Science Fiction Jahrbuch 1983
Schlaf an ihrer Seite zu sinken. Jetzt sah es so aus, als könne sie die Verzögerung nicht ertragen. Sie sagte, wobei sie zu seinem geröteten Gesicht aufblickte und ihre Lippen zwang, sich in einer scheußlichen Parodie eines Lächelns zurückzuziehen: „Bleib nicht zu lange, mein Geliebter.“
Sein Gesicht rötete sich vor Zufriedenheit, und Mhari zuckte vor dem zurück, was er jetzt, wie sie wußte, dachte, aber ihre Hand lag fest auf dem Schwertgriff, und sie fühlte, wie sie flüsterte: „Bald, bald.“ Seine rauhe Hand bewegte sich in grober Zärtlichkeit über ihr Gesicht und ihre Brüste. „Oh, ich werde nicht lange bleiben“, versprach er, die Augen schwer vor Glut, und gerade, als sie zurückzuckte, fühlte Mhari eine heiße Wollust der Freude, weil sie daran dachte, wie sie zuschlagen und sein Blut über sich, über das Schwert, hinausspritzen sehen würde. Narthen brüllte: „Beria! Lanilla! Kümmert euch um die Lady Mhari!“ Und die Frauen kamen kriecherisch und drängelten sich um sie, bis sie ihr Zimmer erreicht hatten.
Seit vierzig Tagen hatte sie Narthens Bett im großen Schlafgemach geteilt, wo ihr Vater mit Stelli geschlafen hatte, seit ihre Mutter dem Tode nahe gewesen war – vor acht Jahren, als ihr letztes Kind tot geboren wurde. Stelli hatte kein Kind geboren, und obgleich es Mhari leid getan hatte – sie hatte die jährlichen Babys geliebt, die im Haushalt geboren wurden, und hätte gerne eine kleine Halbschwester oder einen kleinen Halbbruder gehabt –, war sie jetzt froh, daß es keine Kleinen gegeben hatte, die Narthen töten oder seinen Männern übergeben oder, durch seine Herrschaft hier verdorben, aufziehen konnte.
Mhari schaffte es, das Schwert auf dem Bett niederzulegen. Sie war sicher: Keine der Frauen konnte es sehen, doch es fühlte sich so hart und fest in ihrer Hand an, und sie konnte nicht glauben, daß es, solange es um ihre Hüfte gegürtet war, keine von ihnen fühlen konnte, als sie sie auskleideten. Sie wuschen sie und steckten sie in ein seidenes Nachtgewand, das der Geliebten eines der Friedensmänner ihres Vaters gehört hatte. Narthen, dachte sie gequält, hätte nie geglaubt, daß die Töchter eines Lords in einfachen Leinenhemden und wollenen Bettsocken schliefen, mit heißen Ziegeln zu ihren Füßen. Sie haßte das seidene Nachtgewand, das ihre Brüste für seinen lüsternen Blick entblößt ließ, haßte dessen Kälte. Aber als sie sie ins Bett gebracht hatten, streckte sie die Hand aus, um den unsichtbaren Griff des Schwertes zu umfassen und sich mit seiner Festigkeit unter ihrer Hand zu beruhigen, und wieder setzte das hohe Summen ein, begann in ihrem Verstand zu pulsieren: Blut, Blut, ich will Blut, zieh mich, damit ich trinken kann …
Als endlich Narthens gerötetes Gesicht um die Tür herum erschien, konnte sie einen kleinen Schrei nicht zurückhalten, dieses Mal nicht aus Furcht, sondern aus purer Freude. Er verstand sie falsch und sagte in seiner betrunkenen, dünnen Stimme: „Ah, du kannst es jetzt nicht mehr erwarten, nicht wahr, meine Kleine? Ich habe dir gesagt, daß du mich mit der Zeit genug mögen würdest – ich komme zu dir.“ Seine trunkenen Finger hantierten an den Verschlüssen seiner Kleider. Er tappte auf sie zu, nackt, auf trunkenen Füßen, sein Glied pulsierte bereits aufrecht, er lehnte sich über sie …
Blut! Zieh mich, damit ich trinken kann!
Das hohe Schrillen raste durch den ganzen Raum, und durch den Nebel vor ihren Augen konnte sie die frostigen Augen des Geistes des Schwertes sehen, das helle, durchsichtige Rot seines Haars, wie ein Laranzu, und es schien, daß es eher seine Hand war als ihre eigene, die das Schwert herausriß. Narthen murmelte: „Ah, meine kleine Mhari …“
Das Schwert pfiff,
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