Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
Vom Netzwerk:
Oberfläche zu einem sinnlosen Risiko. Die Ortungsaußenstationen auf den beiden anderen Relais-Planeten arbeiteten vollautomatisch und in Eigenwartung. Sie standen mit der Ortungszentrale auf dem Planeten II in permanenter Verbindung.
    Einmal monatlich durchquerte ein Linienschiff das System. Und sehr selten führte der Kurs eines der Fernlinienschiffe hindurch. Zwecks Energie- und Zeitersparnis wich kein Raumschiff von seiner gradlinigen Route ab, so daß häufig unter-lichtschnelle Durchquerungen der auf dem Kurs liegenden Sonnensysteme erforderlich wurden. In diesen sogenannten Relais-Systemen befanden sich gleichartige Stützpunkte wie die Station Faros, die vor der Ankunft der Schiffe zu prüfen hatten, ob diese ungefährdet passieren konnten. Bei den, durch die unerhörten Geschwindigkeiten der Schiffe bedingten, langen Bremszeiten vermochte das geringste Hindernis eine Katastrophe herbeizuführen. Kurskorrekturen waren infolge der damit verbundenen gewaltigen Energieverluste nicht gestattet.
    Noch nie in Faros Leben hatte ein Schiff in seinem System irgendeine Gefahr zu überstehen gehabt. Nur einmal, während einer Sonneneruption, mußte ein Schiff mitten im System stoppen und eine Verzögerung in Kauf nehmen, da die Energieausbrüche die Steuersysteme beeinflußten.
    Faro war stolz auf die Korrektheit, mit der er bisher seinen Dienst versehen hatte. Sein heutiger Fehler hatte ihm einen schweren Schock versetzt, und für einen Augenblick hatte er die Nerven verloren.
    Die Ruhe, die auf dem Antlitz der Sterbenden lag, übertrug sich jedoch nun auf ihn. Lange saß er vor der Automatik und lauschte dem eintönigen pffffft – pffffft der Sauerstoffpumpe, die ein im Koma befindliches Gehirn mit dem erfrischenden Medium versorgte. Das Zucken des Oszillographen war dennoch schwächer geworden, die Kurven so flach wie die Wölbung eines Fingernagels.
    Faro wußte nicht, welchem Leiden Isloa zum Opfer fiel. Die Diagnose der physioanalytischen Automatik lautete: Endogene Desintegration – womit Faro nicht viel anzufangen wußte. Er grübelte eine Weile über diesem Problem, aber die Nähe der Sterbenden und der Geruch des Ozons, der ihn manchmal zu einem heiseren Husten zwang, schienen seine Gedanken zu verwirren; die Begriffe wirbelten in seinem Kopf durcheinander und verschwammen zu einem trägen Brei, um sich wieder explosionsartig aufzulösen und eine Vielfalt von Definitionen konfus zu assoziieren. Sein Gehirn saß wie ein zähflüssiger Klumpen unter der Schädeldecke.
    Als er es aufgab, weiter über das Problem nachzudenken, waren die Reflexe auf dem Oszillographen verschwunden. Er hob den Kopf, der ihm fast bis auf die Knie gesunken war, warf noch einen Blick auf das Antlitz der Toten, stand bedächtig auf und ging mit hängenden Schultern und schleppenden Schritten dem Ausgang zu.
    Nachdem er die Ambulanz verlassen hatte, schien in dem halbdunklen Raum keine Veränderung eingetreten zu sein, übersah man das Ausbleiben der Reflexe auf dem Oszillographen. Die Gesichtszüge der Toten hatten sich nicht verändert, auch bewegten sich ihre Brüste weiter im Rhythmus der Sauerstoffpumpe, die immer noch mit ihrem nicht enden wollenden pffffft – pffffft die schlaffen Gewebe der Lungenflügel füllte und leerte, eine sinnlose und nekrophile Tätigkeit, die sich vom Sauerstofftank über die Pumpe und den dünnen, im Mund der Toten verschwindenden, fast phallischen Schlauch bis in den Körper erstreckte. Aber es war niemand da, um sich zu entsetzen.
    Faro strebte wie im Traum durch die Räume der Wohnetagen und suchte seine beiden Töchter, um ihnen die Nachricht mitzuteilen. Er hätte es als Sakrileg empfunden, sie über die Sprechanlage zu verständigen. Die Mädchen hatten die Ankündigung des bevorstehenden Todes mit trauriger Verstimmtheit aufgenommen. Nun würde er ihnen die Hände auf die Schultern legen, eine Geste ungewissen Trostes als Vorwand, selbst nach einem Halt suchend.
    Als er die Geschwister nicht fand, blieb er auf dem dicken Teppich des Gemeinschaftsraumes stehen und blickte auf das altmodische Muster hinab, das bereits ein wenig verblichen war; aber deutlich vermochte man noch die Umrisse und Farben wahrzunehmen, die Fragmente aus der präzivilisatorischen Epoche darstellten. Da waren sterbende Stiere und prächtige Pfauen, seltsam gekleidete Frauen und Männer und ringsum große und kleine Blumen. Fragmente, die sich, hätte Faro eine größere Phantasie oder mehr Sachkenntnis besessen, zu

Weitere Kostenlose Bücher