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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Er verspürte einen plötzlichen Drang, durch das Tor zu springen, sein anderes Ich einzuholen und über ihn zu wachen. Der dumme Tropf war zu allem fähig. Angenommen, er ließe sich umbringen? Was würde dann aus Bob Wilson werden? Natürlich würde er ebenfalls sterben müssen.
Oder vielleicht doch nicht? Konnte der Tod eines Mannes, viele tausend Jahre in der Zukunft, ihn im Jahre 1942 sterben lassen? Er erkannte plötzlich die Absurdität der Situation und fühlte sich sehr erleichtert.Joes 1 Handlungen konnten ihn nicht gefährden; er erinnerte sich an alles, was ,Joe’ getan hatte – tun würde. ,Joe’ würde mit Diktor in Streit geraten und im unabänderlichen Lauf der Ereignisse durch das Tor zur Zeit zurückkommen. Nein, er war durch das Tor zur Zeit zurückgekommen. Er selbst war ,Joe’. Es fiel ihm nicht leicht, das zu behalten.
Ja, er war ,Joe’ und genauso auch der erste, trinkfreudige Bursche. Sie würden beide ihren vorbestimmten Gang gehen, hin und her und im Kreis herum, bis sie schließlich hier bei ihm endeten. Sie konnten nicht anders.
Halt mal – in diesem Falle war die ganze verrückte Angelegenheit bereits geklärt! Er hatte Diktor entwischen können, hatte alle seine früheren Verkörperungen ausfindig gemacht und war wieder an seinem Ausgangspunkt angelangt – mit Stoppelbart zwar, aber ohne einen ersichtlichen Schaden davongetragen zu haben, wenn man von dem Schorf an seiner Oberlippe absah. Er war schlau genug, um zu wissen, wann er die Dinge auf sich beruhen lassen mußte. Rasieren und zurück an seine Arbeit, lautete die Parole!
Während des Rasierens starrte er sein Gesicht an und wunderte sich, warum er es nicht beim ersten Mal erkannt hatte. Er mußte zugeben, daß er es noch nie objektiv betrachtet hatte. Er hatte es immer als selbstverständlich hingenommen.
Von dem Versuch, aus den Augenwinkeln einen Blick auf sein eigenes Profil im Spiegel zu werfen, bekam er einen steifen Nacken.
Als er aus dem Badezimmer trat, zuckte er beim Anblick des Tores unwillkürlich zusammen. Insgeheim hatte er aus einem unerfindlichen Grund geglaubt, daß es verschwunden sein müsse. Er inspizierte es und ging rundherum, wobei er sich sorgfältig davor hütete, es zu berühren. Wollte das verdammte Ding denn überhaupt nicht mehr verschwinden? Es hatte seinen Zweck erfüllt; warum schaltete Diktor es nicht ab?
Während er davorstand, verspürte er plötzlich jenen unwiderstehlichen Sog, der die Menschen oft an hochgelegenen Orten überfällt und zum Sprung in die Tiefe zwingt. Was würde geschehen, wenn er hindurchginge? Was würde er vorfinden? Er dachte an Arma. Und die andere – wie hieß sie doch noch? Vielleicht hatte Diktor es ihm nicht gesagt. Jedenfalls meinte er die andere Dienerin – die zweite.
Aber er beherrschte sich und zwang sich dazu, sich wieder an seinen Schreibtisch zu setzen. Wenn er hierbleiben wollte – und selbstverständlich wollte er das –, mußte er seine Examensarbeit beenden. Er mußte essen, mußte die Prüfung bestehen, um einen anständigen Job zu bekommen. Wo war er eigentlich stehengeblieben?
Zwanzig Minuten später war er zu dem Schluß gekommen, daß die Arbeit von Anfang bis zu Ende neu geschrieben werden mußte. Sein Hauptthema, die Anwendung der empirischen Methode auf die Probleme der spekulativen Metaphysik und ihre Fassung in strenge Formeln, war immer noch gültig, aber er hatte eine Menge neuer und noch nicht verarbeiteter Daten erlangt, die er da hineinbringen wollte. Beim Durchlesen seines Manuskriptes staunte er, wie dogmatisch er gewesen war. Wieder und wieder war er in den pathetischen Trugschluß Descartes’ verfallen, verständliche Schlußfolgerungen für richtige Schlußfolgerungen zu halten.
Er versuchte einen neuen Entwurf seiner Arbeit anzufertigen, entdeckte aber dabei, daß er sich mit zwei Problemen herumschlagen mußte, die er noch keineswegs klar abgrenzen konnte: mit dem Problem des Ego und dem Problem des freien Willens. Als er sich dreimal zur gleichen Zeit in seinem Zimmer befunden hatte, wer war da eigentlich sein Ego – er selbst – gewesen? Und woran lag es, daß er es nicht fertiggebracht hatte, den Lauf der Ereignisse zu ändern?
Eine geradezu lächerlich einleuchtende Antwort auf die erste Frage fiel ihm sofort ein: das Ego war er selbst. Ich bin ich – eine unbewiesene und unbeweisbare Grundvoraussetzung, die auf direkter Erfahrung beruhte. Wo aber blieben dann die beiden anderen? Bestimmt besaßen sie ein ebenso

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