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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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Kopftücher, prall gefüllte Taschen, Kampf mit der Angst, Kampf mit dem Schlaf, Blicke auf die Leuchtziffern der Taschenuhr, was haben wir vergessen, wird es klappen, nur kein Zwischenfall …
    Mandelbrod starrte auf die Diagramme, auf die Zahlenkolonnen, auf die Schemazeichnungen, die Linien verschwammen, das Papier wurde grau … Er riß sich zusammen: Strecke A, B, Abfall 30 %, Fehlergrenze 0,05, die Näherung zu grob, der kritische Druck überschritten, neu beginnen, zwei Dezimalstellen mehr, dichtere Folgen von Stützwerten …
    Was rechnet er da? Einschußeinrichtungen, Erhitzung des Targets, Druck auf das Keramikgefäß, ein Versuch zur Freisetzung von subatomaren Teilchen – ein Vorversuch – ein Probelauf für einen Vorversuch …
    Der Aufbau der Materie, die Entstehung der Welt, Kräfte aus dem Atomkern, das Energieproblem, der große Knall, Erkenntnisse, Einsichten, Struktur von Raum und Zeit, Essen, Trinken, Überleben …
    Korpa räkelte sich, streckte seine Beine aus – eine Spiegelung im Glas. Zwei Uhr früh. Draußen Nebelschwaden …
    Mandelbrod strich einige Ziffern aus, setzte andere ein, eine rasch hingeworfene Zeichnung, die Zunge des Injektors, Kanten, Führungsfelder, asynchrone Modulation, negativer Dämpfungsfaktor, ein abweichender Wert, Kontrollrechnung, Ziffernreihen, ein Resultat …
    »Es lag im Injektor«, sagte Mandelbrod. Sein schütteres Haar war zerzaust. An den Handflächen klebte Farbe des Kugelschreibers. »Eine Störung des Führungsfeldes. Zu hohe Gradienten an den Kanten. Hier ist der neue Krümmungsradi us. Jetzt ist die Synchronisation perfekt.«
    Korpa stemmte sich mit einem Ächzen hoch. »Ist aber auch Zeit«, sagte er. Er warf einen Blick auf die über den Tisch gebreiteten Blätter. »Gute Arbeit, Mandelbrod«, sagte er. »Ich lasse dich auf Sonderrationen setzen.« Er raffte die Papiere zusammen.
    »Danke«, sagte Mandelbrod, »vielen Dank!« Er wartete, bis Korpa hinter den Lichtkegeln der Leuchten verschwunden war. Halb drei. Es müßte noch ausgehen. Er tippte einige Kontrolldaten ein, holte den Plan, bei dessen Studium er unterbrochen worden war, aus der Schublade und stopfte ihn in die Tasche. Er zog seinen schweren Uniformmantel an, öffnete das Fußgängergatter und trat hinaus. In der eisigen Nachtluft merkte er, daß er naß war vor Schweiß.
     
    Er kam langsamer voran, als er gehofft hatte. Die tiefliegenden Nebelschwaden führten ihn einige Male in die Irre, er hatte Mühe, sich aus dem sumpfigen Untergrund zu befreien. Es war drei Uhr, und er hatte die Lichtung im Buschwald noch nicht erreicht. Er blieb stehen, um sich zu orientieren. Da hörte er das Flugzeug.
    Er hatte mit allem Nachdruck darauf bestanden, daß man notfalls auch ohne ihn starten sollte – um punkt drei. Trotzdem begann er zu laufen, dem Geräusch nach. Jetzt brauchte er nicht mehr darauf zu achten, leise zu sein. Er brach durch Schilf und Buschwerk, kam rasch voran – und brauchte doch beklemmend lang. Drei Uhr fünf, drei Uhr zehn …
    Da lag der dunkle Schatten des Senkrechtstarters vor ihm. Die Düsen pfiffen rauschend – noch ohne das aufreizende Singen der Sekunden unmittelbar vor dem Start.
    Eine Gestalt trat auf Mandelbrod zu. »Höchste Zeit! Haben Sie das Manuskript?«
    Mandelbrod hob die Tasche. »Hier!« Er keuchte.
    »Steigen Sie ein!«
    »Meine Frau, meine …«
    »Sie sind hier!«
    Der andere schob ihn vorwärts. Mit letzter Kraft kletterte er die niedrige Leiter hinauf.
    »Es ist die Sache des Vorstands, wenn die mich verkaufen, und außerdem verdiene ich dabei auch ganz gut. Ich werde mich ins neue Team ebensogut einfügen wie ins alte; dadurch kann mein Kurswert nur steigen.«
    »Die Verpflichtung des Stars wurde zwar zur geheimen Kommandosache erklärt, trotzdem hätte man sich die Köpfe schon früher zerbrechen können. Jetzt ist es zu spät, ein unterschriebener Vertrag wandert nicht so schnell in den Papierkorb.«
    »Endlich wurden die beiden in die Bestechungsaffäre verwickelten Funktionäre begnadigt. Statt eines lebenslangen Berufsverbots kamen sie mit einer Geldstrafe von je 15 000 Mark davon. Ihre Anhänger feierten die Begnadigung und drückten ihre Genugtuung aus.«
    »Im Trophäensaal stellte sich der Star, der nur selten lächelte, zum ersten Mal dem Blitzlichtfeuer der Reporter. Die Frage der Peseta-Millionen wehrte er ab: Geld bedeutet nicht alles im Leben.«
    Unten zog das Land vorbei – ein dunkler Teppich mit noch dunkleren Flecken, Wäldern

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