Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
Vom Netzwerk:
Mikrogens veröffentlichen? Wie? Meinst jetzt, daß sie Dir’s glauben werden? Erklär’s ihnen doch!«
    Onkel Wendel lachte, und die Seifenblase zerplatz te. Mein Söhnchen blies eine neue.

 
Reinhard Merker
Die Insel
     
    Er war mit den Zwillingsschwestern auf die Insel gekommen, um die Gesellschaft zu vergessen. Er konnte die Gesellschaft getrost vergessen, solange monatlich die Dividenden auf sein Konto flossen und seine Mittelsmänner das Konto flüssig machten, um die laufenden Kosten der Insel zu decken.
    Warum hatte er die Zwillinge mitgenommen? Er erinnerte sich undeutlich an eine Party, auf der er die beiden kennengelernt hatte. Komisch, daß die eine, die ihm wegen ihres raffiniert ausgeschnittenen Kleides gefallen hatte, ihn nur mit auf ihr Zimmer nehmen wollte, wenn er auch mit ihrer Schwester schlafen würde. Er hatte also mit beiden geschlafen. Sie waren auch genau gleich im Bett. Irgendwie war es so, als ob man eine lebende Zelle mit einer Nadel ansticht. Die Zelle zuckt lustvoll zusammen und wird dann wieder langsam zu dem, was sie vorher war. Die Zwillingsschwestern mit den schlaffen desinteressierten Gesichtern und dem langen Haar waren biologische Wesen, denen es gleichgültig sein konnte, ob sie mit einem Vibrationsapparat oder mit einem Penis zum Orgasmus kamen.
    Er schätzte diese Unverbindlichkeit. Er wollte keine persönlichen Bezüge, sondern biologische Bezüge. Und die Zwillingsschwestern waren in ihrer trägen süchtigen Art genau das Richtige; erregende Behälter für seinen Penis, erregende Flächen für seine Hände und keine ganzen Frauen mit den ganzen aufreibenden Ansprüchen, die gesellschaftlich verwurzelte Frauen nun einmal stellen. Die Zwillingsschwestern waren genau richtig für den Kreislauf von Ficken, Fixen und Mediengenuß, den er für sein langes Lebensende wollte. Darum hatte er sie mitgenommen.
    Die Aufbauzeit war frustrierend. Oft standen sie frierend im naßkalten Wetter der Insel, um sich die Montagearbeiten anzusehen. Es war ihm lästig, wenn die Zwillingsschwestern in den feuchten Neubauten den Koitus von ihm verlangten. Sie waren biologischer als er. Er wollte warten, bis die Wohn- und Kommunikationszentren voll ausgebaut sein würden.
    Die Aufbausituation erzeugte Ekel in ihm. Er sah Arbeiter und Arbeitsleiter, mußte sich mit ihnen unterhalten. Er sprach kurze, abgehackte Sätze. Er würde später vergessen müssen, daß die Gebäude auf der Insel überhaupt gebaut worden waren. Alles sollte von Gewächsen überwuchert sein, um den Eindruck zu erwecken, daß alles gewachsen und nicht gebaut sei. Er wollte nur biologische Prozesse um sich sehen; alle sichtbaren Anzeichen eines menschlichen Arbeitsprozesses sollten so gründlich wie möglich getilgt werden. Außerdem sah er es ungern, wenn die Zwillingsschwestern auf ihre träge, wortlose Weise mit den Arbeitern flirteten.
     
    Endlich war er mit der Insel fertig. Kommunikation und alles, was er wünschte, vom Alkoholrausch bis zum perfekten Koitus, schien gewährleistet. Er zog mit den Zwillingen ein. Die beiden trieben lesbische Liebe, gaben sich nacheinander oder gleichzeitig ihm hin, tranken und rauchten, schalteten sich in das Multi-Media-System ein, redeten gar nichts. Er war zufrieden. Er wollte das rein Biologische, und sie zeigten es ihm. Sie befriedigten die Nervenzellen ihrer Scheide, ihres Auges, ihrer Mundschleimhaut. Sie wollten nichts darüberhinaus. Und er wollte alles vergessen, was darüber hinausging. Er betrank sich, verging sich an ihnen, beobachtete sie lustvoll und schaltete sich in Programme seiner Medien ein.
    Das ging eine Zeitlang gut. Die Zwillinge betrachteten ihn wohlwollend, ließen ihn in sich hinein, genossen die Genußmittel und gaben sich den Medien hin. Immer wieder versuchte er ihnen den Zusammenhang zwischen Mensch und Kosmos klarzumachen, aber sie starrten ins Leere, wenn er redete. Und sie begannen selber zu sprechen. Immer öfter kam es vor, daß sie, während er sie fickte, sagten: »Ich höre einen Motor.« Das brachte ihn in Zorn. Natürlich liefen auf der Insel Motoren. Aber er wollte mit den Zwillingsschwestern kosmisches Bewußtsein teilen, nicht irgendein Bewußtsein irdischer Produktionsprozesse.
    Sie lagen zu dritt auf dem weichen Koitusteppich, als plötzlich auf dem Deckenbildschirm ein ungewohntes, viel zu realistisches Bild erschien. Die Zwillingsschwestern stöhnten intuitiv, während er wütend wurde. Er wollte sein Programm sehen, nicht irgendein

Weitere Kostenlose Bücher