Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
bereit lag. Er nahm es auf und schaltete es ein. Sofort sprangen ihm seine Formeln und Ergebnisse ins Auge.
»Wie Sie bereits sehen, Professor Baltor«, fuhr Ratsherr Norum fort, »haben wir Ihre Besorgnis bezüglich der Wasserreserven des Planeten sehr ernst genommen. Und um es vorweg zu nehmen, wir sind zu denselben Ergebnissen gekommen wie Sie auch. Nur was die Lösung dieses Problems anbelangt, sind wir uns im Rat noch uneinig.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Professor Baltor wahrheitsgetreu.
»Es ist ganz einfach«, meldete sich auf einmal Direktor Sikka zu Wort. »Ich bin der Meinung, dass wir für eine Lösung dieses Problems nicht zwingend diesen Planeten verlassen müssen. Nur weil irgendein dahergelaufener…« Direktor Sikka hielt kurz inne und versuchte sich zu beruhigen. »Nur weil Sie es sagen.«
»Ich verstehe«, sagte Professor Baltor mit ernstem Blick. Er verstand sogar mehr, als Direktor Sikka ausgesprochen hatte. »Dann nenne Sie mir eine Alternative, Direktor.«
»Das können wir im Moment nicht«, gab der Direktor kleinlaut zu. »Dafür brauchen wir Zeit.«
»Zeit, die wir aber nicht haben«, sagte Ratsherr Norum.
»Wir müssen uns diese Zeit nehmen«, erwiderte Direktor Sikka laut. Seine Emotionen waren kurz davor herauszuplatzen. »Ratsherr Norum«, begann er erneut seine Erklärung und versuchte mit aller Mühe seine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Den Planeten zu verlassen ist ein Plan, der Jahrzehnte in Anspruch nehmen und Unmengen an Ressourcen kosten würde. Sowohl die Zeit, als auch die Mittel sind beides Dinge, die wir nicht haben. Uns bleibt also keine andere Wahl als…«
»Sie verstehen es einfach nicht«, unterbrach Professor Baltor den Direktor. Was unter normalen Umständen einem Verbrechen gleichkam.
»Wie meinen Sie?«, fragte Direktor Sikka nach Fassung ringend. Seine Wut kochte beinahe über. Das jemand ihn, ein Mitglied des Rates, mitten in einem Satz unterbrach, war für einen Mann wie Sikka eine Beleidigung über allen Maßen.
»Es tut mir aufrichtig Leid, dass ich Sie unterbrechen muss Direktor«, versuchte Professor Baltor die Lage etwas zu korrigieren. »Doch ich bin mir sicher, dass sie das volle Ausmaß dieser bevorstehende Katastrophe nicht verstehen.«
»Wie können Sie es wagen?«, empörte sich der Direktor. »Sie sollten auf der Stelle verhaftet werden!«
»Beruhigen Sie sich!«, ertönte die Stimme des Ratsherrn.
»Aber Ratsherr…«
»Ich sagte, beruhigen Sie sich.« Dieses Mal klang die Aussage des Ratsherrn nach einem deutlichen Befehl.
»Ja, Ratsherr«, sagte Direktor Sikka und lehnte sich gekränkt in seinem Stuhl zurück.
»Fahren Sie bitte fort Professor«, sagte Ratsherr Norum, als wäre nie etwas vorgefallen.
»Gerne«, sagte Professor Baltor. »Wie bereits erwähnt, wird das Wasser des Planeten in ungefähr drei Jahren vollständig verdunstet oder vergiftet sein. Eine Tatsache die unumstößlich ist. Natürlich fiel auch mir sofort die Möglichkeit ein, das Wasser zu reinigen, es aufzubereiten und es wieder genießbar zu machen. Ich untersuchte also dieses Vorgehen und musste feststellen, dass diese Option nicht in Frage käme.«
»Wieso nicht?«, fragte Ratsherr Norum interessiert.
»Aufgrund der andauernden Verschmutzung durch Industrie und Abwasserentsorgung«, antwortete Professor Baltor. »Es gelangen jeden Tag so große Mengen an Müll und synthetischen Stoffen in unsere Meere und Flüsse, dass eine Reinigung nicht in Frage kommt. Es wäre wie ein ständiger Kampf, den man nicht gewinnen könnte. Dazu käme noch die verstärkte Verdunstung des Wassers. Im Endeffekt würden wir nichts erreichen. Im besten Fall könnten wir das Ende um wenige Monate hinauszögern.«
»Das ist wieder nur Ihre Meinung«, erwiderte Direktor Sikka. »Vielleicht gibt es ja Methoden, die sie nicht bedacht haben.«
»Ja, ich gebe zu das ist möglich«, stimmte Professor Baltor zu. »Können Sie mir denn eine dieser Methoden nennen?«
Direktor Sikka schwieg.
»Sie müssen dennoch zugeben Professor«, sagte Ratsherr Norum, »dass der Plan, den Planeten zu verlassen auch nicht ganz risikofrei ist.«
»Oh nein, ganz im Gegenteil«, stimmte Professor Baltor zu. »Das Risiko ist immens. Die Zeit ist viel zu knapp, die Ressourcen kaum vorhanden, genau wie Direktor Sikka vorhin vollkommen richtig feststellte.«
»Aber?«, fragte Ratsherr Norum hoffnungsvoll.
»Aber wir haben keine andere Wahl, als es zu versuchen«, antwortete Professor Baltor
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