Science Fiction Jahrbuch 1983
Raumfahrt. Kurt S. ist ein Leser, er geht nicht ins Kino, er hat kein Fernsehen.
Kurt S. studiert Mathematik im zweiten Semester. Nach der Hauptschule im Nachbardorf lernte er Klempner, dann machte er auf der FOS das 10-te, dann das 12-te Schuljahr. Anschließend ging er auf die Gesamthochschule. Für Mathematik begann er sich erst in der FOS zu interessieren. Seit 8 Jahren liest er die PR-Serie.
Was ist ein Perry-Rhodan-Leser? Kurt S. hat am 12. Mai 1972 im Alter von 13 Jahren angefangen, PR zu lesen. Ein Heft kann er an einem Abend lesen, in der Regel jedoch hat er das Heft, wenn er es mittwochs kauft, am Freitag durch. Zeiten weise hat er 3 Auflagen gleichzeitig gekauft: Neben den wöchentlich neu erscheinenden Heften hat er die früheren in Neuauflagen nachgelesen. Manchmal sammelten sich Stapel an: Dann las er 6 Hefte hintereinander weg. Inzwischen kennt er die ganze Serie und hat alle Hefte in seinem Besitz.
Durch eine kritische Fernsehsendung (wahrscheinlich zum Heft 500) war Kurt S. auf PR aufmerksam geworden. Er interessierte sich schon für Raumfahrt, las Science Fiction, Krimis, suchte aber für sich noch den richtigen Lesestoff, etwas, was man jede Woche lesen kann. In dem Dorf, wo er wohnte, gab es keinen Buchladen. Er besorgte sich sein erstes PR Heft, um es damit zu versuchen.
Bücher waren keine Alternative: Sie sind zu lang, zu teuer und ohne Fortsetzung: Dann muß man wieder etwas Neues suchen. Vor der PR-Zeit las Kurt S. Jugendbücher, sein Lieblingsbuch hieß „Das alte Haus“. Ohne sich noch an Einzelheiten der Handlung erinnern zu können, ist er sicher, daß in jenem „alten Haus“ alle seine Phantasien Platz hatten. Aber dann waren ihm diese Bücher langweilig, er suchte etwas anderes. Die PR-Hefte gefielen ihm sofort, weil die ganze Milchstraße, alle menschlichen und extraterrestrischen außerirdischen Wesen friedlich unter einer Regierung zusammenlebten. Diese Vorstellung faszinierte ihn. Nach einigen Heften stellte er fest, daß dies seine eigenen Phantasien waren, denn die PR-Serie lief anders. Trotzdem blieb er dabei, es wurde eine „Sucht“, allen Anspielungen und Verweisen lesend nachzugehen. Er weiß, daß viele Jugendliche wieder aufhören, wenn sie einige Hefte gelesen haben, so 100 oder nur 50, aber wenn man PR richtig liest und Bescheid weiß, dann ist es längst eine Sucht geworden, dann kann man nicht mehr aufhören.
Kurt S. interessiert das komplexe Beziehungsgeflecht, z.B. die Rückbezüge auf frühere Hefte, so daß er manchmal alte Hefte noch einmal heraussucht. Im Heft 975 heißt es z.B. sinngemäß, alle Völker terranischer und lemurischer Abstammung in unserer Milchstraße seien gefährdet. Selbst wenn man die letzten hundert PR-Bände gelesen hat und damit viele Völker der Milchstraße kennt, weiß man nicht, welches Volk nun lemurischer Abstammung ist und welches nicht. Der Text setzt voraus, die 200er Bände, die 300er oder die 400er Bände in Erinnerung zu haben. In einigen Heften dieser Zyklen wird die Geschichte der Lemurer erzählt.
In den 300er Bänden taucht ein Riesenroboter auf („01d Man“), ohne daß man weiß, woher der plötzlich kommt. Später gibt es Anspielungen, daß dieser Roboter ein Produkt der vergangenen Lemurer-Technologie ist. Das „Reich der Lemurer“ wurde im 200er Zyklus geschildert. Eine Raumfahrerbesetzung unternimmt eine Zeitreise, 50.000 Jahre zurück: Sie landen bei den Lemurern und bauen an diesem Roboter mit. Damit gelangt das Wissen um diesen Roboter in die Gegenwart. Diese Problemstruktur ist typisch für die PR-Serie: Oft wird eine Technologie vorgefunden, mit der die Finder nichts anfangen können, weil sie von
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