Science Fiction Almanach 1983
dort eintraf, registrierte die Maschine das identische Gehirnwellenmuster. Die Hand griff zu und trug ihn zurück über Asche und Blatt, Meer und Staub, Kälte und Dunkelheit.
Kiara.
Ein Lichtpunkt blitzte auf in der Markierung des Johannesburg-Tores und wanderte die Zeitlinie herauf, um auf der Startmarkierung Kiara-ZEITER-Datum zu erlöschen. Gleichzeitig schlug eine Glocke an.
„Er ist wieder da, Chef“, sagte der Androide, der die Instrumente kontrolliert hatte.
„Weck ihn auf, Gin. Ich werde ihm ein Glas Wasser hinstellen. Er wird eine Menge durchgemacht haben.“
Als der Fremde aus der Kabine kam, hinkte er.
Man konnte sehen, daß er blaß war, trotz seiner dunklen Haut, und seine Schuhe waren ebenso staubig wie vor 3 000 Jahren.
„Nun“, sagte der Beamte. „Zufrieden? Saubere Arbeit, nicht wahr? Keine Streuung. Genau zwölf Minuten.“
Er lächelte selbstgefällig und wies auf die große Uhr über der Instrumententafel, wo unter einem Schild mit der Aufschrift ZEITER - RELATIV - JETZT - ZIELZEIT , Sekundenanzeigen in Leuchtschrift über einen Bildschirm huschten.
Der Fremde war etwas benommen und betrachtete verwirrt die Instrumente. Der Beamte war seinem Blick gefolgt und lachte.
„Ja, es ist auf den ersten Blick nicht einfach, sich hier zurechtzufinden. Wir messen neben der Standardzeit des Universums und der Relativzeit JETZT dieses Systems noch mehr als 7 000 Relativzeiten. Dabei ist das eine alte Maschine. Doch trinken Sie erst einmal einen Schluck.“
Er schob ihm das Glas voll Wasser über den Schaltertisch. Der Fremde rieb sich die Hände, als schmerzten sie ihn.
„Haben Sie sich verletzt?“
„Nein, es ist nichts“, sagte er.
„Konnten Sie Ihren Auftrag erfüllen, oder hatten Sie Schwierigkeiten?“ erkundigte sich der alte Beamte.
„Es ist alles gut“, sagte er, „Wie vorgesehen, nur …“
„Ja, ja, ich weiß. Das Warten.“
Der Fremde schüttelte den Kopf, gab aber keine Antwort. Seine Augen suchten das Schiff auf dem Flugfeld.
„Das Schiff ist noch da?“ fragte er verblüfft.
„Natürlich. Ich sagte Ihnen doch. Saubere Arbeit. Ganze zwölf Minuten.“
Der Fremde tastete zerstreut nach dem Glas, und seine Hände schlossen sich um das kühle Rund, als wären sie heiß.
„Danke“, sagte er und trank.
„Ja, Sie haben noch Zeit, aber nicht mehr viel“, unterbrach Gin das Schweigen. „Das Schiff geht in drei Minuten.“
„Danke.“ Er wandte sich zum Gehen.
„Ihre Tasche, Herr. Vergessen Sie Ihre Tasche nicht“, sagte Gin.
Der Fremde sah ihn an, als hätte er immer noch Mühe, zurückzufinden. Als er ging, mit seiner Tasche und seinen Büchern, da hinkte er nicht mehr. Der Lichtpunkt hatte wieder zurückgefunden, die Kontrollinstanz den Körper wieder übernommen, angepaßt.
Als sich die Tür hinter ihm schloß, sagte Gin: „Er scheint keine gute Zeit gehabt zu haben.“
„Das liegt nicht an der Maschine“, sagte der Alte, „das liegt an den Zeiten. Keine Zeit ist gut.“
Das Restaurant hatte sich erhoben und war weggefahren. Als das Schiff gesprungen war, kehrte der Nachmittag zögernd auf das Flugfeld zurück, breitete seine Stille aus und sonnte sich.
Der Staub verwehte und färbte die wenigen Bäume am Rande noch grauer.
Die Hitze blieb.
Der Fremde hatte das Glas nicht ganz ausgetrunken. Der alte Beamte, der schwitzte, goß sich den Rest des Wassers in die hohle Hand und wusch sich damit prustend Gesicht und Nacken.
„Gin“, sagte er, „frag mal in der Transmitter-Leitstelle an, ob ich einen Kanal nach Manila bekommen kann. Sie sollen mir eine Verbindung offenhalten.“
„Gemacht, Chef.“
„Dort wird es regnen.“ Er deutete auf die Wetterkarte. „Dort regnet es immer, wegen der tropischen Naturparks“, sagte er und freute sich im
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