Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
konn­ten. Was für ein Wi­der­sinn liegt dar­in, daß wir Nach­kom­men ha­ben, von de­nen ei­ni­ge, jung und stark, ei­ne Zeit­lang in die­ser ent­setz­li­chen Um­ge­bung glück­lich sind.
    Doch wenn sie äl­ter wer­den und mit männ­li­cher Ziel­stre­big­keit Hand an­le­gen, um die­se Wüs­te in ih­rem Sinn wei­ter zu ver­än­dern, so wer­den sie doch nur ei­ne Welt schaf­fen, die auch sie ver­wüs­tet.’
    Wäh­rend er nach­dach­te, sah er ge­nau­so­we­nig wie der jun­ge Jä­ger die hel­le Ge­stalt, die, einen Sä­bel schwin­gend, aus dem Son­nen­licht trat. Ein ein­zi­ger Hieb trenn­te Licht­klin­ges Kopf vom Rumpf, schnee­wei­ße Glut­gey­si­re schos­sen zum Him­mel.

 
Ro­se­ma­rie und Jörg Lie­ben­fels Stempel in meinem Fleisch
     
    Hier spiel­te der Wind nicht mit ih­ren lan­gen, blon­den Haa­ren, hier peitsch­te er sie. Doch Tes­sa ge­noß die­ses Ge­fühl des Aus­ge­lie­fert­seins. Sonst hät­te sie ei­nes der Kopf­tü­cher ih­rer In­se­l­uni­form um­bin­den kön­nen. Breit­bei­nig stemm­te sich das große, schlan­ke Mäd­chen am Nor­d­rand des Klip­pen­wegs dem Sturm ent­ge­gen. Hier konn­te ihr Blick frei bis zum Ho­ri­zont schwei­fen. Frei …
    Und worin be­steht dei­ne klei­ne, ver­stüm­mel­te Frei­heit? In ei­nem Ge­dicht, in ei­nem Ol­die, in Li­te­ra­tur­schrott, wie die of­fi­zi­el­le Be­zeich­nung lau­tet! über­leg­te Tes­sa. Sie aber lieb­te die­se Zei­len. Und weil nie­mand in der Nä­he stand und ihr der Nord­west je­des Wort von den Lip­pen riß, be­gann sie die Sät­ze laut vor sich her­zu­sa­gen:
     
    „Die Zeit ist, was ihr seid. Und ihr seid, was die Zeit. Nur daß ihr we­ni­ger noch, als die Zeit ist, seid. Ach, daß doch je­ne Zeit, die oh­ne Zeit ist, käme – und uns aus die­ser Zeit in ih­re näh­me.“
     
    Ob­gleich über For­se­tis­land, auch Hel­go­land ge­nannt, wäh­rend des gan­zen Ta­ges auf­dring­li­che Mö­wen­schwär­me kreisch­ten, mel­de­te sich auch die In­sel-In­for­ma­ti­on nach ei­nem elek­tro­nisch ver­frem­de­ten Mö­wen­schreit­he­ma: „Was­ser regt an, Was­ser macht le­ben­dig! In­sel­le­ben – Ak­tiv­le­ben. Sie hö­ren die Stun­de für un­se­re Ak­tiv-Kur­lau­be­rin­nen! Mens sa­na in corp…“
    La­ser­ma schal­te­te mit ei­nem leich­ten Fin­ger­schnip­sen die Ho­lo-Pro­jek­ti­on aus.
    „Aber das war Ar­go, un­se­re Pro­jekt­lei­te­rin!“ pro­tes­tier­te Mu­ja, wäh­rend sie sich vor dem klei­nen Wand­spie­gel ih­re Kurz­haar­fri­sur zu­recht­zupf­te.
    La­ser­ma lehn­te an der Wand, als su­che sie nach ei­ner Stüt­ze. „Ich ha­be plötz­lich das Ge­fühl zu ver­sin­ken.“
    „Zu ver­sin­ken?“ frag­te Cha­li­la, das Kü­ken. Sie war erst sieb­zehn Jah­re alt und die jüngs­te der vier Mäd­chen, die in die­ser Wohn­spi­ra­le zu­sam­men­leb­ten.
    „Ja, weg­zu­sin­ken.“
    „Aber der Bunt­sand­stein­fel­sen un­ter uns reicht 400 Me­ter tief in den Mee­res­grund. Und dar­un­ter liegt noch ein Stein­salz­so­ckel von über 3000 Me­ter Di­cke. Über drei­tau­send Me­ter!“ re­de­te Ty­ra be­ru­hi­gend auf La­ser­ma ein.
    Die­se schüt­tel­te ge­quält ih­ren rot­brau­nen Lo­cken­kopf. „Ich kann mich nicht da­ge­gen weh­ren, aber in letz­ter Zeit glau­be ich manch­mal den Bo­den un­ter den Fü­ßen zu ver­lie­ren.“
    „Ty­pi­sches In­sel­kol­ler­sym­ptom“, er­klär­te Mu­ja oh­ne Mit­ge­fühl.
    „La­ser­ma, du zählst zu den Klas­si­fi­zier­ten. Zu den Aus­er­wähl­ten. Wir sind in der Leis­tungs­grup­pe der Fi­na­lis­tin­nen“, schwärm­te das Kü­ken mit ro­ten Wan­gen.
    „Was leis­ten wir?“ frag­te La­ser­ma zu­rück.
    „Na, du bist gut“, ließ sich Mu­ja ver­neh­men, „wir ku­ren ak­tiv. Wir ver­wirk­li­chen das neue Le­bens­mo­dell – Vor­wärts zur Na­tur!“
    Ein Schat­ten der Un­ge­wiß­heit glitt über das hüb­sche Ge­sicht La­ser­mas. „Aber kei­ne von uns weiß, wel­che Leis­tung wir da­für im Fi­na­le wer­den er­brin­gen müs­sen.“
    „Wir müs­sen der Groß­meis­te­rin blind ver­trau­en! Sonst vi­ta­li­sie­ren wir die neue Re­gu­la­ti­vord­nung nicht“, rief Cha­li­la.
    „Mu­ja wand­te sich end­lich von ih­rem

Weitere Kostenlose Bücher