Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Schließlich wandte er sich langsam um, kehrte zum Schiff zurück, blieb neben der Rampe stehen, in tiefe Gedanken versunken.
Cliff unterdrückte seine Neugier, so lange er konnte, dann schlich er weiter und beugte sich über die Gestalten, die Gnut nebeneinander gelegt hatte. Die erste in der Reihe war Stillwells Leiche, wie er erwartet hatte, die nächste war die große, formlose pelzige Masse eines toten Gorillas, und daneben lag das kleine Ding, das Gnut in der Hand gehalten hatte – die tote Spottdrossel. Aber da lag noch eine vierte Gestalt, die er bisher nur verschwommen gesehen hatte. Er ging noch näher heran und beugte sich hinab.
Was er erblickte, raubte ihm den Atem. Unmöglich … Seine Phantasie mußte ihm einen Streich spielen. Er blickte zu der ersten Leiche zurück, und sein Blut schien zu gefrieren. Die erste Leiche war Stillwell – die letzte ebenfalls. Da lagen zwei tote Stillwells.
Mit einem Schrei wich Cliff zurück, dann erfaßte ihn eine wilde Panik, und er floh vor Gnut, rannte zu dem großen Metalltor und hämmerte mit beiden Fäusten dagegen. Auf der anderen Seite des Tors waren Geräusche zu hören.
„Laßt mich hinaus!“ schrie er in namenlosem Entsetzen. „Laßt mich hinaus! Schnell!“
Eine Spalte öffnete sich zwischen den beiden Torflügeln, und er zwängte sich hinaus und stürmte auf den Rasen. Ein Ehepaar, das einen der Parkwege entlangwanderte, starrte ihn erstaunt an, und das brachte ihn wieder zur Besinnung. Er blieb stehen und sah sich um. Der Museumsflügel sah unverändert aus, und Gnut verfolgte ihn nicht.
Er spürte, wie die Kälte des nassen Grases durch seine Socken drang, setzte sich und zog keuchend seine Schuhe an. Dann stand er auf und versuchte sich zusammenzureißen. Was für ein unglaublicher Alptraum … Der tote Stillwell, der tote Gorilla, die tote Spottdrossel – und alle waren vor seinen Augen gestorben. Und am schlimmsten war der Anblick des zweiten toten Stillwell gewesen – den hatte er nicht sterben gesehen. Und Gnuts seltsame Zärtlichkeit – der traurige Ausdruck, den er schon zweimal auf dem Robotergesicht gesehen hatte …
Die Nacht erwachte zum Leben. Mehrere Leute hatten sich vor dem Metalltor versammelt, in der Luft dröhnte die Sirene eines Polizeihubschraubers, in der Ferne klang eine zweite auf, und von allen Seiten kamen Menschen angelaufen. Die Hubschrauber landeten auf dem Rasen vor dem Museum, Polizisten rannten die Stufen hinauf, dann flammten Lichter hinter den Fenstern auf. Cliff hatte seine Fassung wiedergewonnen und ging in den Ausstellungsraum zurück.
Als er geflohen war, hatte Gnut nachdenklich neben der Rampe gestanden, aber jetzt stand er wieder in der alten, wohlbekannten Pose auf dem üblichen Platz, als hätte er sich nie bewegt. Die Schiffsluke war geschlossen, die Rampe verschwunden. Aber die vier Leichen lagen immer noch neben den Trümmern der Roboter.
Er zuckte zusammen, als ein Schrei hinter ihm aufklang. Ein uniformierter Museumsaufseher zeigte auf ihn.
„Das ist der Mann!“ rief er. „Als ich die Tür öffnete, schob er sich hindurch und rannte davon, als ob alle Teufel hinter ihm her wären.“
Die Polizisten wandten sich zu Cliff um.
„Wer sind Sie?“ fuhr ihn einer der Männer an.
„Ich bin Cliff Sutherland – Photoreporter“, antwortete Cliff mit ruhiger Stimme. „Ich war hier drin, und dann rannte ich davon. Der Museumsaufseher hat die Wahrheit gesagt.“
„Was haben Sie hier gemacht?“ fragte der Beamte. „Und woher kommen diese Toten?“
„Gentlemen, das werde ich Ihnen alles erzählen – aber das Geschäft kommt zuerst. In diesem Raum haben sich phantastische Dinge abgespielt. Ich habe sie beobachtet, und ich habe meine Story, aber …“ Cliff lächelte. „Ich kann Ihnen nichts sagen, ohne einen Anwalt zu konsultieren, solange ich die Story nicht an eins der neuen Syndikate verkauft habe. Sie wissen ja, wie das ist. Wenn Sie mir erlauben, das Funkgerät in Ihrem Hubschrauber zu benutzen – nur für ein paar Minuten, Gentlemen, werde ich Ihnen nachher alles erzählen – sagen wir, in einer halben Stunde, wenn das Fernsehen die Story gebracht hat. Vorläufig können Sie hier gar nichts tun, und es wird auch kein Schaden durch die Verzögerung entstehen.“
Der Beamte, der die Fragen gestellt hatte, blinzelte verwirrt, und der andere war geistesgegenwärtiger und ganz gewiß kein Gentleman. Mit erhobenen Fäusten kam er auf Cliff zu. Der Reporter entwaffnete ihn, indem er ihm seinen
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