Science Fiction Almanach 1983
vornehmen?“
„Wir sind gerade dabei, eine neue Generation von Lehrmaschinen zu entwickeln, die dazu in der Lage sein werden. Machen Sie sich keine Sorge um derlei technische Details. Wenn wir ein Problem einmal erkannt haben, wurde es bisher von uns noch immer gelöst.“
Der Robot des Sirianers verbeugte sich artig und ging hinter Grande Gurrsa Klock her. Watson IV hatte sich schon halb von den Mikrophonen weggewendet. Da drehte er sich um und sagte:
„Wenn Sie die Rolle des Managers im alten Stil ablegen und in die neue Rolle hineinschlüpfen, sollten Sie sich vor Augen halten, daß dies eine der größten Begabungen des Menschen ist: seine Rollen wechseln zu können. Dieses Umlernen ist ein schmerzhafter Prozeß. Aber wenn wir nicht umlernen, können wir Uns nicht anpassen. Und wenn wir uns nicht anpassen, gehen wir früher oder später unter. Wenn wir nicht im 20. Jahrhundert unsere Rechenanlagen und Kartenlocher und die immer komplexer werdenden Intelligenzverstärker gebaut hätten, wären wir schon früher untergegangen. Wenn wir heute nicht uns selber umstrukturieren, überleben wir die anlaufende Vergrößerung des Systems Menschheit nicht. Das sind vielleicht große Worte – aber ich wollte sie Ihnen doch sagen. Auch wenn ich sonst konkrete Beispiele solchen vieldeutigen Formulierungen vorziehe.“
Dann ging Watson IV ebenfalls von der Tribüne.
Die gleißende Sonnenscheibe stand hoch über dem Horizont. Sie würde erst in fünf Erdentagen der langen Mondnacht Platz machen. In der ‚Bar zu den dreieinhalb Planeten’ richtete man sich nach anderen Maßstäben. Dort war es später Abend. Dort galt Greenwicher Normalzeit. Dort saß Stepan Hof man und trank.
„Noch nicht genug?“ Der schwarze Barkeeper blinzelte ihn an. Er kannte die Photographie, die der Mathematiker jeden Abend einmal herauszog.
„Einmal ist genug“, sagte Hofman auch heute wieder.
„Verstehe“, sagte der Barkeeper. Der Mixbecher verschwand fast in seiner Riesenhand. Konzentriert führte er das Ritual des Schütteins durch.
Ob ein Robot es so elegant könnte, fragte sich Hof man. Kein Zweifel, daß er es könnte. Aber Grande Gurrsa Klocks kybernetische Manager würden auf derlei Eleganz wohl keinen Wert legen. Goldbraun rann das Getränk in das Glas. Hof man hob es an den Mund. Erst schmeckte es süß, dann sauer, dann leicht bitter. Und dann war es flüssiges Feuer in seiner Kehle. Und dann war der Nachgeschmack wie ein Bazar exotischer Früchte.
„Wohl bekomm’s, Mr. Hofman“, sagte der Neger.
„Auf das, was wir lieben, Sam.“ Betrübt sah der Mathematiker in das leere Glas.
„Sag, Sam – verstehen Sie was von Kybernetik?“
Der Barkeeper runzelte die Stirne. „Irgendwas Bestimmtes? Meinen Sie, ob ich mehr davon weiß, als ich in der Schule gelernt habe? Unsere Lehrprogramme waren sehr dürftig. Und seither hatte ich keine Gelegenheit mehr dazuzulernen. Ich brauche das ohnehin nicht.“
„Aber von Liebe verstehen Sie was. Ich wette …“
„Oh, Mr. Hof man. Die Wette gewinnen Sie.“ Der Neger schnalzte mit den Fingern. „Von der Liebe versteh’ ich bestimmt was, das will ich meinen. Eine ganze Menge mehr als mir die Lehrprogramme beigebracht haben.“
Er zeigte sein Gebiß. Hof man fühlte sich an die weißen Tasten eines Klaviers erinnert. Aber diese eigenartige Assoziation vermochte ihn nicht zu erheitern. „Wenn mich der Alkohol nur nicht melancholisch stimmen würde“ murmelte er. An Sam vorbei sah er in den blitzblanken Spiegel, der die gegenüberliegende Wand in ein Panoptikum verwandelte.
„Wieviel Prozent hat der Drink?“
„Siebenundvierzig. Das merkt man gleich, was?“
Grimmig stieß Hofman seinen
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