Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
lief um die Steuerkanzel herum zum rückwärtigen Ausgang und hörte gerade noch die Worte: „Kommen Sie. Wir müssen uns an die Arbeit machen.“ Zwei Gestalten entfernten sich durch den Korridor. Er erkannte beide und blieb wie angewurzelt stehen.
Das ist gerade noch einmal gut gegangen, sagte er sich; ich werde warten müssen, bis sie ganz aus dem Wege sind. Er sah sich nach einem Versteck um, fand aber nichts außer der Steuerkanzel. Sich dort zu verbergen, war sinnlos; sie würden zurückkommen. Immerhin …
Als er die Kanzel betrat, formte sich bereits verschwommen ein Plan in seinen Gedanken. Wenn es sich herausstellte, daß er die Steuerung bedienen konnte, würde das Tor zur Zeit ihm jeden gewünschten Vorsprung verschaffen. Zuerst mußte er das Kontrollbild einschalten. Er tastete in der Gegend herum, wo Diktor es bei seinem letzten Besuch angeschaltet hatte, faßte dann aber doch erst in die Tasche, um ein Streichholz herauszuholen.
Statt dessen zog er ein Stück Papier heraus. Es war die Liste, die Diktor ihm gegeben hatte. Bis zu diesem Augenblick war er viel zu beschäftigt gewesen, um nachzusehen, was für Dinge er eigentlich aus dem zwanzigsten Jahrhundert herschaffen sollte.
Beim Lesen zog er unwillkürlich die Augenbrauen in die Höhe. Die Liste war eigenartig zusammengestellt. Er hatte halbwegs erwartet, einen Auftrag zur Beschaffung von technischen Nachschlagewerken, Mustern von modernen Geräten und Waffen vorzufinden. Aber nichts dergleichen. Indessen, eine Art irre Logik schien aus der Zusammenstellung zu sprechen. Vielleicht war es gerade das, was hier gebraucht wurde.
Er revidierte seine Pläne in bezug auf die Möglichkeit, sich mit der Steuerung des Tores einen Vorsprung zu verschaffen. Er entschloß sich, zunächst noch einen Ausflug zurück und die Besorgungen zu machen, die auf Diktors Liste angegeben waren – aber zu seinem eigenen Nutzen, nicht zu Diktors. Er fummelte im Halbdunkel der Kontrollkabine herum und suchte wieder den Knopf oder Schalter für das Kontrollbild. Seine Hand stieß auf eine weiche Masse. Er griff zu und zog sie heraus. Es war sein Hut. Er setzte ihn sich auf den Kopf – wahrscheinlich hatte Diktor ihn hier verstaut – und tastete weiter. Diesmal fand er ein kleines Notizbuch. Anscheinend hatte er einen guten Griff getan – sicher waren es Diktors Notizen über die Bedienung der Steuerung. Hastig öffnete er es.
Doch er fand nicht, was er erhofft hatte, wiewohl das Buch Seite um Seite handschriftliche Aufzeichnungen enthielt. Auf jeder Seite befanden sich drei Kolonnen: die erste in Englisch, die zweite in internationalen phonetischen Symbolen, die dritte in einer ihm völlig fremden Sprache. Er brauchte sich nicht besonders anzustrengen, um darin ein Wörterbuch zu erkennen. Mit einem breiten Lächeln schob er das Büchlein in die Tasche; Diktor mochte Monate oder sogar Jahre gebraucht haben, die Beziehung zwischen den beiden Sprachen herauszuarbeiten; er würde sozusagen auf Diktors Schultern reiten können.
Beim dritten Versuch fand er den Knopf, und das Kontrollbild leuchtete auf. Wie schon beim ersten Mal, empfand er wieder jenes merkwürdig unbehagliche Gefühl, denn er blickte wieder in sein Zimmer, und wieder befanden sich zwei Personen darin. Noch einmal wollte er gewiß nicht in jene Szene hineinplatzen. Vorsichtig berührte er eine der farbigen Kugeln.
Die Szene wechselte, die Wände des Studentenheimes wichen, und das Bild kam mitten in der Luft zur Ruhe, drei Stockwerke über dem Collegegelände. Er war froh, daß er das Tor aus dem Haus hatte, aber drei Stockwerke waren denn doch zu hoch für einen Sprung. Er probierte die beiden anderen farbigen Knöpfe aus und stellte fest, daß der eine die Szene im Kontrollbild weiter von ihm weg oder auf ihn zu rücken ließ, während der andere sie nach oben oder unten bewegte.
Er brauchte für die Aufstellung des Tores einen einigermaßen unauffälligen Platz, wo es nicht die Neugier der Menschen auf sich ziehen konnte. Das machte ihm ein wenig Kopfzerbrechen; er wußte in der Nähe keinen idealen Platz, aber er gab sich mit einer Sackgasse zufrieden, einem kleinen Hof, der von dem Elektrizitätswerk des Colleges und der Rückwand der Bibliothek gebildet wurde. Vorsichtig und unbeholfen manövrierte er sein fliegendes Auge an den gewünschten Ort und setzte das Tor behutsam zwischen den beiden Gebäuden ab. Dann justierte er es so, daß er genau auf eine nackte Mauer blickte. Das sollte ausreichen!
Rasch
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