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Science Fiction Jahrbuch 1983

Science Fiction Jahrbuch 1983

Titel: Science Fiction Jahrbuch 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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me­xi­ka­ni­scher Zu­ver­läs­sig­keit. Nun hat­te er je­den­falls ge­nü­gend Zeit, noch ei­ni­ge Auf­nah­men von der Son­nen­py­ra­mi­de zu ma­chen, wäh­rend er war­te­te, und viel­leicht … .
    „Señor? Señor!“
    Hil­gard dreh­te sich um. Ein Fah­rer – nicht sei­ner – war aus ei­nem po­lier­ten klei­nen Volks­wa­gen aus­ge­stie­gen und wink­te ihm.
    „Ih­re Frau, Señor, sie wird in we­ni­gen Mi­nu­ten hier sein. Sie macht noch Auf­nah­men auf der großen Py­ra­mi­de und läßt aus­rich­ten, bit­te zu war­ten, sie wird bald kom­men.“
    „Ich glau­be, Sie ver­wech­seln mich mit je­man­dem“, sag­te Hil­gard.
    Der Fah­rer sah ihn ver­blüfft an. „Aber Sie sind ihr Mann, Señor.“
    „Tut mir leid. Ich bin nicht ver­hei­ra­tet.“
    „Soll das ein Witz sein? Dann ver­ste­he ich ihn nicht.“
    Der Fah­rer grins­te un­si­cher. „Ei­ne blon­de Frau mit dunk­ler Bril­le. Ich ha­be Sie bei­de heu­te mor­gen um zehn Uhr vor dem Ho­tel Cen­tu­ry in Zo­na Ro­sa ab­ge­holt, er­in­nern Sie sich nicht? Ge­ra­de vor zehn Mi­nu­ten sag­te sie zu mir: »Sa­gen Sie mei­nem Mann, er soll sich ein Weil­chen ge­dul­den. Ich ma­che noch Auf­nah­men von der Py­ra­mi­de, nur noch ein paar Mi­nu­ten.’ Und …“
    „Ich woh­ne im Ho­tel Pre­si­den­te“, sag­te Hil­gard. „Und ich bin nicht ver­hei­ra­tet. Ich bin heu­te mor­gen mit ei­nem schwar­zen Ford her­ge­bracht wor­den. Der Na­me des Fah­rers war Chu­cho.“
    Das erns­te und höf­li­che Grin­sen ver­schwand nicht vom Ge­sicht des Me­xi­ka­ners, aber es wur­de ver­zerr­ter, und gleich­zei­tig be­ka­men sei­ne Au­gen einen et­was feind­se­li­gen Blick, als wä­re er das Op­fer ei­ner ihm un­ver­ständ­li­chen Grin­go­pos­se. Lang­sam sag­te er: „Ja, ich ken­ne Chu­cho. Er hat heu­te mor­gen ei­ni­ge Ame­ri­ka­ner nach Xo­chi­mil­co ge­bracht. Viel­leicht war er ges­tern Ihr Fah­rer.“
    „Er hat mich vor dem Pre­si­den­te ab­ge­holt. Wir hat­ten es letz­te Nacht aus­ge­macht. Sein Lohn be­trug sieb­zehn­hun­dert Pe­sos.“ Hil­gard schau­te sich um und wünsch­te, der Mann wür­de sich se­hen las­sen, ehe die La­ge noch ver­wor­re­ner wur­de. „Sie schei­nen mich mit ei­nem an­de­ren Ame­ri­ka­ner zu ver­wech­seln. Ich rei­se al­lein. Ich hät­te zwar nichts da­ge­gen, ei­ne in­ter­essan­te Blon­di­ne ken­nen­zu­ler­nen, aber lei­der bin ich nicht mit ei­ner ver­hei­ra­tet, und ich bin ganz si­cher, daß Sie nicht der Fah­rer sind, der mich heu­te mor­gen mit­ge­nom­men hat. Es tut mir sehr leid, wenn …“
    „Dort kommt Ih­re Frau, Señor“, sag­te der Me­xi­ka­ner kühl.
    Hil­gard wand­te sich um. Ei­ne schlan­ke, at­trak­ti­ve Frau in den spä­ten Drei­ßi­gern, mit kur­z­em, gol­de­nem Haar und ei­nem of­fe­nen Ge­sicht, bahn­te sich einen Weg zwi­schen den Sou­ve­nir­stän­den am Ein­gang zum Park­platz hin­durch. „Ted!“ rief sie. „Hier bin ich!“
    Er starr­te sie ver­ständ­nis­los an. Er hat­te sie noch nie vor­her ge­se­hen. Wäh­rend sie nä­her kam, ver­zog er das Ge­sicht zu ei­nem star­ren Lä­cheln, das er bei­be­hielt. Aber was soll­te er zu ihr sa­gen? Er wuß­te ja nicht ein­mal ih­ren Na­men. Ent­schul­di­gen Sie bit­te, Ma’am, ich bin ei­gent­lich gar nicht Ihr Mann. Wie? Gab es ein Fern­seh­pro­gramm, frag­te er sich, das sich zur all­ge­mei­nen Gau­di so aus­ge­dehn­te Scher­ze mit ah­nungs­lo­sen, hilflo­sen Op­fern er­laub­te, und stand er ge­ra­de im Mit­tel­punkt ei­ner sol­chen Epi­so­de? Wür­den Sie ihn mit Heim­ge­rä­ten und Flug­tickets über­schüt­ten, wenn sie sei­ner Ver­le­gen­heit ein En­de mach­ten? Tut mir leid, Ma’am, aber ich bin in Wirk­lich­keit gar nicht Ted Hil­gard. Ich bin je­mand an­ders mit dem­sel­ben Na­men und Ge­sicht. Ja? Nein.
    Sie kam zu ihm her und sag­te: „Du hät­test mit mir hoch­kom­men sol­len. Weißt du, was sie in der letz­ten hal­b­en Stun­de da oben ge­tan ha­ben? Sie fei­ern das Früh­ling­s­ä­qui­nok­ti­um mit ei­nem az­te­ki­schen Ri­tus. Weih­rauch, Ge­sang, grü­ne Zwei­ge, zwei wei­ße Schwä­ne in ei­nem Kä­fig, die sie ge­ra­de be­freit ha­ben. Sehr fas­zi­nie­rend, und ich konn­te

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