Science Fiction Almanach 1983
väterliche) galt damals noch etwas, und niemand wäre auf die Idee gekommen, sein Verhalten und Gebaren psychoanalytisch zu hinterfragen und dabei zu analen Fixierungen und ähnlichen, für den Helden nicht unbedingt schmeichelhaften Ergebnissen zu gelangen.
Der martialische Held ist aus den SF-Leihbüchern kaum wegzudenken. Nicht immer landen terranische Kosmosreisende auf Planeten, deren Bevölkerung sie freundlich oder dankbar empfängt.
In diesen anderen Fällen wird dann eben von der Waffe Gebrauch gemacht. Die Exotik entfällt so gut wie völlig, es sei denn, man betrachtet schon das Aussehen der unfreundlichen Rasse als solche. Intelligente Insektenwesen (die beim SF-Leihbuch immer schlecht wegkommen) erledigt man in A. Calhouns Android’s Planet (Borgsmüller, 1961) und M. Cavendishs Das Erbe der Lavuaner (Bewin, 1967), intelligente Pflanzen in G. P. Grays Titanen im All (Bewin, 1958) und Geisterwesen in R. Kochs Weltraumgespenster (Awa, 1957). Ein Phänomen der älteren SF, Gewalttätigkeit, Aggression und Schießereien als Motor des Handlungsablaufs einzusetzen. Dort läßt sich eine gewisse kleinbürgerliche Xenophobie erkennen, die Angst vor Fremden, die sich in Gewalt entlädt. Eine Geisteshaltung, die sich auch in unseren Tagen („Türken raus“) in ihrer ganzen Dummheit und Widerwärtigkeit offenbart, wie sie sich auch in der Historie immer wieder dort nachweisen läßt, wo Unaufgeklärtheit und Verdrängung den Zeitgeist bestimmten.
KRIEG IM ALL
„Auf dem Weg zur Erkundung jener Mächte, die geheimnisvoll aus dem tiefen All aufblitzen, geraten Menschen in die erschauerlichen Nöte kosmischer Verlorenheit.“
(Aus Inhaltsangabe zu B. Andrew, Alpha Centauri; Feldmann, 1958)
Deutschland hatte den Zweiten Weltkrieg verloren. Eine ungeheuerliche Erfahrung für jedes Volk (ungeachtet der besonderen Situation des Faschismus in diesem Fall), die es erst einmal verwinden muß – z.B. durch Verdrängung der Kriegsschuldfrage (wie in den Nachkriegsjahren): die Ohnmacht, sich dem zu stellen, was man angerichtet hat, die Demütigung durch die Siegermächte (die von Politik über Wirtschaft bis zu Fragen der Souveränität alles in ihre Hand nahmen), die Angst vor der Rache der überfallenen Sieger, die bange Frage nach der Zukunft, die Gerüchteküche („Rollback“). Wie war ein Krieg doch noch zu verlieren, den man so siegreich begonnen hatte? Man suchte die Schuld bei anderen (erklärte Hitler zum Verrückten, als ob damit schon alles ergründet wäre) oder verklärte den Krieg zu einer mythischen Bedrohung, die unerwartet über ein Volk hereinbricht und gegen die man sich kaum wehren kann.
Die oben schon angeführte Xenophobie zeigt sich in den Raumschlacht-Romanen von ihrer scheußlichsten Seite. An sich schon neurotisch, steigert sie sich noch zur Paranoia. Nach der Lektüre von nur dreien solcher Romane kommt man schon zu dem Schluß, die Erde befinde sich in einem permanenten Kriegszustand. Ständig tauchen aus heiterem Himmel die Aliens auf und verfolgen nur ein Ziel: die Menschheit auszuradieren. Der in den fünfziger Jahren ausgebrochene Ufo-Wahn, verbunden mit der hysterischen Angst vor einer kriegerischen Bedrohung durch die östliche Seite, schuf eine Stimmung, aus der und für die Leihbuch-Autoren ins All verlegte Kriegsromane verfaßten.
Vom Sirius-System erscheinen Raumschiffe mit Zerstörstrahlen und anderen schrecklichen Waffen (B. Andrew, Weltbrand vom Sirius; Feldmann, 1959; Ch. Spencer, Sieger bleibt der Mensch; Bewin, 1959). Die Invasoren kommen ohne Ankündigung und morden ohne Sinn. Aus dieser
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