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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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Festlandsprogramm. Bald erkannte er, daß es sich nicht um ein reguläres Festlandsprogramm handelte, sondern um etwas völlig Neues, Bedrohliches. Ihm wurde klar, daß sie das Bild der Außenkameras der Insel sahen. Und die Außenkameras sendeten nur, wenn die Insel bedroht war.
    Zu beiden Seiten seines nackten Körpers spürte er die Zwillingsschwestern. Sie räkelten sich und sagten wie aus einem Munde: »Ich höre einen Motor.« Sofort nahm er sie beide, zornig und trotzig. Natürlich konnte man Motoren hören. Proletarische Truppen legten an der Insel an. Er hatte vieles vergessen wollen, seit er auf der Insel lebte, aber es war ihm nicht gelungen. Gewiß, er war dem kosmischen Bewußtsein näher gekommen, aber die primitive materielle Sphäre drängte sich immer wieder in seinen Kopf. Nun war sogar seine Insel in Gefahr. Man würde Rechenschaft von ihm verlangen, weil er Nutznießer mehrerer großer Konzerne war. Man würde ihn enteignen und aus seiner Insel einen Ferienort für die arbeitende Bevölkerung machen.
    Er lachte bitter, während die Zwillinge sich selbst befriedigten. Vielleicht war er nur ins Biologische geflohen, um die proletarische Revolution zu vergessen. Daß proletarisches Aufbegehren nur ein kosmisches Flackern von unendlich kurzer Dauer sein konnte, hatte er längst begriffen. Aber um das proletarische Aufbegehren meistern zu können, müßte er sich ausschalten aus dem großen Netz libidinöser Anregungen. Das wäre eine Rückkehr in die platte Realität und daher unangenehm. Er fühlte zunehmend, wie sein Gebilde rein biologischer Regelung zerbrach und einem barbarischen Einfluß unterlag.
    Ich bin nicht mehr Herr auf meiner Insel, dachte er und malte sich aus, wie sich die Zwillingsschwestern den Eroberern hingeben würden. Fickende Genossinnen. Vielleicht werden sie die Insel vermissen.
    Er überlegte seine persönliche Konsequenz. Dann fixte er zum letzten Mal. Er biß sich, noch bevor die proletarischen Truppen bis zu ihm vorgedrungen waren, auf den hohlen Zahn, der Zyankali enthielt.

 
Horst Pukallus
Interludium
     
    Der erste Kontakt mit dem angekündigten Linienschiff bestand aus dem heftigen Flackern einiger Lämpchen in der Ortungszentrale und einem abscheulich auf- und abschwingenden Ton, der nach wenigen Minuten wieder verstummte.
    Dieser Vorgang war Faro vertraut; er hatte ihn während seiner langjährigen Dienstzeit oft genug zur Kenntnis nehmen müssen, um daraus einen nicht wegzudenkenden Bestandteil seines Lebens zu machen. Trotzdem empfand Faro das Geräusch nun als einen brutalen Einbruch in seine persönliche Sphäre.
    Seit Tagen hatte er sich an das Keuchen der Sauerstoffpumpe gewöhnt, das akustische Lebenszeichen des schwindenden Bewußtseins seiner Frau. Seit Tagen saß er auch neben der Therapeutischen Automatik und beobachtete die immer flacher werdenden Kurven des Oszillographen. Die Kurven wurden mit der gleichen Unerbittlichkeit flacher wie das Gesicht der Sterbenden gelber und knöcherner.
    Irgendwann hatte ihm Megi, seine jüngste Tochter, den Funklochstreifen mit der Anmeldung des Linienschiffs überreicht, aber er hatte ihn nicht gelesen. Eigentlich hätte sein Pflichtbewußtsein erwachen und er an seine Arbeit gehen müssen, doch er blieb mit dem Streifen in den Händen neben der Automatik sitzen, zusammengekrümmt dem endlosen, ermüdenden pffffft – pffffft der Sauerstoffpumpe lauschend, während Isloa reglos in dem transparenten Behälter lag.
    So verblieb er mit größtem Desinteresse bei der Maschine, bis das Alarmsignal ihn empfindlich aus seinem dumpfen Brüten riß. Nun entsann er sich wie in plötzlichem Erwachen nach einem Alptraum seiner Aufgaben, gewann die Beziehungen zur Realität wieder und suchte die Lage zu erfassen.
    Das vielfach lichtschnelle Raumschiff war im nördlichen Sektor des Relais-Systems im Einstein-Raum materialisiert; seitdem wartete der Kommandant auf die Bestätigung, daß die Möglichkeit zum gefahrlosen Durchqueren des Systems gegeben sei. Nun hatte die Ortungszentrale des Stützpunktes automatisch die starken Energieausbrüche beim Abbremsen des Schiffes angemessen und den Alarm ausgelöst.
    Faro las rasch den Lochstreifen. Es handelte sich um eines der großen Fernlinienschiffe, die nur alle fünf Jahre Standardzeit zwischen den einzelnen Galaxien verkehrten. Ein wichtiges Schiff also, mit maximal sechstausend Personen an Bord, Menschen und Nichtmenschlichen, Kolonisten, Flüchtlingen, Abenteurern, Prospektoren und

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