Science Fiction Almanach 1983
offenkundigen Unlogik erwächst dann der kausale Zusammenhang, daß die Erde konstant bis an die Zähne bewaffnet abwarten muß. Eine Situation, von der aus es nicht mehr weit bis zur Diktatur, bis zur Militär-Junta ist. (Beispiele: D. Bennet, Gestern ging die Welt unter und Menschen vom Himmel; Hönne 1959; H. Eggers, Der Wettlauf mit dem Planeten; Anker, 1950; W. Newhome, Der Befehl; Bewin, 1967; U. Biegel, Diese Welt gehört Euch; Bewin, o. J.; Ch. Reiners, Sklaven der Roboter; Bewin, 1966; B. Andrew, RF 10 überfällig; Feldmann, 1961; F. Delward, Alarm für System Capella; Widukind, 1962; H. Bings, Welten in Brand; Hönne, 1956; F. Berning, Raumschiff der Toten; Bewin, 1963; F. G. Wilkins, Der grüne Regen; Heros o. J., wahrscheinlich 1958; H. Grob, Intermezzo im Kosmos; Bewin, 1961).
Hier können sich dann die kantigen, unerbittlichen Generale und Unteroffiziere bewähren. Sie erhalten ihre Existenzberechtigung durch schiefe Prämissen (Mythos des Krieges, Xenophobie, permanenter Notstand oder weil eine mysteriöse Macht von irgendwo in der Galaxis zwei andere Mächte in den Krieg treibt).
Ganz anders aber sieht die Sache aus, wenn die Erde sich selbst ein Imperium zusammenerobert hat (im Prinzip also das gleiche tut oder vorhat wie die außerirdischen Invasoren). Hier wird mit zweierlei Maß gemessen und unverhohlen dem Imperialismus gefrönt.
Meist muß sich Terra gegen rebellische Kolonien zur Wehr setzen, die zu allem Überfluß gelegentlich auch noch mit extraterrestrischen Mächten im Bunde stehen (Beispiele: A. P. Mason, Legionäre im All; Heru, 1959; W. Voltz Sternenkämpfer; Wieba, 1958; H. E. Currys fünfbändiger Zyklus Volk im Raum; Pfriem, alle 1959). Die Vermutung liegt nahe, daß hier mehr oder weniger getarnt auf die Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika und Asien reagiert wurde. Die Auflösungstendenzen in den Kolonialreichen sind zwar schon seit den zwanziger Jahren festzustellen, doch vollzogen sie sich damals noch nicht so radikal wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Junge Nationalstaaten außerhalb Europas und Amerikas zeigten zudem das Bestreben, sich von den ehemaligen Kolonialmächten und überhaupt allen westlichen Ländern beim eigenen Aufbau zu entfernen (Ägypten unter Nasser, Vietnam unter Ho Chi Min, der Kongo unter Lumumba, um nur einige zu nennen).
Es bleibt nicht aus, daß manche Invasoren mit ihrem Angriff ein Ende des Ost-West-Konflikts bewirken. Entweder schließt sich in diesen Romanen die ganze Menschheit gegen die Führer des Ostens zusammen, weil diese sich mit den Invasoren verbünden (z.B. : F. Robin, Solar ruft Basic I; Borgsmüller, 1960; R. O. Steiner, Die Herren der anderen Erde; Brunnen, 1958), oder die Sowjets erkennen selbst ihre „Fehler“ und läutern sich (A. P. Mason, Goldene Roboter; Heru, 1959).
Selten und angesichts der Schauderhaftigkeit der Kriegsromane schon positiv herauszuheben sind die Geschichten, in denen sich auf der Erde eine Diktatur etabliert hat, gegen die angegangen wird. Man sollte hier anerkennen, daß die Autoren sich Gedanken über kriegerische Konflikte gemacht haben – daß der oben erwähnte permanente Notstand auch eine Kehrseite hat. Durch den Konflikt von außen ist ein innerer Konflikt auf der Erde entstanden. Zu Unrecht Verfolgte müssen fliehen, bis sie auf einer Gefängniswelt Gleichgesinnte treffen und einen Aufstand inszenieren (F. Berning, Planet der Verfluchten; Bewin, 1961). Irdische Kolonisten, die sich nicht länger dem Joch der tyrannischen Erde beugen wollen, sagen sich los und erkämpfen sich ihre Unabhängigkeit (Ch. Spencer, Das ewige Gesetz; Bewin,
Weitere Kostenlose Bücher