Science Fiction Jahrbuch 1983
Aldiss, Dick oder Ursula LeGuin?
Den Weg Frankes – zum Beispiel – habe ich sehr genau verfolgt, denn schließlich war ich es, der seine ersten Kurzgeschichten damals in Andromeda veröffentlichte. Mir war von Anfang an klar, daß er die besten Anlagen zu einem guten Schriftsteller besaß. Ähnliches kann ich von Jeschke behaupten, der ebenfalls im Fandom seine erste Chance erhielt. Erler war mit einem Schlag da, was er in erster Linie dem Fernsehen zu verdanken hat. Amery liegt mir weniger und Pukallus schon gar nicht. Die anderen aufgeführten Autoren muß ich erst noch kennenlernen, ehe ich sie beurteilen darf.
Was die aufgeführten ausländischen Autoren angeht, so bevorzuge ich von ihnen Aldiss, und das nicht nur, weil wir Freunde sind. Obwohl er mehr die „New Wave“ vertritt, lese ich ihn gern. Nicht so Lem oder LeGuin, die mir zu dick auftragen. Dick und Brunner gefielen mir früher besser als heute, und mancher mag das als ein Armutszeugnis empfinden. Aber ist das nicht alles Geschmackssache?
Ist die SF im Vergleich zu früher besser oder interessanter geworden? Hat die Tatsache, daß heute auch relativ viele Frauen SF schreiben, die SF verändert?
Auch das ist eine Sache des Geschmacks. Die SF von heute mag in mancher Hinsicht interessanter geworden sein, weil sie vielseitiger wurde, aber ob sie deshalb auch besser geworden ist …? Sie wurde zum Teil anders, sie befaßt sich intensiver als früher mit gesellschaftlichen und sozialen Problemen. Das ist akzeptabel, wenn es nicht zu penetrant geschieht, was leider oft der Fall ist. Die Handlung wird zur Nebensache, Belehrung zum obersten Gesetz. Wie damals schon. Was die Frauen in der SF-Literatur angeht, so halte ich einige von ihnen für eine Bereicherung, nicht aber jene wenigen, die auf diesem Gebiet ihre endlich erreichte Emanzipation gründlich austoben. Ich spiele damit auf eine ganz bestimmte Autorin im Bereich der Fantasy an.
Nehmen wir mal an, man würde Walter Ernsting einladen, an einer Expedition zum Alpha Centauri – ob mit oder ohne Zeitdilatation – teilzunehmen. Würdest du die Einladung annehmen?
Ohne zu zögern – ja.
Und – die beliebte Frage – welche zehn Bücher würdest du mitnehmen?
Auf jeden Fall die zehn dicksten Wälzer, die aufzutreiben sind, und um die richtigen Titel auszuwählen, würde ich etwas Zeit benötigen. Die habe ich leider nicht, weil mir für dieses Interview nur zwei Stunden zur Verfügung stehen – und mein Schiff morgen startet.
Rein zufällig fiel mir vor ein paar Tagen eine Ausgabe von „Blick in die Zukunft“ in die Hand. Du hast dort damals – 1955 – einen Leitartikel zum Thema „Laika“ geschrieben und zum Schluß Vermutungen über die Anwesenheit von Außerirdischen im Orbit der Erde anklingen lassen. Dieses Thema kommt auch in Romanen oft bei dir vor, und bevor Däniken diese These zu untermauern versuchte, hast du bereits über den Besuch von Außerirdischen in vorgeschichtlicher Zeit auf der Erde geschrieben. Sind derartige Themen für dich mehr als reine Spekulation?
Der frühgeschichtliche Besuch Außerirdischer auf unserem Planeten war für mich schon immer ein faszinierendes Thema, und obwohl reine Spekulation, halte ich einen solchen Besuch nicht für unmöglich. Im Gegensatz zu Däniken allerdings glaube ich nicht an einen mit Absicht durchgeführten Besuch Außerirdischer, sondern mehr an einen Zufall, wie zum Beispiel eine Bruchlandung auf der Erde. Es gibt genug Überlieferungen, die darauf schließen lassen. Es ist aber auch möglich, so meine ich, daß einst auf der Erde eine eigene technische Zivilisation
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