­sier­ap­pa­ra­tes – ei­nes bil­li­gen Im­port­mo­dells aus Sim­bab­we mit sechs Mi­kro­pro­zes­so­ren und sa­ge und schrei­be drei­und­zwan­zig Mo­du­len und di­ver­sen Halb­lei­tern – über­tön­te sei­ne wei­te­ren Wor­te. Eri­ka ver­stand nichts. Im üb­ri­gen in­ter­es­sier­te sie sich auch nicht da­für, son­dern war in die­sem Mo­ment da­mit be­schäf­tigt, Alfs Por­no­hef­te durch­zu­blät­tern.
    „Wow!“ mach­te sie an­er­ken­nend. „Das is’ ja’n Ding!“
    * * * Von ähn­li­chen Ge­dan­ken er­füllt, er­reich­te On­ne­de­cker in­des­sen sein Ziel, ein ro­sa­ge­stri­che­nes, vier­stö­cki­ges Haus in Ci­ty­nä­he mit falschen Stuck­ver­zie­run­gen und un­züch­ti­gen Ne­on­re­kla­men, des­sen Grund­stein am 4. März 1938 von dem Re­gie­rungs­rat Schel­len­berg ge­legt wor­den war, ei­nem en­gen Ver­trau­ten des da­ma­li­gen SS-Grup­pen­füh­rers Hey­d­rich. Wie da­mals, so er­freu­te sich auch zu die­sem Zeit­punkt Ber­nie’s Big Pub ei­nes ge­wis­sen Ru­fes in Heil­bron­ner In­si­der-Krei­sen, ei­ne Tat­sa­che, auf die Ber­nie stets mit Stolz hin­wies. Im Foy­er die­ses Eta­blis­se­ments lief bis vor kur­z­em noch je­den Abend der Braun­hei­mer Marsch, und es roch nach un­ge­wa­sche­nen Un­ter­ho­sen; ein Be­weis für On­ne­deckers Ex­zen­trik und Ber­nies ver­dreh­tes Hy­gie­ne­ver­ständ­nis. Was On­ne­de­cker be­trifft, so ahn­te er noch im­mer nichts von KMK-37 und ih­rem er­staun­li­chen Ver­meh­rungs­ver­mö­gen, an dem bald auch die üb­ri­ge Be­völ­ke­rung Heil­bronns teil­ha­ben soll­te. Der Pro­fes­sor mit den be­mer­kens­wer­ten Leis­tun­gen auf dem Ge­biet der mo­der­nen Bio­che­mie und der nicht min­der mo­der­nen Ge­ne­tik wies Wolf an, ei­ne Stun­de auf ihn zu war­ten, und schlüpf­te dann – ge­tarnt mit falschem Bart und ei­nem bo­den­lan­gen Lo­den­man­tel – aus der Kev­lar-Li­mou­si­ne, um nur Se­kun­den spä­ter in Ber­nie’s Big Pub un­ter­zut­au­chen. Wolf bau­te sei­nen Kon­takt mit Ost-Ber­lin wei­ter aus. Was hät­te er auch sonst tun sol­len, um die War­te­zeit zu über­brücken? * * *
    „Je mehr ich dar­über nach­den­ke“, er­klär­te Alf und ver­ließ nach dem gründ­li­chen Ri­tu­al des Zäh­ne­put­zens das Ba­de­zim­mer, „de­sto deut­li­cher ver­fes­tigt sich in mir die Über­zeu­gung, daß drin­gend et­was un­ter­nom­men wer­den muß.“
    „Ganz dei­ner Mei­nung.“ Eri­ka leg­te das Por­no­heft zur Sei­te und ent­blö­ßte ih­ren hö­hen­son­nen­ge­bräun­ten Kör­per. „Denn mal druff, Bur­sche.“
    „Die Leu­te wis­sen ja noch nicht ein­mal, um was es geht, wenn von der schreck­li­chen Atom­rüs­tung ge­spro­chen wird.“ Alf schlüpf­te in sei­nen ka­rier­ten Mi­nis­lip und be­gann un­ter dem alt­mo­di­schen, hoch­bei­ni­gen Bett nach sei­nen So­cken zu su­chen. „Oder glaubst du, ei­ner von den Kna­ben in Spang­dah­lem hät­te auch nur die blas­ses­te Ah­nung, auf was für ei­nem Pul­ver­faß er hockt? Da­bei sind die Ra­ke­ten di­rekt vor ih­rer Haus­tür sta­tio­niert. Nun, ver­mut­lich kann nur der ört­li­che Zwerg­schul­leh­rer das Wort Crui­se Missi­le feh­ler­frei buch­sta­bie­ren. Und das bei die­ser Spreng­kraft.“
    Eri­ka kräu­sel­te die un­ge­schmink­te Stirn. „Was re­dest du da ei­gent­lich?“ woll­te sie un­wirsch wis­sen. „Was ist über­haupt mit dir los?“
    Alf

Weitere Kostenlose Bücher