Science Fiction Almanach 1983
sterilisieren lassen!“
„Wie wir alle“, ergänzte Tyra. „Um die Lebensverwirklichungs-Prämie von zwanzigtausend Europäischen Rechnungseinheiten zu kassieren. Und weil hier auf Forsetisland das größte Aktiv-Kurlaubszentrum geschaffen wurde.“
„Glaube einer weisen Frau, Küken, nichts ist langweiliger als das Klammeraffen-Familiendasein unserer Oldies.“ Muja legte der Jüngsten bedeutungsvoll beide Hände auf die Schultern. „Jetzt gilt es den Einstieg in die höhere Zukunft zu schaffen! Verstehst du?“
„Muja zilpt bereits wie Argo, unsere Projektleiterin“, kommentierte Laserma. Zwischen ihr, dem hübschesten der vier Mädchen, und Muja schwelte eine Katzenfeindschaft.
„Vielleicht gebe ich morgen meine Vitalkapazität an Argo ab? Tyra hat ja auch Tessa über alles geliebt.“ Mujas provozierender Unterton war unüberhörbar.
„Wir haben uns wie Zwillingsschwestern geliebt“, verteidigte sich Tyra.
Zwillingsschwestern! Immunbiologisch betrachtet, waren sie das alle – Schwestern vom gleichen Impf stamm. Trotz der Unterschiedlichkeit der Temperamente der vier Mädchen bildeten sie eine funktionstüchtige Zelle im Gefüge der Wohnspiralen, die sich vom Unterland bis zum Oberland wie Schwalbennester an die Felsformation schmiegten, die man dem Nordostgelände zurechnete.
„Und nach dem nächsten Unfall – wer wird dann von uns verschwunden sein?“ Tyra’s Fragestellung löste betretene Stille aus.
„Soll das vielleicht eine Drohung sein?“ ergriff Muja als erste das Wort, wobei sie ihre Katzenaugen zusammenkniff.
Doch Tyra ließ sich davon nicht einschüchtern. „Eines Tages wird Tessa zurückkommen. Dann wird die natürliche Harmonie in unserer Wohnspirale wieder hergestellt sein.“
„Aber wir sind doch schon vier!“
„Keine Angst, Küken, Tessa wird verschwunden bleiben. Aus-ge-löscht!“ Muja betone jede Silbe und wandte sich Tyra zu. „Und du solltest sie auch aus deinem Gedächtnis löschen. Und zwar so schnell wie möglich. Sonst melde ich deine fixe Idee der Gesundheitszentrale. Ein paar Hirnschockpillchen können da Wunder wirken.“
„Zum ersten Mal bedauere ich, kein Mann zu sein. Sonst könnte ich dir jetzt eines auf dein Schandmaul geben“, ergriff Laserma Tyras Partei. Auch sie hatte sich mit Tessa, dem schlanken, intelligenten Mädchen mit den langen blonden Haaren, immer gut verstanden.
Chalila versuchte einzulenken und schlug vor, gemeinsam schwimmen zu gehen. „Ach bitte, bitte“, fügte sie mit kindlichem Charme hinzu und zeigte ihre Lachgrübchen.
In Tyras Augen blieb ein nachdenklicher Ernst. Würde sich je das Geheimnis um die verschwundene Freundin aufklären?
Durch das Solarium rieselte leise, quadrophonische Synthesizermusik …
Nackt wie Gott sie erschaffen hatte, lagen Laserma, Tyra und Chalila auf den Komfortliegen unter den Sonnenflutern. Die antibakteriellen Badetücher malten ein gleichmäßiges Weiß um die weiblichen Körper. Neben Laserma mit ihren Topmodellmaßen wirkte Tyra zartgliederiger, aber auch sportlicher. Chalila, mit einem Meter siebenundsechzig die kleinste unter ihnen, wucherte mit ihren jugendlichen Pfunden, auch wenn sie an den anatomisch richtigen Stellen saßen. An ihrem verlängerten Rücken zeichnete sich eine reizvolle Variante ihrer Lachgrübchen ab. Das einzig Uniforme an den drei Aktiv-Kurlauberinnen stellten die Schutzbrillen dar.
„Ach, du irrer Globus! Ihr suhlt euch hier, und draußen scheint die Sonne! Los, ins Seewasserbecken! Das Wasser hat dreiundzwanzig Grad!“ Muja, die aus dem Duschraum kam, trug ihr
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