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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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wurde Faro durch das gellende Klingeln der Hauptalarmglocke aus seiner Bewußtlosigkeit geschreckt, als das Schiff die Distanz von 2Millionen Kilometern unterschritt. Zunächst fiel es Faro schwer, seine Gedanken zu ordnen, aber dann fügte sich aus den Fragmenten seiner Erinnerung der Komplex des Geschehenen zusammen und er erkannte die ganze Tragweite seines unbedachten Handelns. Das Schiff war vom Kurs abgewichen und näherte sich dem Planeten, offensichtlich in der Absicht, zu landen.
    Faro verschwendete keinen Gedanken mehr an seine Frau und die Geschwister, sondern versuchte, eine neue Verbindung mit dem Schiff herzustellen, doch vergeblich. Einige eminente Schaltvorrichtungen waren beschädigt, und in seinem Toben hatte er sogar unbemerkt einen Hauptschalter abgebrochen; auf seiner Stirn befand sich eine Platzwunde, und ein dünnes Blutrinnsal sickerte über Faros Wange.
    Er wußte, daß eine Reparatur mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde, denn es lag schon lange Zeit zurück, daß er das letzte Mal eine solche hatte vornehmen müssen. Die Sachkenntnis und die Geschicklichkeit waren ihm abhanden gekommen, die Apparatur war zu umfangreich und kompliziert geworden. Zwar hatte man ihm stets mit den alljährlich eintreffenden Versorgungsbomben – unter anderem – neue Fachliteratur und Arbeitsanweisungen geschickt, aber er hatte sie nie studiert. Jetzt rächte sich diese Nachlässigkeit.
    Er unterband das nervenaufreibende Klingeln der Alarmglocke und überprüfte die Instrumente der Landebahnkontrolle.
    Die für etwaige Notfälle angelegte Landebahn folgte dem Äquator des Relais-Planeten in einer Länge von 1250 Kilometern und war 10 Kilometer breit, so daß jedes noch so große Raumschiff bequem darauf landen konnte. Die Fläche wurde beidseitig von Energiemasten gesäumt, die in Abständen von jeweils einem Kilometer in den Boden gerammt waren, und die das Areal bei Annäherung eines Schiffes automatisch mit einem 50 Meter über dem Fels fixierten energetischen Prallfeld bedeckten. Das dazugehörige Kraftwerk entwickelte eine Leistung von mehreren Milliarden Kilowatt.
    Als Faro endlich die Defekte an Energiemasten auf einer Strecke von fünf Kilometern bemerkte, schien ihm das Blut in den Adern zu gerinnen. Diese Lücke genügte, um das landende Raumschiff infolge der starken Gravitation, die genau 3,4 Gravos betrug, mit dem nackten Fels in Berührung kommen und zerschellen zu lassen.
    Das Raumschiff mußte in weniger als fünfzig Minuten landen. Fiebernd, mit geballten Fäusten überlegte Faro. Das Verladen der Austauschmasten nahm wenigstens zehn Minuten in Anspruch. Die Fahrt mit dem Geländepanzer zum betroffenen Abschnitt zwanzig Minuten; der Austausch selbst allein schon vierzig Minuten. Nein, das Ausfüllen der Lücke war in dieser Zeit, bis das Schiff landete, unmöglich, aber er konnte sie weit genug dezimieren, um die Gefahr weitgehendst herabzumindern.
    Faro fühlte ziehenden Schmerz in den Gelenken, doch er arbeitete ohne Rücksicht. Rasch, aber sorgfältig verlud er mit dem Magnetkran die Austauschmasten auf den flachen Rücken des Fahrzeugs, das unbeweglich wie eine versteinerte Schildkröte im Hangar stand. Der Panzer war nie benutzt worden. Faro kamen Zweifel, ob er überhaupt noch funktionstüchtig war.
    Nachdem Faro die Masten verladen und verankert hatte, kletterte er mit steifen Bewegungen in die transparente Kanzel und schlug die schwere Schleusentür hinter sich zu. Kalter Schweiß rann über seine mageren Glieder; es juckte in den Gelenkhöhlen und kitzelte unter der Nase.
    Die Armaturen waren einfach. Faro schaltete die Zündung ein – ein paar Lämpchen leuchteten auf, aber die Motoren regten sich nicht. Mit fliegendem Atem zündete Faro noch einmal, dann zum dritten, vierten und fünften Mal.
    Die Zeit, die Zeit! Faro litt unter Atembeschwerden, seine Hände zitterten.
    Endlich summten im Heck des Panzers die Atommotoren auf. Das Geräusch verstärkte sich zu einem dumpfen Brummen. Der penetrante Geruch sich erwärmender Maschinen breitete sich in der Kanzel aus. Bebend wie ein Greis, der zu lange geruht hat, setzte sich das Fahrzeug in Bewegung, überfuhr die Kontaktschwelle – darauf öffnete sich der Hangar – und brummte hinaus in die feindselige Atmosphäre des Relais-Planeten II. Faro übersah die Erstmaligkeit dieses Ereignisses. Das drohende Unheil verdrängte alle persönlichen Eindrücke.
     
    Der Geländepanzer wurde vom Sturm geschüttelt. Sandschwaden scharrten

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