Science Fiction Jahrbuch 1983
Optimismus zu begründet: „,Weil wir Frauen sind!’ verkündete Terfy lachend. ‚Und dort, wo Männer regieren, sind Frauen unter bestimmten Umständen schon immer siegreich gewesen!’“
Diese Anspielung auf die „weibliche“ Überlegenheit, von der es in der patriarchalischen Sprache heißt, sie mache Frauen „gefährlich“, diese Drohung an die männlichen Leser, wird von Nayn sofort pariert: „Benehmt euch nicht wie terranische Gänse! Ich jedenfalls habe vor, einen Teil der Mission ohne alle Emotionen durchzuführen. Was getan werden muß, wird getan! Und zwar mit kühlem Verstand …“ (718/8).
Diese Frauen verfolgen das Ziel, Männer zu werben, als berufliche Aufgabe, als Auftrag, der wie alle Expeditionen sachlich, strategisch begründet ist. Mit den Beziehungen zwischen Mann und Frau hat auch dieses Frauenheft nichts zu tun.
Um den Konfliktbereich sexuelle Frau gründlich zu vermeiden, reicht es anscheinend noch nicht aus, Nano als mathematische Leistungssportlerin zu beschreiben. „Groß, fast zu schlank“, so soll sich der Leser ihre Figur vorstellen. Auch den anderen Frauen ist kein weibliches Aussehen gestattet. Nayn, als „Gegensatz zu Nano“ bezeichnet, ist z.B. mit „kurz geschnittenem Haar“ ausgestattet.
Besonders gravierend ist, daß die 40jährige Nano mit einer fadenscheinigen Begründung als „junges Mädchen“ bezeichnet wird. Es wird dem Leser suggeriert, daß diese Frau, die Studium, Sportlerlaufbahn und Berufskarriere schon hinter sich hat, sexuell noch nicht reif ist. Sexualität gibt es in der PR-Serie noch nicht, es sei denn eine latente Homosexualität.
5. Reaktion
Erstaunt war ich über die altphilologisch genaue Lektüre und Textkenntnis des Lesers, mit dem ich gesprochen hatte, und über seinen wie romantheoretisch geschulten Überblick in diesem System von Verweisen, Vorausdeutungen, Rückblenden, plötzlichen Aufklärungen und Verschiebungen der Problemkonstellation, erstaunt war ich dann allerdings auch, als ich mit Nichtlesern über PR diskutierte, über deren eifrige Verdammung der Serie und ihrer Leser. An dieser Aburteilung ist etwas faul. Die PR-Serie ist erfolgreich wie keine andere, jeder hat schon von ihr gehört, vielleicht zieht sie deshalb auch die Verachtung besonders an. In unzähligen Leserbriefen klagen Leser darüber, daß ihre Lektüre, die sie mit Genuß zur Unterhaltung lesen, überall als der Gipfel des Schundes dargestellt wird, daß sich Leute über sie aufregen, die sie selbst nicht lesen, denen diese Leselust unbekannt ist. Viele PR-Leser sind in den Untergrund gegangen, sie lesen heimlich, für Kritik sind sie nicht mehr empfänglich, weil sie immer so überheblich-herablassend daherkam. Eine Lesergemeinde, wie sie sie andere Romane nie erreichen, lebt im Verborgenen. Wäre Perry Rhodan ein Buch, dann stände es in der Spiegel-Bestenliste seit zwanzig Jahren jede Woche auf Platz eins.
Die Hefte, die ich jetzt gelesen habe, faszinierten durch Professionalität: Es sind authentische Formulierungen massenhafter Jugendphantasien. Wie bei allen Jugendbüchern, zur Not liest ein Jugendlicher auch dasselbe Buch zwanzigmal, wiederholt sich in den PR-Heften die eingeführte Handlungs- und Personenstruktur. Die sprachliche Form möchte ich nicht aufwerten, aber man muß feststellen, daß der Wortschatz (auch Fremdwörter) relativ groß ist, daß mit der Erzählperspektive auch die sprachlichen Mittel variieren, daß Leerstellen den Leser beschäftigen können. Die Hefte sind aufgebaut nach den Prinzipien des traditionellen Romans. Die Kritik entzündet sich
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