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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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einem lebensfrohen Mosaik zusammengefügt hätten. So aber wandte sich Faro gleichgültig ab und setzte die Suche nach den Geschwistern fort.
    Er fand sie in einem der Schlaf räume. Er nahm nicht wahr, ob es einer der ihren, Isloas oder sein eigener war, und es blieb auch unwichtig. Er sah nur die Geschwister, wie sie, sich windend und umarmend, auf einem breiten Polster lagen, wie Selen eine Hand zwischen die Beine ihrer Schwester führte und deren Brustwarzen mit Küssen bedeckte. Faro hörte ihr Stöhnen nicht und bemerkte kaum, daß die Mädchen nackt waren; er drehte sich um und taumelte davon.
    Das Universum schien sich aufgelöst zu haben. Da war nur noch er allein, mit dem dumpfen Pochen des eigenen Herzens und dem die Kehle zuschnürenden Gefühl der Einsamkeit und ängstlichen Leere. Vor seinen Augen war alles stumpf und verschwommen, wie das Muster des Teppichs im Gemeinschaftsraum, oder als läge er in einer vielfarbigen Brühe oder inmitten eines Felsklotzes, in dem sich viele Gesteinsformationen vereinten und ihre stumpfen Farben aneinander reihten.
    Er vermochte das Gesehene weder zu begreifen noch zu glauben, aber die Furcht vor einer erneuten Konfrontation mit seinen Töchtern hielt ihn davon ab, nochmals zu ihnen zu gehen. Ihr Verhalten erschien ihm um so perfider, je mehr ihm klar wurde, daß er nie etwas davon geahnt hatte.
    Dann erinnerte er sich auch daran, daß er in langen Jahren der einzige Mann auf diesem Planeten gewesen war, ja, daß seine Töchter, die Isloa auf diesem Relais-Planeten geboren hatte, noch nie andere Männer gesehen hatten, außer ihren eigenen Vater, als die auf Bildern und in den selten genug ungestört ankommenden Televisionsprogrammen.
    Faro wußte nicht, was zu tun war. Die Situation war ein furchtbares Novum. Plötzlich verspürte er das unwiderstehliche Verlangen, mit jemand zu reden, ihm seine Nöte mitzuteilen und um einen Rat anzubetteln. Menschen, er mußte wieder andere Menschen sehen, sie fühlen, hören, sehen, mit ihnen sprechen!
    Sein Affektstau entlud sich in einem irren Aufschrei. Er stürzte davon, hastete in den Funkraum und hämmerte hysterisch auf die Tastatur der Rufanlage, bis die Lautsprecher die nervöse Stimme eines Mannes von sich gaben, dessen Fragen für Faro unverständlich und zusammenhanglos blieben. Er brüllte etwas in das Mikrophon, der Mann schrie zurück; seine Fragen wurden drängender und wütender.
    Es wurde dunkel vor Faros Augen, seine Hände ließen von den Instrumenten ab; dann fiel sein Körper, nachdem er über das Instrumentenbrett gerutscht war, schwer zu Boden. Als die fremde Stimme keine Antwort mehr erhielt, verstummte sie ebenfalls. Dann war im Funkraum nur noch das Knacken störender Radiosterne und das Rauschen atmosphärischer Störungen zu vernehmen. Der Sitz des Sessels drehte sich langsam und lautlos um die eigene Achse.
     
    Während eine rein physische Reaktion des vegetativen Nervensystems Faro vor dem Wahnsinn bewahrte, herrschte in dem Fernlinienschiff, das gerade den Planeten I passierte, verständliche Verwirrung. Der automatische Impulsruf vom Relais-Planeten II, dem akustisch ein sinnloses Geschrei und Gestammel folgte, rief unter den Offizieren Besorgnis und erhebliche Meinungsverschiedenheiten hervor. So entschied das Robothirn des Schiffes die umstrittene Frage, was zu tun sei. Nach einer Kalkulation von zwei Sekunden Dauer gab es bekannt, daß der unverständliche Anruf zu der Befürchtung Anlaß gebe, daß auf dem Relais-Planeten II eine Funktionsstörung eingetreten und daher eine extreme Gefährdung des Linienschiffes und aller folgenden Schiffe gegeben sei. Somit könne eine Vollbremsung, Kursabweichung und Landung trotz hoher Energie- und Zeitverluste im Interesse des Gemeinwohls gerechtfertigt werden.
    Dieser außergewöhnliche Beschluß des Robothirns setzte die Verantwortlichen in Erstaunen, konnte sich doch keiner an einen Präzedenzfall erinnern. Dennoch beruhigte man die Passagiere und beeilte sich, dem logisch völlig begründeten Verlangen des Robothirns nachzukommen.
    Das seit Beginn der intergalaktischen Raumfahrt einmalige Ereignis, ein Fernlinienschiff auf einem simplem Relais-Planeten zwischenzulanden, wurde sorgfältig vorbereitet. Da das Schiff für diesen Zweck absolut nicht vorgesehen war, befanden sich an Bord keine Beiboote, die in diesem Fall von Nutzen gewesen wären. So ergab sich die Landung des gesamten Schiffsgiganten als unumgänglich.
    Vier Stunden Standardzeit später

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