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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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eine Ölfunzel, in deren Licht ich zu meinem unaussprechlichen Entsetzen wahrnahm, daß der Kanalrat nunmehr ein langes, blitzendes, ungemein scharf aussehendes Messer gezogen hatte, mit dem er sich jetzt vor mich hinkauerte.
    »Ich bedauere es sehr«, murmelte er, sich auf den Fersen hin und her wiegend, »ich bedauere es sehr, Sie so enttäuschen zu müssen. Wohl gibt es eine geheime Gesellschaft, die hier unten in den Kanälen ihr Wesen treibt, aber die Männer und Frauen, deren Verschwinden Sie, mein Herr, zu Ihrem Unglück bemerkt haben, gehören nicht dazu. Wir sind nur wenige, die wir in den Litfaßsäulen dieser Stadt warten –«
    Ich wollte schreien, aber er hielt mir blitzschnell die Hand auf den Mund.
    »– die wir hier auf Beute warten, wenn wir hungrig sind.«
    Seine Hand riß meinen Kopf herunter, so daß sich mein Hals frei seinem Messer darbot, dessen scharfe Schneide meine Kehle berührte. In meiner besinnungslosen Angst machte ich eine zuckende Bewegung, so daß der Stahl die Haut ritzte; ich fühlte, wie ein Tropfen warmen Blutes über die Halsbeuge bis zum Kinn lief.
    Jetzt war es aber genug; ich hielt es nicht mehr aus. Ich mußte aufwachen.
    »Ich träume nur!« schrie ich mit fast berstender Lunge. Die Worte wurden unter dem furchtbaren Griff des Kanalrates nur ein stöhnender Laut.
    Aber der Unhold verstand mich und schüttelte grinsend den Kopf. »Das ist«, sagte er mit einem so untraumhaften Schmatzen, daß es mich die schreckliche Wahrheit blitzartig erkennen ließ, »das ist ein Irrtum, den vor Ihnen schon viele begangen haben, mein Herr.«
    Dann schnitt er mir die Kehle durch.

 
Norbert Fangmeier
Am Rande des anderen Lebens
     
    Schomon erwachte, als das Oberteil seines Bettes sich aufrichtete. Eine Stimme sagte: »Es ist Essenszeit, Herr Schomon.«
    Er hörte das leise Summen des Servierautomaten und spürte gleich darauf das Gewicht eines Tabletts auf seinen Beinen.
    »Darf ich Ihnen helfen, Herr Schomon?« fragte die Maschi ne. Schomon wandte den Kopf, um sie anzuschauen; mit einer fahrigen Bewegung führte er eine Hand zum Gesicht, als wolle er die Dunkelheit fortwischen wie eine Schmutzschicht. Er betastete einen Augenblick lang die rauhe Oberfläche der Bandagen, die dort waren, wo Augen hätten sein müssen, dann streckte er den Arm aus und schleuderte das Tablett vom Bett. Scheppernd schlug Plastik auf Plastik.
    »Laßt mich in Ruhe«, stieß er hervor, beugte sich schnell zur Seite und suchte mit der Rechten das Abstellbord neben dem Bett. Als seine Finger die glatte Form des Pillenfläschchens ertastet hatten, ließ er sich zurück ins Bett fallen, dessen Oberteil sich summend wieder senkte. Er schüttete den Inhalt des Röhrchens in die Hand und zählte die Pillen ab; es waren nicht viele, und er schluckte sie alle.
    Aufseufzend entspannte er sich und wartete, bis das Schlafmittel zu wirken begann.
     
    Schomon erwachte erneut, als er aus dem Bett stürzte. Er schlug dumpf auf den federnden Bodenbelag und wollte aufstehen; neuerliches Schwanken und Beben des Bodens hinderte ihn daran.
    Schließlich gelang es ihm, sich aufzurichten und das Bett zu erreichen; plötzlicher Beschleunigungsdruck preßte ihn tief in die Polster.
    Tief unten im Rumpf des Raumschiffes erscholl schrilles Pfeifen und endete in jäher Dissonanz; abrupt verschwand jegliche Schwere, die Übelkeit des freien Falls packte Schomon – dann herrschte wieder normale Schwerkraft, und Schomon setzte sich auf, den Kopf schüttelnd, wie um einen Alptraum zu verscheuchen.
    Aber er hatte nicht geträumt.
    Die Antriebsmaschinen liefen nicht mehr, ihr sonst allgegenwärtiges Geräusch war verstummt; nur die vertraute Vibration der Schwerkraftgeneratoren war geblieben.
    Schomon stieg vorsichtig aus dem Bett. Die Arme weit von sich gestreckt, tastete er sich zur Wand, zum Lautsprecher des Interkom. Aber die Anlage war tot; Schomon ging zur Tür, öffnete behutsam das Schloß und trat auf den Gang hinaus.
    Er stolperte an der Wand entlang, bis er eine andere Tür erreichte. Er öffnete sie und trat vorsichtig, mit den Armen umherforschend, in die Kabine.
    Der Raum war klein, vielleicht vier Schritte im Quadrat, und leer bis auf einen Tisch und drei Stühle. Das Bett, so ertastete Schomon, war in die Wand geklappt, die Kabine sorgfältig aufgeräumt; auf dem Tisch lagen einige Zeitschriften, ein Buch und Eßgeschirr.
    Auf einem der Stühle saß ein Mensch.
    Schomon zuckte zusammen, als er die fremde Schulter berührte,

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